Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
über der Bar hing. Der Sekundenzeiger stand auf der Zwölf. »Los.«
Aria suchte im Raum nach einem Motiv. Sie entschied sich für einen alten Mann an der Bar, der sich an seiner Keramiktasse festhielt. Ihr Stift flog über das Papier und fing seinen müden, friedlichen Gesichtsausdruck ein. Sie fügte noch ein paar Details hinzu, dann wischte der Sekundenzeiger wieder über die Zwölf. »Ende«, rief sie.
Xavier deckte sein Platzdeckchen zu. »Du zuerst« sagte er. Aria schob ihre Zeichnung zu ihm rüber. Er nickte beeindruckt, sein Blick wanderte von dem Blatt zu dem alten Mann an der Bar. »Wie hast du das in einer Minute geschafft?«
»Jahrelange Übung«, sagte Aria. »Ich habe die ganze Zeit heimlich Kids an meiner Schule skizziert. Krieg ich jetzt den Keks?« Neckend stupste sie Xaviers Hand an, mit der er immer noch sein Bild bedeckte. »Armer Herr Abstrakter Maler. Ist deins so schlecht, dass du dich nicht traust, es mir zu zeigen?«
»Nein …« Xavier zog langsam die Hände von seinem Platzdeckchen. Seine Zeichnung, weiche Linien und kühne Schattierungen, zeigte ein hübsches, dunkelhaariges Mädchen. Sie
hatte große Kreolen an, wie Aria. Und das war nicht die einzige Ähnlichkeit.
»Oh.« Aria schluckte. Xavier hatte sogar den kleinen Leberfleck auf ihrer Wange und die Sommersprossen auf ihrer Nase eingefangen. Es war, als habe er sie das ganze Essen lang betrachtet und nur auf diesen Moment gewartet.
Der würzige Duft von Tahine wehte aus der Küche zu ihnen herüber und drehte Aria fast den Magen um. Auf eine Art war Xaviers Zeichnung eine nette Geste – der neue Freund ihrer Mutter versuchte, sich mit ihr gut zu stellen. Anders betrachtet … schien es irgendwie auch unangebracht.
»Gefällt es dir nicht?«, fragte Xavier überrascht.
Aria wollte gerade den Mund öffnen, um zu antworten, da ertönte ein Glockenton aus ihrer Handtasche. »Augenblick, bitte«, murmelte sie und zog ihren Treo aus der Tasche. Zwei neue MMS . Aria legte die Hände um das Display, um besser sehen zu können.
Xavier beobachtete sie immer noch, und Aria versuchte, nicht aufzukeuchen. Jemand hatte ihr ein Bild von Xavier und ihr bei der Vernissage letzten Sonntag geschickt. Er beugte sich zu ihr, seine Lippen dicht an ihrem Ohr. Das nächste Bild öffnete sich von alleine, es zeigte Aria und Xavier an diesem Tisch im Rabbit Rabbit. Xavier bedeckte seine Zeichnung mit den Händen und Aria beugte sich über den Tisch, stupste ihn an und versuchte, ihn dazu zu bringen, es ihr zu zeigen. Die Kamera hatte jenen Sekundenbruchteil eingefangen als ihre Hand seine berührte und es so aussah, als hielten sie glücklich Händchen. Beide Fotos zusammen zeichneten ein sehr überzeugendes Bild.
Und das zweite war vor ein paar Sekunden aufgenommen worden .
Mit bis zum Hals klopfendem Herzen schaute sich Aria im Restaurant um. Mike telefonierte draußen immer noch. Ihre Mutter kam von der Toilette zurück. Der Mann, den sie gezeichnet hatte, erlitt gerade einen Hustenanfall. Das Telefon summte noch einmal. Mit zitternden Händen rief Aria ihre neue SMS auf. Es war ein Gedicht.
Menage a trois macht Künstlern Spaß,
Ob Mom das auch so sieht?
Machst du den Mund auf über mich,
erfährt sie es tout de suite .
– A.
Das Handy glitt Aria aus den Fingern. Sie stand abrupt auf und warf beinahe ihr Wasserglas um.
»Ich muss los«, rief sie hektisch, schnappte sich Xaviers Zeichnung und stopfte sie in ihre Tasche.
»Was? Wieso?« Xavier wirkte verwirrt.
»Nun … einfach so.« Sie wickelte sich in ihren Mantel und deutete auf den Keks, der auf dem wie ein Maiskolben geformten Teller lag. »Der gehört dir. Gute Arbeit.« Dann wirbelte sie herum und stieß beinahe mit einer Kellnerin zusammen, die ein großes Tablett mit Tellern voller Tofu-Pfännchen trug. Ob A. nun eine Nachahmungstäterin war oder nicht, die Fotos zeigten eines deutlich genug: Je weiter sie sich von ihrer Mom und ihrem neuen Freund entfernt hielt, desto besser.
Kapitel 13
MERKWÜRDIGE CHEMIE AM CHEMISTRY HILL
Zur gleichen Zeit am Mittwochabend stand Emily ganz oben auf dem Chemistry Hill, in der behandschuhten Hand einen Donut-förmigen Snowtube. Der Mond ging über den Bäumen auf, und gerade wurden die Flutlichter am großen Parkplatz von Hollis angeschaltet. »Bist du dir sicher, dass du ein Wettrennen mit mir fahren willst?«, neckte sie Isaac, der ebenfalls einen Snowtube hielt. »Ich bin die schnellste Schlittenfahrerin in ganz Rosewood.«
»Wer sagt
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