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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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oben.
    Der Kleine schubste sie so lange, bis sie auf die Knie fiel. »Was für eine Prinzessin«, lachte er hämisch.
    »Keine Prinzessin«, murmelte sie vor sich hin und fühlte sich, als habe sie ihr ganzes Leben damit verbracht, ihre königliche Abstammung zu bestreiten, mit dem ewig gleichen Ergebnis - man schenkte ihr keine Beachtung.
    »Schaut sie euch an«, sagte der Kleine, »wie schwach und jämmerlich sie ist. Sie kann nicht mit uns mithalten. Sie ist nur Luxus gewöhnt. Bring sie um, Dominic, und erlöse sie von ihrem Leid.«
    Dominic wartete, bis Evangeline sich wieder hochgerappelt hatte. »Sie war immerhin klug genug, vor Danior zu fliehen. Das allein macht sie für mich schon interessant.«
    Evangeline wollte für keinen von beiden von irgendeinem Interesse sein, und schon gar nicht für Dominic.
    Unten im Tal war es bereits dunkel geworden, und die letzten Sonnenstrahlen verhießen eine kalte Nacht. Sie waren zu einer öden, windumtosten Felswand mit verschneiten Gipfeln unterwegs. Von den Gletschern stürzten Wasserfälle zu Tal, und am Fuß der Wand erhoben sich Gesteinsbrocken, die einem Riesen zum Spielen gedient haben mochten. Die Gegend war hässlich, unerbittlich und hart. Genau wie ihre Begleiter.
    Einer der Männer zog sie an den Haaren. »Wir sollten ihr die Augen verbinden, bevor wir sie ins Lager bringen.«
    »Warum?« Der Kleine strahlte vor Vorfreude und huschte geschäftig um sie herum. »Sie wird das Lager doch nie mehr verlassen.«
    Die Männer fingen zu lachen an, und Evangeline blinzelte ihre Tränen fort. Ihre Füße taten weh, ihr Gesicht schmerzte vom Schlag des Kleinen, ihre Handgelenke waren von Dominics Seil wund gescheuert, sie hatte unbeschreiblichen Durst, und niemand kümmerte sich um sie. Victor und Rafaello hatten sie zuvorkommend behandelt, weil sie sie für Prinzessin Ethelinda gehalten hatten. Diese Männer misshandelten sie - aus genau demselben Grund.
    »Und ich dachte, es wäre Robin Hood, der in den Wäldern lebt«, flüsterte sie auf Englisch.
    »Robin Hood war ein Idiot. Das ganze Geld den Armen geben. Er hätte es dafür nehmen sollen, um den König zu stürzen«, antwortete Dominic auf Englisch, ohne sich dabei umzudrehen.
    Sie war froh darüber, denn wenn er ihren erstaunten Gesichtsausdruck gesehen hätte, hätte er sie nur wieder ausgelacht, und sein Gelächter schmerzte sie mehr als seine Schläge. Er sprach also Englisch, und er war mit englischen Legenden vertraut. Wie das? Dominic war viel ungezwungener als die anderen drei - und viel gefährlicher. Er jagte ihr unbeschreibliche Angst ein.
    Sie hörte einen Vogel zwitschern und drehte sich um.
    Ein hässlicher Vogel. Es war der Kleine, der mit gespitzten Lippen den schönsten Vogelgesang imitierte, den Evangeline je gehört hatte.
    »Ich habe gute Gründe, ihn mitzunehmen.« Dominic redete mit ihr, als betrachte er sie als ebenbürtig, aber er behandelte sie wie eine verachtenswerte Gesetzlose.
    Kleine Kieselsteine rollten den Abhang herunter, und ein ungefähr fünfzehn Jahre alter Junge schlitterte ihnen entgegen. Er war schmutzig und zerlumpt und hatte einen losen Schal um den Hals, aber seine Augen leuchteten, und seine Zähne blitzten. »Ihr habt sie.«
    Und er war kein Junge, sondern ein Mädchen.
    »Hattest du Zweifel?«, fragte der Kleine.
    »Nein«, antwortete das Mädchen mit ehrerbietigem Blick auf Dominic.
    Dominic streckte die Hand aus und zauste ihr Haar.
    »Schön, dich zu sehen, du Racker.«
    Das Mädchen strahlte vor Freude.
    »Setz dein Kopftuch auf.«
    »Es kratzt.« Aber sie war folgsam und band sich das raue Wolltuch um ihr zartes Gesicht. »Die kommt hier nicht wieder weg.«
    Evangeline hatte wohl unwillkürlich an ihren Fesseln gezerrt. »Sie denken nicht etwa daran, uns zu verlassen, Eure Hoheit?«
    »Ich bin nicht die Prinzessin«, sagte Evangeline zum nunmehr tausendsten Mal.
    »Dann wird es auch keinen kümmern, wenn wir Ihnen die Kehle durchschneiden, oder doch?«, fragte er freundlich.
    Sie wünschte, er würde endlich zu lächeln aufhören. »Das ist jetzt, innerhalb von zwei Tagen, das zweite Mal, dass man mich entführt hat.«
    »Dann wird Sie kaum noch etwas überraschen können.« Er gab dem Kleinen das Seil und ging auf ein paar Männer zu, die ihm aus einer Felsspalte entgegenkamen.
    Sie starrten Evangeline an, doch ihre ganze Hochachtung galt Dominic. Sie klopften ihm anerkennend auf die Schulter und gratulierten ihm herzlich. Doch bei aller Kameradschaft war klar,

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