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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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möglich gewesen, was Bull im Fall der AMATERASU nicht behaupten konnte.
    Langsam löste sich die Space-Jet aus ihrer Verankerung. Sekunden später schwebte sie aus dem Hangar.
    »Keine Beeinträchtigung!«, meldete ARINNA, als der Diskus ausflog. »Minimale Beschleunigung. Hyperfunk und Ortung sind aktiv, ohne Fremdkontakt.«
    »Schutzschirme?«, fragte Bull.
    »Aufgebaut mit Standardleistung. Keine Belastung durch auftreffende Partikel oder Energien erkennbar.«
    Der Resident nickte nur. Sein Blick klebte an der optischen Übertragung: Die WI ALPHA entfernte sich langsam von der Station.
    »Alles normal«, kommentierte Shaveena Deb. »Ich frage mich, was wir wirklich erwarten.«
    »Probleme«, sagte Bull. Er blinzelte. Für einen flüchtigen Moment hatte er den Eindruck, dass der Diskusrumpf seine glatte Struktur verlor. Ein Windhauch schien das Ynkonit zu kräuseln.
    »Probleme haben wir bisher schon genug.« Die Stationskommandantin lachte verhalten. »Und niemand hat nachgefragt, ob wir die überhaupt haben wollten.«
    Bull zog einen Mundwinkel schräg, aber er schwieg.
    Drei Kilometer Distanz. Die Space-Jet schaltete ihre Scheinwerferbatterien ein. Wie ein leuchtender Stern flammte sie in der optischen Erfassung auf. Zugleich übermittelte der Autopilot Bildsequenzen von der AMATERASU. Die Sonnenforschungsstation erschien aus einer Position schräg oberhalb des gewölbten Frontbereichs. Wo die im Raum unsichtbaren Scheinwerferfinger der WI ALPHA auftrafen, leuchtete die Station geradezu grell auf. Die gleißenden Lichtflecken wanderten langsam über den Rumpf.
    »Masse- und Energieortung der Space-Jet erfassen die Station«, meldete ARINNA. »Umgekehrt ist das nicht der Fall.«
    Bull reagierte nicht darauf. Noch war das kein Diskussionspunkt. Allerdings verhärtete sich sein Verdacht, die Forschungsstation selbst müsse die Ursache aller irrealen Messungen sein. War sie von einem unbekannten Feld umgeben, das sich nur langsam abbaute? Eine Art von Strangeness und womöglich ein Überbleibsel der räumlichen Versetzung?
    Die WI ALPHA entfernte sich im Schneckentempo.
    Fünf Kilometer inzwischen. Die Distanzangabe wurde von der Space-Jet übermittelt. Scheinbar unverrückbar klebte sie neben der AMATERASU. Die Taster der Station zeigten nach wie vor Werte, für die niemand eine plausible Erklärung fand.
    Reginald Bull stutzte.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks war der Diskus leicht verzerrt zu sehen gewesen. Ganz so, wie sich ein Objekt hinter hitzeflirrender Luft abzeichnete. Doch da draußen gab es keine Atmosphäre.
    Bull sah genauer hin. Auf der WI ALPHA erloschen nacheinander die starken Scheinwerfer. Wahrscheinlich hatte das den Effekt hervorgerufen.
    »Ende der ersten Testphase in sechzig Sekunden«, ließ ARINNA wissen. »Anschließend wird das Schiff beschleunigt.«
    Eine Entfernung von neun Millionen Kilometern war als Maximum vorgesehen, eine halbe Lichtminute. Wenn weiterhin keine negativen Effekte auftraten, würde die Space-Jet im erreichten Abstand die Station umfliegen und zurückkehren.
    »Reginald Bull, du wolltest über Zwischenergebnisse informiert werden«, sagte ARINNA. »Schon jetzt steht fest, dass die Taster der WI ALPHA eine nahezu normale Raum-Zeit-Struktur anmessen. Auffällig ist lediglich eine sehr geringe Dichte kosmischer Partikel. Die irrelevanten Messwerte der Station sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Beeinflussung zurückzuführen.«
    Da war es wieder, und diesmal sah der Resident genauer, was geschah. Die optische Vergrößerung der Space-Jet verzerrte sich, als würde der Diskus in der Mitte zusammengedrückt und zu den Seiten hin auseinandergezogen.
    Nur für eine oder zwei Sekunden hatte diese Erscheinung Bestand.
    »Beschleunigungsphase stoppen!«, befahl Bull.
    »Wird gestoppt!«, antwortete ARINNA. »Distanz sieben Kilometer. WI ALPHA entfernt sich weiterhin mit einer relativen Restgeschwindigkeit ...«
    Bull hörte nicht mehr hin.
    »Du hast es ebenfalls gesehen«, wandte sich Shaveena Deb an ihn. »Da geht etwas vor, was wir nicht abschätzen können.«
    Eine unsichtbare Hand griff nach dem Diskus und knüllte einen Teil des Rumpfes wie Papier zusammen. Der Stahl wurde nicht nur zerknautscht, sondern eingedrückt. Das war so deutlich, dass mittlerweile jeder in der Zentrale auf die Sonne starrte. Bull sah, dass sich Rumpfplatten lösten und verkanteten.
    »Was geschieht mit dem Schiff?«, fragte Singh stockend.
    »Noch liegt keine Meldung des Autopiloten

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