Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
seine Lippen auf ihre. Sein Mund schmeckte nach Zimtbonbons, seine Lippen waren weich. Alles fühlte sich richtig an. Er küsste sie fester und zog sie langsam an sich. Wo zum Henker hatte Andrew Campbell gelernt, so zu küssen?
Der Kuss dauerte höchstens fünf Sekunden. Als Andrew sich von ihr löste, war Spencer erst mal geschockt. Sie fragte sich, ob sie wohl nach salzigen Tränen geschmeckt hatte. Außerdem sah sie wahrscheinlich furchtbar aus, verschwollen und rot vom Weinen.
»Entschuldige«, sagte Andrew schnell und wurde blass. »Das
hätte ich nicht tun sollen. Aber du siehst heute Abend so toll aus, und ich freue mich so für dich und …«
Spencer blinzelte heftig und hoffte, dass die Blutversorgung ihres Gehirns bald wieder funktionieren würde. »Bitte entschuldige dich nicht«, sagte sie schließlich. »A-aber ich verdiene das doch gar nicht.« Sie schniefte laut. »Ich war so gemein zu dir. Zum Beispiel … bei Foxy. Und in jedem Schulfach, das wir gemeinsam belegt haben. Ich habe dich behandelt wie ein Miststück.« Sie schüttelte den Kopf, eine Träne rollte ihr über die Wange. »Du musst mich doch verabscheuen.«
Andrew verschränkte seinen kleinen Finger mit ihrem. »Ich war wegen Foxy wütend auf dich, aber nur, weil ich in dich verliebt war. Und das andere … wir sind eben Konkurrenten.« Er stupste Spencers nacktes Knie an. »Mir gefällt, dass du ehrgeizig bist … und zielstrebig … und klug. Du bist toll, genau so wie du bist.«
Spencer begann zu lächeln, aber dann verzerrte sich ihr Mund und sie schluchzte wieder los. Warum heulte sie jetzt, wenn jemand nett zu ihr war? Sie schaute wieder auf ihr Telefon und tippte auf das Display. »Würdest du mich auch mögen, wenn ich gar keine echte Hastings wäre?«
Andrew schnaubte. »Mir ist völlig egal, wie dein Nachname lautet. Außerdem hat sich Coco Chanel auch aus dem Nichts hochgearbeitet. Sie war ein Waisenkind. Und schau, was aus ihr geworden ist.«
Spencer zog einen Mundwinkel zu einem Lächeln hoch. »Lügner.« Woher wusste Andrew der Bücherwurm plötzlich so gut über Couture-Designerinnen Bescheid?
»Doch, es stimmt«, nickte Andrew heftig. »Lies es nach!«
Spencer schaute in Andrews schmales, kantiges Gesicht, auf
sein halblanges weizenblondes Haar, das sich hinter seinen Ohren niedlich kräuselte. Andrew war die ganze Zeit da gewesen, neben ihr im Unterricht, schneller an der Tafel als sie, um mathematische Gleichungen zu lösen, als Konkurrent um den Posten des Schülersprechers und der Leitung der Modell-UNO – und ihr war nie aufgefallen, wie verdammt süß er war. Spencer versank wieder in seinen Armen und wünschte sich, sie könnte ewig dort bleiben. Als sie ihr Kinn an Andrews Schulter schmiegte, wanderte ihr Blick wieder zu dem Foto von Ali. Ganz plötzlich sah das Bild vollkommen anders aus. Obwohl Alis Mund immer noch lachend offen stand, wirkten ihre Augen plötzlich verängstigt und flehend. Es war, als rufe sie dem Fotografen lautlos etwas zu. Hilf mir , sagten ihre leuchtenden Augen. Bitte .
Spencer dachte wieder an ihren Ali-Traum. Sie hatte an genau diesem Fahrradständer neben Ali gestanden. Die jüngere Ali hatte sich mit demselben verletzlichen Gesichtsausdruck an sie gewandt. Beide Alis wollten, dass Spencer etwas entdeckte. Vielleicht etwas, das ganz in der Nähe war.
Du hättest es nicht wegwerfen dürfen, Spencer , hatten beide gerufen. Alles, was ihr braucht, war dabei. Du hast es in der Hand, Spencer. Du musst das in Ordnung bringen.
Aber was hatte sie denn kürzlich weggeworfen? Wie konnte sie die Sache wieder in Ordnung bringen?
Abrupt löste sich Spencer von Andrew. »Der Müllsack.«
»Wa…?« Andrew wirkte verwirrt.
Spencer sah aus dem Hinterfenster. Die Trauer-Therapeutin hatte sie letzten Sonntag das ganze Ali-Zeug vergraben lassen. Was bedeutete, es wegzuwerfen . Hatten die beiden Alis in ihrem Traum etwa darüber geredet? Konnte es sein, dass in dem Sack etwas lag, das alle Fragen beantworten würde?
»Oh mein Gott«, flüsterte Spencer und stand unsicher auf.
»Was?«, fragte Andrew wieder und stand auch auf. »Was ist los?«
Spencer schaute von Andrew zum Fenster, in Richtung der Scheune, bei der sie den Ali-Müllsack vergraben hatten. Vielleicht war alles nur ein Hirngespinst, aber sie musste unbedingt nachsehen und sichergehen. »Sag Officer Wilden, er soll nach mir suchen, wenn ich in zehn Minuten nicht wieder da bin«, sagte sie eilig und rannte aus dem Zimmer, den
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