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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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kamen wir zu sechst in dieses Reich, und gleichgültig, ob wir jetzt tot oder lebendig sind, so sind doch immerhin sechs durch die Tore von Nahhash in die Unterwelt gekommen.«
    »Baz-ihiya-naai-lyat-nahh-ash«, sagte der Priester. Er schlug die Hände vor das Gesicht und verbarg es schamerfüllt. Er rieb sich die Augen, als wollte er sich eine Erinnerung ins Gedächtnis zurückrufen. Dann zeigte er auf die Abbildungen, dieseinen Körper bedeckten. »Die Geschichte unserer Art wurde mir auf den Leib geschrieben. Ich bin eine lebende Schriftrolle.« Dann fügte er plötzlich hinzu: »Meine Zeit ist knapp. Du bist der Besitzer des Stabes der Nahhashim. Sie waren die Priester der Datbathani, einer Gestalt der Medhya, Königin der Schlangen und der Geheimnisse der Erde.«
    »Und was hat es mit der Macht dieses Stabes auf sich?« Ich hob ihn in die Höhe.
    »Der Stab der Nahhashim enthält zahlreiche Kräfte der Schlange, und die Schlange beschützt seinen Besitzer.«
    »Du wurdest nicht beschützt«, erwiderte Ewen.
    »Wäre ich nicht beschützt worden, so wäre ich der Auslöschung anheimgefallen. Ich wurde vom Stab der Nahhashim in diesem Traumzustand gehalten.«
    »Was ist die Schlange?«, fragte ich. »Ich habe von der Schlange gehört, doch ich weiß nichts über sie.«
    »Die Schlange ist der Vater unseres Stammes, so wie Medhya unsere Mutter ist. Die Schlange verlieh uns die Unsterblichkeit und bewegt sich nun durch uns. Dadurch, dass die Schlange ihren Schwanz bewegt, entsteht der Strom.«
    »Ist die Schlange ein Gott?«
    »Es gibt viele Götter. Einige falsche und einige wahre. Wenn sich die Schlange häutet, schenkt sie den Göttern das Leben. Und dennoch handelt es sich bei der Schlange nicht um einen Gott.
Die Schlange befindet sich jenseits der Bedeutung von Gott. Die Schlange umschlingt die Welt, und den noch stammt sie nicht aus der Welt, die wir kennen. Ich spüre, die Schlange ist nahe, nun, da meine Zeit gekommen ist.«
    »Warum ist deine Zeit gekommen?«
    »Wenn du der Eine bist, so bist du der Grund. Du wurdest in den Prophezeiungen als Maz-Sherah bezeichnet. Dies ist in einer alten Sprache der Ausdruck für den Erwählten und das rituelle Fest. Du bist dieser Maz-Sherah. Vor vielen Tausenden von Jahren wurde der Eine prophezeit, vom Blute der Medhya auf der Haut ihrer Priester. Ich hörte von diesen Prophezeiungen und trug sie auf meinem Körper mit mir, denn die Worte der Medhya wurden zu Fleisch.« Dann drehte er sich um, und unter halb seiner verkümmerten Flügel sah ich die Tätowierungen, dieseinen Rücken vom Rückgrat bis zum Gesäß bedeckten. Dort waren Szenen aus fernen Königreichen und Völkern abgebildet, und jede von ihnen ging in die nächste über. »Suche nach dem Vampyr mit dem Kopf des Vogels.«
    Ich erblickte die primitive Abbildung eines Jünglings mit einem großen Schwert und einer Adlermaske. Ihm gegenüber stand der Priester selbst. Seine Flügel waren ausgebreitet und sein Stab erhoben. Auf dem nächsten Bild hatte der Jüngling dem Priester den Kopf abgeschlagen und trank von seinem Blut. Die folgende Abbildung zeigte, dass dem Jüngling Flügel gewachsen waren und seine Maske das Aussehen eines Schlangendrachen angenommen hatte. In der Faust hielt er den Stab der Nahhashim.
    »Ich kann nicht von dir trinken. Dein Blut würde die Vernichtung unseres Stammes bedeuten«, erwiderte ich. »Kein Vampyr ist dazu imstande.«
    »Ich als Priester bin es«, entgegnete er. »Und ein anderer ebenfalls. Der Maz-Sherah. Doch zuerst musst du die Prüfung des Schleiers bestehen. Aber wir sollten uns beeilen. Mir gefällt der
Gedanke nicht, dass sich der Alchimist möglicherweise in unserer Nähe befindet. Dass er uns möglicherweise beobachtet.«
     
    »Die Magie übertrug sich von der Schlange auf uns«, sagte Merod Al-Kamr. »Die Erlösung unseres Stammes von dem Fluch der Medhya. Um sie zu erkennen, um sie herbeizuführen, musst du den Schleier lüften. Verstehst du?«
    »Einst hörte ich von den Waldhexen etwas über den Schleier.«
    »Er ist ein Stoff, der sich bläht, der feiner ist als Spinnengewebe, sich jenseits des Stromes befindet und die Welt der Götter verbirgt.«
    »Wie lüfte ich den Schleier?«
    »Wenn der Falsche ihn zu lüften versuchte, so würde er auf der Stelle von den hungrigen Mäulern zahlreicher Götter in Stücke gerissen werden. Oder er würde von Tausenden von Sonnen verbrannt werden. Doch du wirst eintreten können, Maz-Sherah, indem du das Fleisch der

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