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Prickel

Prickel

Titel: Prickel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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dachte mir, Gott, sieht der, äh, Gummibaum trocken aus, also . ähm . zog ich mich an, nahm ihn mit ins Bad und . ähm . unter die Dusche, ja, und da muß er mir dann entglitten und . ähm . irgendwie unglücklich in den laufenden Ventilator gefallen sein . Tja . Hehehee . Du glaubst mir nicht?< -Wenn ich mir nicht rasend schnell etwas Besseres einfallen ließ, konnte ich mich auch genausogut an der nächsten Wache absetzen lassen. Ohne Alibi blieb mir nur die Flucht ins Ausland. Per Anhalter, so wie es um meine Finanzen stand.
    Neben mir stieß der im Vergleich zu mir eigentlich sorglose und entspannte Charly einen tonlosen Fluch aus und erstarrte, den Blick auf den Rückspiegel geheftet. Ich riß den Kopf herum. In unserem Kielwasser rotierten zwei blaue Lichter. Also waren wir doch noch gesehen worden! Oder?
    »Vielleicht wollen sie nur vorbei«, mutmaßte ich.
    »Vielleicht haben sie irgendwo einen Einsatz.« Mein Wunschdenken war so stark, daß ich drauf und dran war, mir auch noch den Grund für einen Einsatz auszudenken, der die Autobahnpolizei dazu veranlassen konnte, morgens um halb drei mit Tempo 200 durch den sintflutartigen Regen zu preschen.
    »Gut«, meinte er, »machen wir mal ein bißchen Platz.«
    Ohne vom Gas zu gehen, zog er nach rechts. Der grünweiße Ford Scorpio schob sich neben uns und der Beifahrer gestikulierte energisch mit der rotblinkenden Kelle.
    »Womit diese Frage wohl geklärt wäre«, knurrte Charly und lenkte brutal zurück nach links. Der Ford ließ eine schrille Hupe hören, duckte dann aber die Schnauze, als ob er in die Straße beißen wolle. Vor die Wahl gestellt, war der Fahrer vernünftig genug, in die Eisen zu steigen, anstatt sich gegen die Mittelleitplanke schmieren zu lassen.
    Charly biß sich auf die Lippe. »Nur die Ruhe«, sagte er.
    »Denkt dran, ich habe noch was vor, heute.« Und er starrte konzentriert nach vorn, Richtung Fahrbahnrand, als ob er etwas suchte. Ich wischte wieder und wieder die Scheibe frei, starrte ebenfalls in seine Blickrichtung und fragte mich, wonach er wohl Ausschau hielt.
    »Da kommt gleich irgendwann eine Brücke .« Der Wagen schlingerte von links nach rechts und wieder nach links. Die Bullen hatten jetzt ihre Sirene an und versuchten ein paar Tricks, kamen aber nicht vorbei. Mit dem nervtötenden Jaulen im Ohr und dem von allen Seiten reflektierten Zucken des Blaulichts im Auge überholten wir eine mehrere Kilometer lange Karawane von Fernlastern, stachen in eine Gischtfontäne nach der anderen, jeweils blind für eine endlose Sekunde, bis wir hindurch waren und wieder einigermaßen klare Sicht hatten.
    »Da vorne«, sagte ich. Was wollte er mit einer Brücke? Anhalten, sich über das Geländer schwingen und die Flucht schwimmend fortsetzen? Dann waren wir hier falsch. Das, worauf wir zurasten war eine Talbrücke, wie uns das Schild verriet. 72 Meter hoch, wie uns das Schild verriet. Bißchen hoch zum Runterhopsen, wie ich fand. Selbst wenn unten Wasser gewesen wäre.
    Schweinemästers Traum geriet gefährlich ins Schleudern, als Charly ihn vielleicht hundert Meter vor der Brücke und nicht mehr als einen Meter vor der Stoßstange eines Tanklastzuges nach rechts riß bis auf die Standspur und da mit Gewalt zusammenbremste, woraufhin mit heulender Sirene und dröhnender Hupe Streifenwagen und Fernlaster für einen Moment auf gleicher Höhe mit uns reisten, bevor wir mit immer noch gut und gerne Hundert von der Standspur abbogen und mit einem dreifachen, entsetzten Einsaugen von Luft in den schwarzen, bodenlosen Abgrund fielen.
    Die Katze, dachte ich. Wer sich wohl um sie kümmern wird? dachte ich. Und dann dachte ich noch an Kim, und daß ich sie gerne noch mal ge- .
    Das Krachen, mit dem wir aufsetzten, ging einem durch und durch bis ins tiefste, innerste Mark. Ich war mir sicher, daß es uns beide Achsen weggerissen hatte. Es mußte uns einfach beide Achsen weggerissen haben. Doch ohne uns zu verlangsamen. Eher im Gegenteil. Geröll prasselte trommelnd gegen den Wagenboden, und ein beinahe senkrecht abfallender, tief gefurchter Waldweg tauchte im Licht der Scheinwerfer vor uns auf.
    »Scheiiiiiße!« brachte unser Fahrer seine, meine und, ich bin mir ziemlich sicher, auch Bernd Roselius' Gefühle auf den Punkt. »Das war die falsche Brücke!« schrie er und kämpfte verzweifelt mit dem Lenkrad, Arsch halb in der Luft, beide Füße auf der Bremse. An der Geschwindigkeit änderte das nicht viel. Gleichzeitig warfen uns die von einem Traktor

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