Pretty Little Liars - Makellos
selbstbewussten Lächeln verzogen. Aria wusste, dass er sich für einen coolen Typen hielt, weil er sich Tickets für Foxy besorgt hatte, obwohl er erst in die Zehnte ging. Aber als seine Schwester sah sie auch den Schmerz und die Angst, die sich unter seinem selbstbewussten Gehabe verbargen. Als sie jünger gewesen waren, war Aria einmal mit ihrem Bruder im Freibad gewesen, und Mikes Kumpels hatten ihn Tunte genannt, weil seine weiße Badehose sich in der Wäsche rosa verfärbt hatte. Mike hatte die Witze ertragen wie ein Mann, aber später entdeckte Aria ihn am Kinderplanschbecken, wo er heimlich weinte.
Aria wollte ihrem Bruder sagen, wie leid es ihr tat, was sie tun musste – sie würde Ella heute Nacht die Wahrheit mitteilen,
daran führte kein Weg vorbei. Mike sollte wissen, dass es nicht seine Schuld war, und selbst wenn ihre Familie auseinanderbrechen sollte, würden sie damit klarkommen. Irgendwie.
Aber sie wusste genau, was passieren würde, wenn sie versuchte, Mike das mitzuteilen. Mike würde wegrennen, als sei der Teufel hinter ihm her.
Aria nahm ihre Kaffeetasse und entfernte sich von der Bar. »Aria«, rief jemand hinter ihr. Sie drehte sich um. Sean stand zwei Meter von ihr entfernt neben einem Tisch. Er sah verletzt aus.
Panisch stellte Aria ihre Tasse ab und flüchtete in Richtung Damenklo. Eine Keilsandale rutschte ihr vom Fuß und sie zog sie schnell wieder an, fand sich aber in der nächsten Sekunde vor einer dicht gedrängten Meute Partygäste. Sie versuchte, sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Menge zu bahnen, aber niemand rutschte zur Seite.
»Hey.« Sean stand direkt neben ihr.
»Oh«, schrie Aria über die laute Musik hinweg und versuchte, sich lässig zu geben. »Hi.«
Sean nahm Arias Hand und führte sie auf den Parkplatz, den einzigen menschenleeren Ort auf dem Anwesen. Er ließ sich vom Parkservice die Schlüssel geben, half Aria ins Auto und fuhr zu einem abgelegenen Bereich bei der Einfahrt.
»Was ist los mit dir?«, fragte er auffordernd.
»Nichts.« Aria starrte aus dem Fenster. »Mir geht’s gut.«
»Geht’s dir nicht. Du benimmst dich wie … ein Zombie. Das macht mich fertig.«
Aria spielte mit der Perlenkette, die sie als Armband trug. »Ich weiß nicht. Ich will dich nicht nerven.«
»Wieso nerven?«
Sie hob die Schultern. »Weil du meine Probleme nicht hören willst. Du musst mich für komplett durchgeknallt halten. Für besessen von meinen Eltern. Ich habe über nichts anderes geschwafelt.«
»Und wenn schon, ich …«
»Ich würde es verstehen«, unterbrach sie ihn, »wenn du mit anderen Mädchen tanzen willst. Es sind ein paar sehr hübsche da.«
Sean sah sie verständnislos an. »Aber ich will nur mit dir tanzen.«
Sie schwiegen. Der Bass von Kanye Wests »Gold Digger« war bis zu ihnen im Auto zu hören.
»Machst du dir Sorgen um deine Eltern?«, fragte Sean leise.
Sie nickte. »Ja. Ich muss es meiner Mom heute Nacht sagen.«
»Warum musst du es ihr sagen?«
Aria wand sich. Sie konnte ihm nicht von A. erzählen. »Weil es sein muss. So geht es nicht weiter.«
Sean seufzte. »Du setzt dich ganz schön unter Druck. Kannst du dir nicht den Abend freinehmen?«
Zuerst spürte Aria Trotz. Dann lehnte sie sich seufzend zurück. »Du solltest wirklich wieder reingehen, Sean. Ich will dir nicht den Abend ruinieren.«
»Aria.« Sean seufzte frustriert. »Hör auf damit.«
Aria verzog das Gesicht. »Das mit uns wird nicht funktionieren.«
»Warum nicht?«
»Weil …« Sie verstummte. Was wollte sie ihm denn sagen? Weil sie kein typisches Rosewood-Mädchen war? Weil
es, egal, was Sean an ihr mochte, noch eine Menge anderes an ihr gab, was er bestimmt nicht mochte? Sie fühlte sich wie ein Wundermittel aus der Fernsehwerbung. Der Sprecher erzählte lang und breit, das Medikament habe bereits Millionen Menschen geholfen, und ganz am Ende des Werbespots nuschelte er noch schnell, dass zu den Nebenwirkungen unter anderem Herzrasen und pickelige Ausschläge zählten. Der Werbespot für sie würde sich ungefähr so anhören: Cooles, schräges Mädchen, und so weiter und so fort, aber durch familiäre Altlasten kann es zu psychotischen Ausbrüchen und ungezügelter Verrotzung teurer Hemden kommen.
Sean legte sanft seine Hand auf Arias. »Falls du Angst hast, gestern könnte mich abgeschreckt haben, kann ich dich beruhigen. Ich mag dich. Nach gestern Abend sogar noch mehr.«
Aria stiegen Tränen in die Augen. »Wirklich?«
»Wirklich.«
Er drückte
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