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PR2608-Konflikt der Androiden

PR2608-Konflikt der Androiden

Titel: PR2608-Konflikt der Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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zurück. Das verlief analog zum letzten Entwicklungsschub, der Färbung. Keinem neugeborenen Firibirim war anzusehen, welche Farbe sein Pelz später haben würde. Es gab auch keine medizinischen Methoden, das im Voraus zu bestimmen. Und das war gut so, argwöhnte Mel-anta-Sel. Jedes Firibirim hätte wohl für sich einen roten Pelz in Anspruch genommen. Mit all den Konsequenzen, die sich nun leider ebenfalls abzeichneten.
    Mel fröstelte, je länger es die Auflistungen miteinander verglich. Dom-helo-Rom an seiner Seite war mittlerweile sehr schweigsam geworden.
    Die Letzten der ins Erwachsenendasein entlassenen Würfe tendierten eindeutig immer stärker zu einem roten Pelz.
    »Die Zunahme liegt schon im zweistelligen Prozentbereich«, stellte Dom entgeistert fest.
    »Inzwischen müssen wir damit rechnen, dass mindestens achtzig von hundert zu künftigen Befehlshabern heranwachsen«, sagte Mel. »Der Rest teilt sich zwar noch annähernd gleichmäßig in alle Farben, das ergibt aber trotzdem nur drei violette Firibirim, die später in der Lage sein werden, für Nachwuchs zu sorgen. Also nur noch ein Viertel dessen, was ich als gesunde Ausgewogenheit bezeichne. Jedes kann sich ausrechnen, was das bedeutet.«
    »Wir sind ein aussterbendes Volk«, ächzte Bea-egef-Lea. »Aber ... warum?«
    Dom-helo-Rom schwieg betreten, es peitschte nur aufgeregt mit dem Schwanz.
    Mel-anta-Sel plusterte sich auf und zeigte auf die Tabellen. »Eine kontinuierliche Verschiebung«, sagte es bedeutungsschwer. »Sie scheint zufällig begonnen zu haben; das ist ein Zeitpunkt, den ich mit keinem historischen Ereignis in Verbindung bringen kann. Ich sehe da nur einen möglichen Zusammenhang.«
    Dom-helo-Rom sonderte über die Hautporen gärende Luft ab.
    »Die Lebensenergie des Alles! Es hat also doch mit unserer Nahrung zu tun. Der schwache Metabolismus der Weißlinge reagiert sehr viel empfindlicher auf die Veränderung als bei einem ausgewachsenen Firibirim. – Wir haben Feinde. Sie lauern da draußen im Alles und vergiften uns.«
    Im ersten Erschrecken wollte Mel-anta-Sel über die Phantasie des Künstlers lästern. Doch es schwieg. Oft genug suchten die Antennen des Stockes nach fremdem Leben. Dass die Wissenschaftler bislang nicht fündig geworden waren, bedeutete keineswegs, dass das Alles wirklich so leer war, wie es den Anschein hatte.
    »Was denkbar ist, ist auch wahrscheinlich.«
    Genau das, entsann sich der Wissenssammler, hatte sein Freund Dom-helo-Rom schon vor langer Zeit geäußert. Momentan war es gezwungen, das Schlechteste zu denken.
     
    *
     
    »Dir geht es nicht gut?«
    Mel-anta-Sel wandte nicht einmal den Blick, als die leise Stimme erklang. Es wusste sofort, dass das Künstler-Fibirim gekommen war. Dom-helo-Rom machte sich Sorgen, das war dem Vibrieren in seiner Stimme anzumerken.
    Um mich?
    Irgendwie stimmte die Relation nicht. Um den Stock sollte Dom sich sorgen, vor allem um den Fortbestand der Firibirim. Das wäre wichtig gewesen, aber nicht ein einzelnes Schwarzpelziges, das sich noch dazu krank fühlte. Oder sollte es besser sagen: verändert?
    Gestern hatte Mel ein neues Büschel bunter Haare an sich entdeckt – und sie einzeln ausgerissen. Bei jedem Haar hatte es sich gefragt, wie lange es diese Farbe noch geben würde.
    Durch die große transparente Wand starrte Mel-anta-Sel hinaus ins Alles.
    Irgendwo da draußen geschah etwas, das den Firibirim zum Verhängnis werden konnte. Davon war es überzeugt. Den Weißlingen ging die Farbenvielfalt aus, ihm selbst wuchsen bunte Haare.
    Oft hatte es schon darüber nachgedacht. Sogar in der Schlafkuhle hatte es sich nur noch unruhig hin und her gerollt. Die bunten Haare wuchsen ihm, seit immer mehr Weißlinge mit rotem Pelz in den Stock entlassen wurden.
    »Dieselbe Ursache«, murmelte Mel. »Aber was? «
    Dom-helo-Rom reagierte nicht darauf. »Du siehst nicht gut aus«, wiederholte das Künstler-Firibirim stattdessen. »Du liegst hier im Netz – aber sag mir, warum ich den Eindruck habe, dass du dennoch die Nahrung verweigerst. Du starrst nur matt nach außen.«
    »Ich denke nach«, sagte Mel-anta-Sel schroff.
    »Nachdenken allein hat nie jemanden krank gemacht. Hunger schon.«
    Mel schloss die Augen.
    »Da draußen ist etwas, das uns alle krank macht«, entgegnete es gedehnt. »Ich kann den Beweis dafür nicht antreten, aber ich weiß, dass es so und nicht anders ist.«
    »Du glaubst es«, berichtigte Dom schroff. »Da besteht ein weiter Unterschied.«
    Künstler!

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