Pralinenherz
am liebsten gar nicht mehr loslassen.
„Ich habe euch so vermisst, ihr glaubt mir gar nicht, wie sehr!“ Die drei verharrten eine Weile in ihrer Umarmung, bis sie sich voneinander lösten. Alle drei hatten glasige Augen.
„Hier wird nicht geheult!“ Lea stemmte beide Fäuste in die Hüften und zeigte auf ein paar Bilder.
„Du willst dich sicher umsehen?“ Sie legte ein Lächeln auf und Hanna folgte ihr, sah sich die Galerie an.
„Sie ist echt wunderschön, viel größer als die von der alten Behlitz. Und so viele Künstler! Toll!“ Hanna staunte und war ganz in ihrem Element, doch dann wurde ihr bewusst, dass sie dringend einen Job brauchte. Sie konnte sich ja schlecht bei der alten Galerie melden, wo sie damals gekündigt hatte, nur um nach Berlin abzuhauen. Die nächsten, guten Galerien, waren ein ganzes Stück weiter weg und Hanna freundete sich mit dem Gedanken an, an einer Supermarktkasse zu versauern.
Beep – Beep – Beep!, machte es in ihrem Kopf und sie schüttelte sich. Nein, das wollte sie auf keinen Fall! Vorher fing sie lieber noch als Aushilfe bei ihren Eltern an, dort hatte sie schließlich auch schon früher mitgearbeitet und wusste alles über die Herstellung von Pralinen. Aber es war nicht ihr Traumberuf, Schokolade in Formen zu gießen oder Pralinen in Schachteln an alte Schachteln zu verkaufen. Zwar gehörte das Geschäft ihrer Eltern schon lange zu Kölns Gesicht und wies einen festen Kundenstamm vor, doch diese Kunden waren eben so alt wie ihre Eltern selbst und oftmals auch anstrengend, mit ihren kleinen Extrawünschen. Laut seufzend blieb sie vor einem Gemälde stehen und geriet ins Schwärmen.
„Lenuare ...“ Hanna seufzte verzückt auf.
„Ich liebe diesen Maler!“ Wenn sie doch nur selbst einige Kunstwerke verkaufen könnte, dann hätte sie auch keine Sorgen mehr. Zumindest ihre finanziellen wären damit getilgt und sie könnte sich voll und ganz ihrer Leidenschaft widmen und der Suche nach Männern. Männern? Ja, warum eigentlich nicht? Warum sollte sie sich nur einen Mann gönnen!? Nach den Jahren mit Oliver wollte sie nichts Festes mehr, war es doch viel aufregender, jemanden kennenzulernen, sich umwerben zu lassen und die ersten gemeinsamen Verabredungen zu genießen. Da gaben sich die Männer wenigstens noch Mühe. Wenn sie ihre Eroberung erst einmal für sich gewonnen hatten, war es doch vorbei mit der Romantik. Hanna verzog das Gesicht und blickte zu Lea und Anne, die sich von ihrer Chefin verabschiedeten.
„Kommst du?“, riefen sie Hanna zu, da die Galerie nun abgeschlossen werden sollte.
„Du kannst dich am Montag gerne weiter umsehen, aber jetzt wird es Zeit.“ Wenn Hanna sich Bilder ansah, vergaß sie alles um sich herum, dann verging die Zeit wie im Flug.
„ Hast du dein ganzes Gepäck im Wagen gelassen?“, fragte Anne, die einen Milchshake trank. Lea und Hanna dagegen liefen mit einem Eis durch die Innenstadt.
„Ja, ich hätte bei euch eh keinen Parkplatz gefunden und so konnte ich noch mal die Innenstadt sehen, das Feeling genießen! Die Menschen! Die Luft!“ Hanna breitete ihre Arme aus und balancierte dabei geschickt ihr Eis, damit es nicht herunterfiel.
„Verrückte Nudel!“ Anne lachte und deutete auf die Bar „Collateral“, die sich nur zwei Straßen von ihrer Wohnung entfernt befand.
„Da lassen wir es heute Abend richtig krachen! Die haben ganz neu aufgemacht“ Anne war begeistert, liebte das Ambiente und die Lage.
„Super Cocktails, super Preise. Echt süße Männer, Singles und … naja, mehr muss ich dir nicht sagen!“ Lea grinste breit, hatte sie dort doch auch bereits den ein oder anderen Typen kennen gelernt, der ihr die Nächte versüßte.
„Verstehe, verstehe. Du bist also jetzt zum Vamp mutiert oder wie darf ich das verstehen?“ Hanna lachte und erntete einen kleinen Seitenhieb von Lea.
„Der Richtige war halt noch nicht dabei, vielleicht ja heute Abend“, kicherte Lea, die die Wohnungstür aufschloss und Hanna herein ließ.
„Hast du auch alles dabei?“, fragte Anne, die ihre Tasche ablegte und auf Hannas Tasche sah, die zwar prall gefüllt war.
„Frische Unterwäsche, Zahnbürste … ein Top, reicht erst mal. Den Rest schnorre ich aus euren Kleiderschränken!“
„Das war klar ...“, murmelte Lea, die lachend ihre Augen verdrehte und in die Küche ging.
„Ich mache uns erst einmal einen Obstsalat und ein paar Sandwiches und dann glühen wir vor!“ Anne ging in ihr Schlafzimmer und suchte Hanna ein
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