Priester des Blutes
die Narben, die von dem flüssigen Öl stammten, das meine Mutter in ihrer Zornesaufwallung nach ihm geworfen hatte.
»Zuerst fühlte es sich für mich so an, als hätte sie mich damit verflucht, als ich meine Reise ins Leben begann. Aber sehr bald wurde dies zu meinem Schutz vor Männern, die mich töten wollten, denn auf der Straße wurde ich als ein Mensch betrachtet, über den Unsere Liebe Frau wacht. Fremde hatten das Gefühl, es wäre ihre christliche Pflicht, mir Brot und Wein zu geben. Wie ich bereits erwähnte, ich lebte einige Zeit bei Mönchen, und danach unter Vagabunden. Dann hörte ich in einer großen Stadt von Rittern, die Soldaten für Schlachten suchten. Ich wurde ausgebildet und lernte, wie man mit einem Schwert und einer Axt umgeht und wie man tagelang läuft, um Botschaften zu überbringen. Ich log über meine Abstammung und meine Familie, damit meine niedrige Herkunft nicht entdeckt wurde und mir zum Nachteil gereichte. Ich habe Länder gesehen, die du dir kaum vorstellen kannst, und war mit wunderschönen Frauen auf Inseln zusammen, die sonst nur in Träumen vorkommen. Und ich erkannte mein Talent für die Kriegskunst. Auf diese Weise wurde ich zu einem ausgezeichneten Soldaten. Nun kämpfe ich unter dem Banner des Sir Ranulf le Bret. Doch in all diesen Jahren, mein Bruder, habe ich mich leer gefühlt, gleichgültig, welchen Wein ich trank, gleichgültig, welches
Brot und Fleisch ich aß. Der Grund dafür war meine Sehnsucht nach der Heimat. Und nun bist du hier, meine Heimat. Lass uns unsere tote Mutter preisen und unsere vielen Väter, und lass uns hoffen, dass sie im Jenseits ihren Frieden gefunden hat.«
Wir erhoben unsere Weinschläuche und tranken von Herzen auf diesen Ausspruch. Als ob mir diese Frage schon immer im Kopf herumgespukt hätte, fragte ich ihn: »Was ist mit meinem Vater? Kanntest du ihn?«
Frey sah mich nicht an, als er antwortete: »Ich erinnere mich an einen Mann, der unsere Mutter schlecht behandelte.«
»Corentin sagte, er hätte sie mit Gewalt genommen.«
Er sah mich aufmerksam an, bevor er antwortete. »Glaubst du ihm das? Er konnte sich nicht an deinen Vater erinnern. Dieser Halunke war kaum mehr als ein Säugling, als er unserer Mutter fortgenommen wurde.«
»Erzähle mir von meinem Vater.«
»Ich erinnere mich kaum an irgendeinen der Väter«, entgegnete er. Dann er hellte sich sein Gesicht, und er fügte hinzu: »Aber an dich, mein Kleiner, und an unsere Schwestern erinnere ich mich gut. Wie geht es ihnen? Da fällt mir ein Säugling ein, den wir das Marschkind nannten.«
Ich konnte jetzt nicht über das Schicksal unserer Brüder und Schwestern sprechen, schon daran zu denken quälte meine Seele, doch es gab nichts, was ich zu jener Zeit für sie tun konnte. Daher erzählte ich Frey von meinem Leben seit seinem Weggang und von meiner Liebe zu Alienora, der Tochter des Barons.
Er nickte und lachte über mich, als ich von dieser Dame sprach. »Es muss dir irgendwie gelingen, nicht mehr an sie zu denken«, meinte er. »Denn du bist jung und wirst noch mit vielen Frauen ins Bett gehen, aber Leute wie wir werden niemals eine Dame heiraten, die Tochter eines Adligen.«
»Sie wird niemanden heiraten außer Christus«, erwiderte ich.
Er erinnerte sich an die eigenartige Sekte der Nonnen aus den Höhlen und fragte: »Ist sie eine Magdalene?«
Ich nickte. »Das wurde mir jedenfalls gesagt.«
»Bei ihnen handelt es sich um einen zutiefst fanatischen Orden, der einem seltsamen Verhaltenskodex gehorcht«, erklärte er. »Unsere Mutter nahm mich einmal mit zu ihnen, um Brot von den Spenden der Pilger bei ihnen zu erbetteln. Ich habe ihren Schlupfwinkel gesehen. Sie leben wie Einsiedlerinnen im Dunkeln und kommen kaum jemals ins Tageslicht, außer um die Pilger zu treffen, die zu ihnen kommen, um aus den Quellen zu trinken. Sie verfügen über eine Statue von Maria Magdalena, der heiligen Sünderin, die aus dem dunkelsten Stein gemeißelt wurde und mit Kränzen aus getrockneten Wildblumen bedeckt ist. Als Knabe fürchtete ich mich mehr vor ihnen als vor Mere Morwenna und ihren alten Weibern. Seither habe ich einige Menschen getroffen, die glauben, dass diese Sekte der Magdalenen nicht zur Wahren Kirche gehört. Ich bin besorgt um sie, wenn sie zu ihnen gehört.«
»Wir haben gemeinsam von dem Quellwasser aus der Grotte getrunken, damit wir für immer zusammengehören«, sagte ich, verwegen romantisch an einem Ort - einem fremden Land, voll von Staub und Blut und
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