Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
das?« Isaacs Augen leuchteten. »Du bist schließlich noch nie mit mir gefahren.«
Emily packte die violetten Griffe des Snowtube. »Wer als erster bei dem großen Baum da unten ist, gewinnt. Eins … zwei …«
»Los!«, unterbrach Isaac, sprang auf seinen Snowtube und sauste den Hügel hinab.
»Hey«, protestierte Emily und warf sich auf ihren eigenen Snowtube. Sie zog die Knie an, hob die Stiefel, damit sie nicht auf dem Boden schleiften, und steuerte ihren Tube zum steilsten Teil des Hügels. Leider steuerte Isaac seinen Tube ebenfalls dorthin. Emily raste direkt auf ihn zu, und in der Mitte des Abhangs stießen sie zusammen und rollten von ihren Schlitten in den weichen Schnee.
Isaacs Snowtube fuhr ohne ihn den Hügel hinab und direkt in den Wald hinein. »Hey«, rief er, als der Tube an dem Baum vorbeiglitt, den sie als Ziel gewählt hatten. »Technisch gesehen habe ich gewonnen.«
»Du hast geschummelt«, grummelte Emily amüsiert. »Mein Bruder hat auch immer solche Starts hingelegt, wenn er gegen mich fuhr. Das hat mich total verrückt gemacht.«
»Heißt das, ich mache dich auch verrückt?«, lächelte Isaac schelmisch.
Emily starrte auf ihre roten Fleecehandschuhe. »Ich weiß nicht«, sagte sie leise. »Vielleicht.«
Ihre bereits vor Kälte geröteten Wangen wurden noch dunkler. Als Emily auf dem Chemie-Parkplatz eingebogen war und Isaac mit zwei Schlitten neben seinem Truck stehen sah, hatte ihr Herz wie wild zu schlagen begonnen. Isaac sah für den Schneeausflug noch besser aus als in seinem Emo-T-Shirt und Jeans. Er hatte seine blaue Wollmütze extratief ins Gesicht gezogen, was seine Haare über die Ohren drückte und seine Augen noch blauer leuchten ließ. Seine Handschuhe waren mit Rentieren bestickt; verlegen hatte er zugegeben, dass seine Mom ihm jedes Jahr welche strickte. Und irgendetwas an der Art, wie er seinen Schal zwei Mal um den Hals geschlungen hatte, um ganz bestimmt jedes Fleckchen Haut zu bedecken, ließ ihn knuddelig und zugleich sensibel wirken.
Emily hätte gerne geglaubt, das Knistern in ihrem Inneren sei nur die Freude darüber, einen neuen Kumpel gefunden zu haben … oder vielleicht war es ein Nebeneffekt von Unterkühlung, denn das kleine Thermometer im Volvo ihrer Mom hatte sieben Grad unter null angezeigt. Aber ehrlich gesagt hatte Emily keine Ahnung, was mit ihren Gefühlen los war.
»Ich war schon ewig nicht mehr hier«, brach Emily das Schweigen. Sie schaute auf das Ziegelgebäude der chemischen Fakultät am Fuß des Hügels. »Mein Bruder und meine Schwester haben diesen Hügel entdeckt. Sie sind jetzt in Kalifornien an der Uni. Ich verstehe nicht, warum sie in eine Gegend gezogen sind, in der es niemals schneit.«
»Du hast Glück, dass du Brüder und Schwestern hast«, sagte Isaac. »Ich bin Einzelkind.«
»Ich habe mir immer gewünscht, ich wäre ein Einzelkind«, stöhnte Emily. »Bei uns zu Hause waren immer viel zu viele Leute. Und ich habe nie neue Klamotten gekriegt – immer nur abgelegtes Zeug.«
»Nee, als Einzelkind ist man einsam«, wehrte Isaac ab. »Als ich klein war, wohnten wir in einem Viertel, wo es kaum andere Kinder gab, also musste ich mich immer selbst unterhalten. Ich machte lange Spaziergänge und tat so, als sei ich ein Forscher. Ich erzählte mir immer selber, was ich gerade erlebte. Jetzt überquert Isaac der Große einen reißenden Fluss. Jetzt entdeckt Isaac der Große einen Berg. Bestimmt hielten mich alle für total durchgeknallt.«
»Isaac der Große, ehrlich?« Emily kicherte. Sie fand das unglaublich süß. »Na ja, Geschwister zu haben wird oft überbewertet. Meine Geschwister und ich stehen uns nicht besonders nahe. Vor Kurzem hatten wir ziemlich heftige Probleme.«
Isaac stützte sich auf einen Ellbogen auf und sah sie an. »Warum?«
Allmählich drang der Schnee durch Emilys Jeans und ihre lange Unterwäsche zu ihrer Haut durch. Sie dachte an die Reaktionen ihrer Familie, als sie ihnen gestanden hatte, dass sie in Maya verliebt war. Carolyn war ausgerastet, und Jake und Beth hatten sie aus ihren E-Mail-Verteilern geworfen.
»Ach, nur so Familienkram«, murmelte sie schließlich. »Nicht besonders interessant.«
Isaac nickte, stand dann auf und verkündete, er werde jetzt mal seinen Snowtube aus dem Wald retten, bevor es zu dunkel werde. Er stapfte den Hügel hinunter und Emily schaute ihm nach. Ein ungutes Gefühl nagte an ihr. Warum hatte sie Isaac nicht einfach gesagt, was wirklich los gewesen war? Warum war
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