Princess Band 47
war es ihr Ziel gewesen, um Faisals willen Raschids Gunst zu gewinnen, doch allmählich fand sie sogar Gefallen daran, ihn absichtlich zu reizen - eine Eigenschaft, die ihr normalerweise so fremd war, daß sie sich fragte, warum sie sich gerade bei Faisals Vormund darauf besann.
"Faisal und ich werden sowieso nicht in Kuwait leben", bemerkte sie.
Er warf ihr einen spöttischen Blick zu. "Vergessen Sie nicht etwas, Miss Gordon? Als Angestellter der Bank hat Faisal hinzugehen, wohin der Vorstand ihn schickt."
"Der Vorstand? Dabei denken Sie wohl an sich?"
"In diesem Fall kann ich Ihre Frage mit Ja beantworten." Seine eisige Ruhe und Selbstsicherheit regten Felicia maßlos auf. Sie spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, nicht mit ihm in die Stadt zu fahren. Doch dann dachte sie an Zahras Namenstag, und daß dies die letzte Gelegenheit war, ein Geschenk für sie zu besorgen. Aus diesem Grund begnügte sie sich damit, Raschid einen kühlen Blick zuzuwerfen.
Während der letzten Tage war der ganze Haushalt eifrig damit beschäftigt gewesen, die Vorbereitungen für die Reise in die Oase zu treffen. Zahra hatte ihr lachend gestanden, daß sie ohne Raschid, der alles organisierte und beaufsichtigte, wahrscheinlich nicht weiter als bis Kuwait City kämen.
Felicia und Zahra waren sich mittlerweile nähergekommen. Aus diesem Grund hielt sie sich, was Raschid anging, auch zurück. Sie wußte, daß es Zahra traurig machte, wenn sie und Raschid sieh stritten, und das wollte sie nicht.
"Eine kluge Entscheidung", bemerkte Raschid plötzlich unerwartet, und Felicia warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. "Sie brauchen gar nicht zu leugnen, daß Sie mit dem Gedanken gespielt haben, auf meine Gesellschaft zu verzichten. Ich mag Lügner ebenso wenig wie Geldjäger."
Felicia war sprachlos. Was dieser Mann sich einbildete - ungeheuerlich!
Erst als er die Tür auf schloß, auf dem Fahrersitz Platz nahm und ihr die Beifahrertür öffnete, wurde Felicia klar, daß Raschid den Wagen eigenhändig zu chauffieren beabsichtigte.
"Steigen Sie ein, Miss Gordon, und setzen Sie Ihre Kräfte lieber für erfolgversprechendere Dinge ein als dafür, sich mit mir messen zu wollen."
Diese unglaubliche Arroganz! Felicia kochte innerlich vor Wut, als sie auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Mit einem spöttischen Lächeln lehnte er sich über sie, um die Tür zu schließen, und augenblicklich wurde sich Felicia der Aura herber Männlichkeit bewußt, die von ihm ausging. Der warme Glanz seiner Haut, seine dichten, dunklen Wimpern erinnerten sie an Seide und Samt. Nie zuvor hatte sie in Faisals Nähe etwas ähnliches empfunden.
"Na, halte ich der Begutachtung stand?" Es kostete sie fast übermenschliche Kraft, ihrer Empörung nicht freien Lauf zu lassen. Aber um Faisals willen mußte sie sich bezähmen und die Bemerkungen dieser scharfen Zunge über sich ergehen lassen.
Sie fuhren über die Küstenstraße. Raschid hatte die Klimaanlage angeschaltet, und der kühle Wind bewegte leicht Felicias Haar. Aus dem Radio erklang leise Musik, aber sie konnte sich einfach nicht entspannen. Unbewußt hatte sie die Hände in ihrem Schoß zu Fäusten geballt.
"Nun entspannen Sie sich doch. Oder ist es nur die Tatsache, daß Sie Beifahrer sind und nicht selbst fahren können, die Sie so nervös macht? Warum geben die europäischen Frauen alle Weiblichkeit auf, indem sie darauf bestehen, alles selbst zu tun?"
"Vielleicht weil die Erfahrung mit dem männlichen Geschlecht uns gelehrt hat, wie unklug es ist, sich völlig von den Männern abhängig zu machen."
"Wollen Sie Faisal aus diesem Grund heiraten?" fragte Raschid sichtlich erstaunt. "Weil Sie in ihm einen Menschen zu haben glauben, an dessen Schulter Sie sich anlehnen können? Seltsam, ich hätte nicht gedacht, daß Sie so anschmiegsam sind. Aber Faisal ist schwach, Miss Gordon. Die Frau, die ihn einmal heiratet, muß Mutter, Geliebte und manchmal sogar Gefängniswärter sein. Sind Sie sicher, daß Sie all diesen Rollen gewachsen sind?"
"Es ist leicht, Faisals Fehler anzuprangern, wenn er sich nicht verteidigen kann", entgegnete Felicia hitzig und versuchte, die mögliche Wahrheit in Raschids Worten zu ignorieren. Dabei hatte sie selbst schon festgestellt, daß Faisal, wenn es nicht nach seinem Kopf ging, gern in die Rolle des hilflosen, kleinen Jungen schlüpfte.
"Sie halten wenigstens zu ihm."
Zum soundsovielten Mal fragte sich Felicia, wie sie sich je von Faisal hatte überreden lassen
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