PRIM: Netzpiraten (German Edition)
„denn das FBI ist hier wohl vorrangig gefragt. Wir haben den Eindruck, dass PRIM sich, bisher jedenfalls, keine Blöße geben. Für die eigentliche Übergabe fehlt noch jeder Hinweis. Es ist müßig, zu spekulieren, wie PRIM vorgehen werden. Aber sie müssen auf irgendeine Weise Kontakt zu Belinda Rust aufnehmen, und das ist voraussichtlich der Moment, in dem wir zugreifen können. Oder aber der Moment, wenn sie den Koffer übernehmen.“
„Denken Sie auch an die Möglichkeit, dass PRIM den Koffer ohne Einschaltung von Mrs. Rust aus der Bank holen?“, fragte Alice. „Vielleicht mit einem Trick, während Mrs. Rust noch auf eine Anweisung der Erpresser wartet?“
„Ja, das haben wir bedacht. Der Koffer bleibt unter permanenter Beobachtung, auch während die Bank geschlossen ist. Er wird außerdem mit einem Peilsender ausgerüstet.“
„Nur noch schnell zur Ergänzung“, ergriff Alice noch einmal das Wort und schaute hinüber zu Hoover. „Ich habe mir eben die Filiale der Capital One Bank im Internet angesehen. Die geben dort die Größen ihrer Schließfächer an. Das konnten PRIM also auch aus ein paar tausend Meilen Entfernung herausfinden.“
Während McFarlane die Sitzung schloss und erneut auf das Treffen des Beagle-Gremiums am nächsten Morgen hinwies, trug Alice die letzten Notizen in ihrer Liste ein. Sie verließ die Arena zusammen mit Hoover.
„Sie werden morgen Nachmittag sicherlich in Spider sein, nicht wahr?“ fragte sie ihn.
„Ja. Es wird morgen aber nicht viel passieren, vermute ich. Vielleicht kann ich Sie ja zu meinem Schutz mitnehmen.“
„Zu Ihrem Schutz?“
„Eine gute Karatekämpferin kann sehr nützlich sein.“
Alices Überraschung währte nur kurz. „Woher wissen Sie das?“
„Das war vorhin doch klar zu erkennen. Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob Sie Moore nicht schon mit Ihren Augen, mit Ihrem Blick, kampfunfähig gemacht haben. Wirklich eindrucksvoll. Erster Dan?“
„Dritter.“
„Dann sollten wir besser Sie anstatt Belinda Rust den Koffer überbringen lassen. Aber leider ist sie einen halben Kopf kleiner. Das könnten die merken.“
„Ich verzichte gerne. Und Sie müssen doch beim FBI auch Agentinnen mit dem schwarzen Gürtel haben.“
Hoover wechselte das Thema. „Das war also Joergensen. Hat mich nicht sehr beeindruckt, aber er ist sicherlich viel besser, als er heute gezeigt hat. Was halten Sie von Moore? Was macht er überhaupt?“
„Er ist ein Freund der Familie des Präsidenten. Inzwischen weiß ich, dass er über Belinda Rust den Zugang zu den Stoningtons gefunden hat. Sie hat ihn dort eingeführt. Er wohnt im dritten Stock als Gast, genau wie die Rust. Ich halte ihn für einen arroganten Wichtigtuer und Schürzenjäger. Falls er eine Aufgabe hat, scheint niemand sie zu kennen.“
„Hat er Zugang zum Computer von Mrs. Stonington?“
„Nach Angaben des Secret Service nicht. Aber unsere Sicherheitsbeauftragte für die Kommunikation ist sich da nicht so sicher. Das gilt übrigens auch für Belinda Rust. Das ist inoffiziell, Hoover. Wir kommen nicht an die Geräte heran. Privileg des Secret Service.“
„Danke“, sagte Hoover nur. „Können wir Sie mitnehmen?“
Alice schüttelte den Kopf und schlug den Weg zum Hotel ein. Hoover stieg in den Wagen der Fahrbereitschaft, in dem Campbell bereits wartete.
20
Hoover behielt recht. Belinda Rust ging die kurze Strecke vom Weißen Haus zur Bank zu Fuß und gab den Koffer kurz vor 17 Uhr zur Deponierung in ein Schließfach ab. PRIM ließen nichts von sich hören oder sehen.
Noch hofften der Secret Service und das FBI, bei der Auswertung der Beobachtungsdaten Hinweise auf PRIM zu finden. Sie hielten es für wahrscheinlich, dass PRIM das Erscheinen der Rust vor oder in der Bank beobachtet hatten. Schon früh am Nachmittag hatten Agenten rund um die Bank Posten bezogen. Es wurden alle Autos und Passanten unauffällig gefilmt, die sich zwischen dem Mittag und dem Geschäftsschluss der Bank im Umkreis von zwei Häuserblocks aufhielten. In der Bank wurden vier weitere Kameras installiert, und drei männliche und zwei weibliche Agenten verstärkten das Bankpersonal.
Weder Hoover noch Kaestner hatten in Beagle erwähnt, dass NSA und FBI eine Funknetzüberwachung in der näheren Umgebung der Bank eingerichtet hatten. Die beiden Dienste hatten erst gar nicht versucht, die Überwachung gemeinsam durchzuführen, denn Geräte und Methoden unterschieden sich zu stark voneinander, ganz abgesehen davon, dass
Weitere Kostenlose Bücher