Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7

Chatfenster auf. Ich habe deinen Chat-Namen von Melissa bekommen. Ist es okay, dass ich dir schreibe?
    Spencers Kopf fühlte sich an wie mit Rührei gefüllt. Ian und Melissa standen also tatsächlich in Kontakt.
    Ich weiß nicht, ob ich mit dir reden will, tippte sie schnell. Du lagst falsch, was Jason und Wilden angeht. Und dann hat jemand versucht, uns umzubringen.
    Ian schrieb sofort zurück. Es tut mir so leid, dass das passiert ist. Aber was ich euch gesagt habe, ist die Wahrheit. Sie haben mich gehasst und wollten mich an jenem Abend fertigmachen. Vielleicht haben sie Ali ja nichts getan … aber sie verbergen AUF JEDEN FALL etwas.
    Spencer stöhnte leise. Woher soll ich wissen, dass du Ali nicht umgebracht hast und jetzt einfach nur versuchst, uns die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Presse hasst uns inzwischen. Ganz Rosewood hasst uns.
    Das tut mir wirklich leid, Spencer, schrieb Ian. Aber ich schwöre, dass ich Ali nicht getötet habe. Du musst mir glauben.

    Die Vorhänge an Mayas Fenster flatterten. Spencer umklammerte ihr Handy. Sie konnte nicht mehr sicher sagen, ob Ian wirklich da gewesen war, als Ali sich in Luft aufgelöst hatte. Und Melissa auch nicht.
    Dann fiel ihr etwas ein. Ian war an jenem Abend bei Melissa gewesen – dem Abend, an dem sich ihre Schwester mit ihrem Dad gestritten hatte. Vielleicht wusste er etwas davon.
    Ich habe noch eine andere Frage, tippte sie. Kannst du dich daran erinnern, dass Melissa an jenem Abend, an dem Ali starb, mit meinem Vater gestritten hat? Sie stand mit ihm vor der Tür und hat ihn wegen irgendetwas angeschrien. Hat sie etwas zu dir darüber gesagt?
    Der Cursor blinkte. Spencer trommelte ungeduldig mit den Fingern auf ihrer Tiffany-Schreibunterlage herum. Zwanzig lange Sekunden vergingen, bevor Ian ihr antwortete. Ich glaube, darüber solltest du mit deinen Eltern reden.
    Spencer biss sich auf die Lippen. Das geht nicht, schrieb sie. Wenn du etwas weißt, dann sag es.
    Eine weitere lange Pause folgte. Ein paar Krähen flogen aus dem verbrannten Wald und setzten sich in der Ferne auf einen Telegrafenmast. Spencers Blick wanderte über die ruinierte, eingestürzte Scheune zu dem abgesperrten Loch im Garten der DiLaurentis. Ihre Nerven lagen blank. Sie konnte mit einem Blick alle Orte überblicken, die Ali in ihren letzten Stunden besucht hatte.
    Endlich erschien eine neue Nachricht. Melissa und ich
haben im Fernsehzimmer gepennt, schrieb Ian. Ich erinnere mich daran, dass sie in der Nacht aufstand und mit eurem Vater redete. Als sie zurückkam, war sie total durch den Wind. Sie sagte, sie sei ziemlich sicher, dass euer Dad eine Affäre mit Alis Mom hätte. Sie sagte auch, eure Mom hätte das gerade auch entdeckt. »Ich habe Angst, sie macht eine Dummheit«, sagte sie.
    Eine Dummheit? Was denn für eine?, schrieb Spencer mit heftig pochendem Herzen.
    Keine Ahnung.
    »Gott«, stöhnte Spencer laut. Wobei hatte ihre Mom die beiden erwischt? Hatten ihr Vater und Alis Mom total exponiert in der Küche gesessen und das Schicksal herausgefordert?
    Spencer vergrub den Kopf in den Händen. Am Tag nach Alis Verschwinden hatte sich Alis Mom mit den Mädchen an einen Tisch gesetzt und gefragt, ob Ali gesagt habe, sie sei im Haus gewesen. Mrs DiLaurentis meinte, Ali im Türrahmen vorbeihuschen gesehen zu haben. Hatte Ali ihre Eltern auch erwischt? Vielleicht war Ali durch die Hintertür ins Haus gegangen und durch den Flur in die Küche gelaufen. Hatte sie dort die beiden womöglich zusammen gesehen? Wäre Spencer in ein solches Schäferstündchen geplatzt, hätte sie sich auf dem Absatz umgedreht und wäre sofort abgehauen. Vielleicht hatte Ali das auch getan. Und dann war ihr … widerfahren, was ihr eben widerfahren war.
    Spencers Handy piepste wieder. Und, Spence, ich sage dir das nur ungern – aber ich wusste schon von der Affäre, bevor
Melissa es mir sagte. Ich habe deinen Dad und Alis Mom zwei Wochen vor diesem Abend zusammen gesehen. Und ich habe es Ali verraten. Eigentlich wollte ich es ihr nicht sagen, aber sie merkte, dass ich ihr etwas verschwieg, und zwang mich, es ihr zu erzählen.
    Spencer hielt das Handy am ausgestreckten Arm von sich weg. Ali hatte davon gewusst?
    »Jesus«, flüsterte sie.
    Schon kam die nächste Nachricht. Ich habe dir nie gesagt, warum Jason mich an jenem Abend fertigmachen wollte. Ich hatte gehofft, ich müsste das nicht tun. Er war sauer, weil ich Ali von der Affäre erzählt hatte. Es hat sie schwer getroffen und Jason dachte,