Priester des Blutes
worden, und wir fügten noch eine weitere Wunde hinzu. Die Armeen des Kreuzes würden siegreich sein, das konnte ich fühlen. Ich konnte auch spüren, wie die treibende Kraft der einfachen Soldaten immer stärker wurde, während wir zum Ziel drängten. Ich wusste, dass wir dieses Schloss einnehmen und dann in Frieden leben würden. Das glaubte ich wahrhaftig.
Das Feuer am Tor konnte ich nicht ein mal sehen, denn die Körper sowohl der Lebenden als auch der Toten sowie der Staub, den sie aufwirbelten, blockierten jede Sicht über einige Ellen hinaus. Ich verlor alles aus meinem Blickfeld - außer den Ungläubigen, die meinen Weg kreuzten und Ewen, der sich bisher einen guten Kampf geliefert und dabei nur wenige Verletzungen erlitten hatte.
Mein Bruder ritt auf dem Rücken eines Pferdes auf das Schlachtfeld hinaus. Das Pferd eines gefallenen Ritters oder Kommandanten hatte sich losgerissen, und er hatte es am Zügel ergriffen, bevor es davongaloppieren konnte oder getötet wurde. Auf dem Pferderücken stach Frey auf die Horde ein, die ihn umkreiste, und durchbohrte die Feinde.
Ein Ungläubiger sprang auf das Pferd hinauf, mit einer gebogenen
Klinge in der Hand, die auf die Kehle meines Bruders gerichtet war.
Wenn ich mich daran erinnere, so erscheint mir der Augenblick wie eingefroren. Nur ein Wimpernschlag der Zeit, in dem alles andere außer dem Umriss meines Bruders und dem des Schakals, der in dem blanken Halbmond aus Metall sein Leben in der Hand hielt, zu schwefeligem Gelb verschwamm.
»Nein!«, schrie ich, als ich den Ungläubigen vor mir zu Fall brachte. Ich schwang mein Schwert in einem hübschen Bogen auf das Fleisch zu, das sich mir näherte. Die zweischneidige Klinge stieß wie Reißzähne auf Fleisch, als wäre sie ein Schilfrohr, das durch Wasser pflügte. »Frey!«
Frey drehte sich bei meinem Schrei um. Ich war mir sicher, dass er die Hand er hob, um meine Hilfe zu er flehen, denn sein eigenes Schwert war zu Boden gefallen. Er griff mit der Hand an seine Seite, um seine Axt oder einen Dolch zu ziehen.
Ich kann seine Augen nicht gesehen haben, aber in meiner Erinnerung fühlt es sich so an, als wäre es doch so gewesen. Sein Blick scheint mir überhaupt nicht der eines Menschen gewesen zu sein, sondern der eines Hirsches im Wald, der von einem Jäger erwischt wird.
Ich sprang über die Toten hinüber, doch ich fühlte mich, als müsste ich gegen eine starke Strömung anschwimmen.
Freys Augen weiteten sich, und sein Mund öffnete sich zu einem Schlachtruf. Der feindliche Krieger schlitzte ihm die Kehle auf und warf im nächsten Augenblick seinen Körper vom Pferd.
»Dämonischer Ungläubiger!«, schrie ich auf, und meine Tränen mischten sich mit Schweiß, als ich auf den Feind losging.
Ich riss mein Schwert nach unten und zog es über die Schultern des Mannes, so dass ich ihm einen tiefen Schnitt zufügte. Mit aller Kraft zog ich das Schwert wieder heraus. Meine Muskeln verspannten sich, als ich die Klinge drehte und sie abermals nach
unten schwang. Ich zersägte den Feind mit meiner Waffe, indem ich sie wiederholt in seinen Leib hineingleiten ließ und sie dann wieder herauszog. Aus den Wunden spritzte Blut.
Der Mann, der meinen Bruder er mordet hatte, fiel zu Boden. Das Pferd, auf dem mein Bruder geritten war, verschwand in den Rauchschwaden. Ich nahm meine Handaxt und hackte auf den toten Mann ein, bis er nicht länger die Gestalt eines Mannes besaß. Mein Zorn war unstillbar, als ich so den Leichnam des Mörders vernichtete.
Ich suchte unter den Toten und Sterbenden, die auf dem blutverkrusteten, steinigen Boden lagen.
Frey lag im Schmutz. Ich kniete mich neben ihn und um klammerte seine Hände. »Stirb nicht, Bruder«, schluchzte ich, die Schlacht, die um uns herum tobte, hatte ich vergessen. Ich presste mein Gesicht gegen die Hände meines Bruders, während ich sie in den meinen hielt. »Du darfst nicht sterben, Bruder. Durch die Macht Gottes und aller Götter.«
Doch die Wunde in seiner Kehle war tief. Blut war aus ihr geströmt, so dass es wie ein langer, roter Umhang aussah.
»Aleric!«, rief Ewen. Er lief auf mich zu und zog mich von dem Körper meines Bruders fort. »Er ist tot.«
Mit dem bitteren Geschmack von Galle im Mund und dem Gefühl von Zorn in meinem Blut stand ich auf. Ich stieß Ewen fort und versetzte den sich mir nähernden Feinden einen Schlag nach dem anderen. In meinen Armen spürte ich Kraft, und in meiner Brust fühlte ich eine Stärke, die gegen meinen
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