Princess 01 - Widerspenstige Herzen
Prinzessin.« Als der Kleine immer noch nicht zu fluchen aufhörte, sagte er zu Justino: »Kümmere dich um ihn.« Er nahm Evangeline am Arm und schob sie schnell zur Tür hinaus. Drinnen fluchte der Kleine weiter und verstummte urplötzlich.
Evangeline drehte sich um. »Er hat ihn aber nicht -«
»Nur ein kleiner Schlag auf den Kopf, da bin ich ganz sicher.« Danior ging mit ihr zu dem Pfad, der zum Fluss hinunterführte. »Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Justino würde keine Blutflecken in seiner Hütte haben wollen. Jetzt müssen wir ein Boot finden.«
»Haben sie denn eines?«
»Sie leben am Fluss. Selbstverständlich haben sie ein
Boot. Wahrscheinlich sogar mehrere, aber sie haben sie versteckt.«
Versteckt. Natürlich. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn man sie hätte sehen können.
Sie sah den Fluss durch die Bäume schimmern und hörte ihn auf seinem Weg durch das Tal murmeln, breiter werdend mit jedem Stück der Wegstrecke. Sie hatten das Flussufer erreicht, und der Strom lag vor ihr. Unglaublich, dass dieser mächtige Fluss, der als ein kleines Rinnsal seinen Ursprung nahm, so schnell an Kraft gewonnen hatte und nun breit und schnell auf Plaisance zufloss.
Unglaublich auch, dass diese ganze Affäre, die mit einem unschuldigen Abendessen in Chäteau Fortune begonnen hatte, sie hierher gespült hatte. An diesen Schlusspunkt.
Danior betrachtete den Fluss voller Stolz. Das hier war sein Land, sein Fluss und - er schaute Evangeline an - seine Frau.
Sie hatten keine Zeit zu verlieren, heute Abend mussten sie in Plaisance sein. Doch er konnte dem Drang, sie zu umarmen, nicht widerstehen. Sie kam willig in seine Arme und bot ihren Mund zum Kuss. Sie küsste ihn, als bezöge sie ihre ganze Kraft aus seiner Existenz und als ob ihre Seele ohne seine Zuwendung verdorrte. So sollte es auch sein.
Sie hatte ihn geliebt wie keine andere Frau vor ihr, hatte ihm jedes Vorrecht versagt, sich zurückzuhalten, und in seiner Stärke geschwelgt. Sie war mehr als nur eine Prinzessin, sie war der Schlüssel zu einem Königreich und sie verkörperte das neue, vereinte Land Bamphina in seiner strahlendsten Form. Mit ihr an seiner Seite würde ihm alles gelingen.
Sie entzog sich seinem Kuss und nahm sein Gesicht in die Hände, schaute ihn an, als wolle sie sich jeden Zug und jede Linie einprägen. »Wir müssen uns beeilen. Wo sind die Boote?«, sagte sie.
Er küsste sie noch einmal, gerade lang genug, um ihren praktischen Sachverstand durcheinander zu bringen, und sah sich dann um. »Dort drüben.« Er deutete auf einen Wall aus Gestrüpp flussaufwärts. »Dort müssen sie sein.«
Das waren sie auch, und er suchte das beste Boot aus, während Evangeline aufgeregt umherlief und ständig plapperte. »Haben wir Ruder? Müssen wir rudern? Ist der Fluss gefährlich? Wie lange werden wir bis Plaisance brauchen?«
»Hier sind die Ruder.« Er setzte sie in die Riemendollen. »Die Strömung ist so schnell, dass wir nicht zu rudern brauchen, aber wir brauchen sie, um zu steuern.« Durch die Stromschnellen, aber das wollte er ihr jetzt nicht sagen. »Wir werden Plaisance erreichen, bevor die Sonne im Zenit steht.«
»Oh!« Evangeline schlug sich die Hand vor den Mund und starrte ihn entsetzt an. »Ich habe die Tasche vergessen.«
Danior runzelte die Stirn. Er verzichtete nur ungern auf die Tasche mit dem Vorrat an Königsmaiwurz, aber in ein paar Stunden würden sie die Sachen ohnehin nicht mehr brauchen. Er schob das Boot ins Wasser und vertäute es locker an einem Ast. »Wenn wir nicht spätestens bis zum Abend in Plaisance sind, sind wir sowieso tot, und dann brauchen wir unsere Ausrüstung nicht mehr.«
»Memaw hat mir gestern einen Hut und lange Handschuhe gegeben. Wenn ich die auf dem Fluss nicht habe, verbrenne ich!«
Sie hatte bereits Farbe bekommen, ein Hauch von Sonnenbräune ließ ihre Wangen golden schimmern.
»Ich hasse es, mir einen Sonnenbrand zu holen. Meine Nase wird ganz rot und fleckig. Morgen ist die Zeremonie, und alle werden mich anschauen. Und es ist unser Hochzeitstag.«
Das Boot tanzte auf den Wellen, es war fertig zur Abfahrt. »Du siehst immer schön aus«, antwortete er mit einem Anflug von Ungeduld.
»Aber Sonnenbrand tut weh.« Sie stand mit gefalteten Händen vor ihm. »Bitte, lass mich zurücklaufen und die Tasche holen.«
Danior dachte an ihren Fuß und daran, wie lange sie brauchen würde. Und vermutlich würde sie den leblosen Körper des Kleinen zu Gesicht
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