Pralinenherz
einfach auf die Liste und wenn du Zeit hast, einkaufen zu gehen, bringst du es einfach mit. Von den 300 Euro an Miete kommen 150 Euro in den Einkaufstopf, der steht direkt hier.“ Finn öffnete eine Metallbox, die neben dem Kühlschrank stand.
„ Getränke werden immer samstags geliefert, die lagern hier unter dem Tresen und in der großen Abstellkammer im Flur. Du brauchst also keine schweren Kisten schleppen. Ansonsten versuchen wir, sooft es nur geht, abends zusammen zu essen. Meistens koche ich und Christian wäscht ab. Naja, du hast dich also schon sehr gut in deine Rolle eingefunden!“ Er biss in einen Toast und blätterte in der Zeitung.
„ Ich werde heute Nachmittag mal telefonieren, wegen der Preise“, meinte Finn.
„Preise?“ Hanna nahm sich auch einen Toast, den Finn ihr auf einem Teller zuschob, da sie von alleine wohl nicht essen würde. Gedankenverloren biss sie in den Toast, den sie zuvor mit etwas Marmelade bestrichen hatte.
„Ja, wegen der Fenster, dem Parkett. Du möchtest doch immer noch den Laden umbauen?“ Finn lächelte sie erneut mit diesem Ausdruck an, der Hanna zum Schmelzen brachte. Als wäre sie ein Eis in der brütenden Mittagshitze und er die Sonne, die lässig über ihr schien. Vielleicht war es ja gar nicht mal so schlecht, etwas mit Finn zu flirten? Es polierte ihr zertrümmertes Ego ein wenig auf. Er tat ihr gut und schließlich hatte sie nichts von ihm zu befürchten.
„Natürlich!“ Hanna lachte und zückte ihr Smartphone, notierte sich etwas.
„Schreibst du dir das jetzt auf?“ Finn beugte sich vor und versuchte einen Blick darauf zu erhaschen.
„Ja, ich bin … momentan noch etwas zerstreut. Die letzten Tage waren sehr turbulent. Der Auszug, davor die Messe, mein Job, der Umzug, das hier alles. Normalerweise erlebt ein Mensch das auf viele Wochen verteilt, aber man lässt mir da ja leider keine Zeit.“ Sie zuckte mit den Schultern und schrieb ihren Satz zu Ende, bevor sie ihre Schlüssel suchte und aufstand.
„Ich denke, ich werde so gegen 18 Uhr wieder hier sein. Worauf hast du Lust?“, fragte Hanna.
Finn fielen da so einige Dinge ein, doch er biss sich lieber auf die Lippen und überlegte kurz, bevor er ihr antwortete.
„Chinesisch?“
„Du kannst auch chinesisch kochen?“
„Nein, ich dachte wir können uns auch mal etwas liefern lassen. Aber nur ausnahmsweise. Bei mir wird es heute sicher etwas später werden. Vielleicht 20 oder 21 Uhr.“
Finn trank seinen Kaffee leer und stand dann ebenfalls auf, um das Geschirr in die Spüle zu stellen.
„Lass nur, ich spüle, wenn ich wieder da bin. Du kochst, ich spüle. So war doch der Deal?“ Hanna lief in den Flur und steckte ihr Smartphone in die Handtasche, bevor sie aus der Tür verschwand und einen sprachlosen Finn zurückließ.
„Hanna, du machst mich wirklich ...“ Finn sah ihr nach und lächelte glücklich.
„Ich hoffe, du verzeihst es mir, dass ich dich anlüge“, murmelte er leise. Sein Gewissen nagte an ihm. Am liebsten würde er Hanna alles gestehen, doch dann wäre sie sicher schneller weg, als ihm lieb war.
Gleich am nächsten Morgen gab es die nächste unangenehme Begegnung, dieses Mal jedoch hinter verschlossenen Türen.
Finn wachte auf und streckte sich übermüdet. Die gestrige Konferenz hatte ihn geschlaucht und die langen Recherchen im Internet taten ihr Übriges.
Gähnend schlich er in den Flur, wo ihn jedoch seltsam anmutende Geräusche mit einem Male hellwach machten.
„Ja … ja!“, tönte es aus Hannas Zimmer. Finn stand sprachlos vor ihrer Tür und traute sich kaum zu atmen.
„Gleich … noch etwas mehr … mehr! Ja!“, keuchte Hanna und gab auch sonst nur Geräusche von sich, die Finns Blut in Wallungen brachten.
Unsicher sah er auf seine Uhr. Es war kurz nach sieben, doch scheinbar war Hanna sehr aktiv. Konnte er etwa hier stehen bleiben und lauschen? Er kam sich vor wie ein Dieb, doch auch wenn sein Gewissen wollte, dass er weiter ging, hielt ihn seine Neugier genau hier vor Hannas Zimmertür.
„Gleich … geh da jetzt rein! Komm schon! Bitte!“, fluchte Hanna, was ein Kopfkino bei Finn auslöste, was selbst einige Filme nicht schafften. Er schluckte und trat näher an die Tür, auch wenn sich das eigentlich nicht gehörte.
„Genau … genau da! Ja … ja! Jaaaaaa … nein!“, schrie sie wütend und begann zu fluchen. Plötzlich rumste es laut und Finn schreckte zusammen, denn Hanna trampelte aufgebracht durch ihr Zimmer, riss ihre Tür auf und
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