Princess Band 47
für das pfirsichfarbene mit den Spitzen. Felicia hielt es Zahra an.
"Saud wird für nichts anderes mehr Augen haben als für dich", lächelte sie. "Welches trägst du in der Hochzeitsnacht?"
"Keins von beiden", antwortete Zahra mit ernster Miene.
"Unsere Hochzeit wird ganz konventionell sein. Wir wollen es beide so. Ich werde den traditionellen Kaftan mit den hundert Knöpfen tragen... Und natürlich die goldenen Halsketten, die meine und Sauds Familien mir geben. Es ist Sitte, daß der Bräutigam die Ketten nacheinander abnimmt, während die Braut ganz still bleibt. Dann öffnet er die Knöpfe, wobei er am Saum anfängt. Du findest es seltsam, daß ich so heiraten will, nicht wahr?"
"Aber nein. Es ist sicher nicht seltsamer als der Brauch, in einem weißen Kleid zu heiraten", versicherte Felicia ihr. Eine große, dunkle Figur schob sich in ihre Gedanken - nein, Faisal war das nicht. Der Mann beugte sich über seine Braut und knöpfte mit geschickten Fingern einen Knopf nach dem anderen auf.
Um Himmels willen, was dachte sie da nur? Wieso kam ihr gerade Raschid in den Sinn, der seiner Braut zu Füßen kniete, auf seinem Gesicht nicht der gewohnte, spöttische Ausdruck, sondern zärtliches Verlangen?
Felicia fühlte sich sterbenselend und ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken. Wenn sie nur nach Hause fahren könnte! Wenn sie nur früher eingesehen hätte, daß Dankbarkeit niemals Liebe sein konnte! Wäre sie nicht aus England weggegangen, hätte sie nie erfahren, daß es möglich war, sich physisch zu einem Mann hingezogen zu fühlen, ohne ihn überhaupt zu mögen.
"Hat Faisal dir gesagt, wann er nach Hause kommen will?" fragte Zahra. "Letztes Jahr ist er eigens aus London gekommen, um mir mein Namenstagsgeschenk zu bringen. Raschid hat es ihm ermöglicht, und vielleicht tut er es dieses Jahr wieder."
Felicia schüttelte den Kopf. "Das glaube ich kaum."
"Vielleicht würde er es doch tun, wenn du zu ihm gingst und ihm sagtest, wie sehr du Faisal vermißt. Du mußt dich doch nach ihm sehnen."
Das tat sie auch, wenn auch nicht aus den Gründen, die Zahra annahm. Wenn Faisal zurückkäme, könnte sie ihn bitten, ihr den Rückflug nach London zu ermöglichen.
"Ich bin sicher, daß Raschid sich überreden ließe", fuhr Zahra fort. "So ein Monster ist er auch wieder nicht."
"Den Eindruck hatte ich aber heute morgen", entgegnete Felicia trocken, als sie daran dachte, wie sehr Zahra bemüht gewesen war, nicht mit ihm zusammenzutreffen.
"Das war etwas anderes. Mutter macht sich Sorgen, weil Raschid nicht heiratet. Die Verantwortung für die Familie hat ihn schneller reifen lassen als andere Männer. Vielleicht sucht er sich eine Frau, wenn ich verheiratet bin, obwohl es ihm sicher nicht leicht fallen wird. Mutter befürchtet, daß er wegen seines englischen Bluts mit unseren Frauen nicht viel im Sinn hat." Zahra musterte Felicia eindringlich. "Faisal hat dir sicher erzählt, wie ähnlich du Raschids Großmutter bist. Ich wäre nicht verwundert, wenn er dich absichtlich hergeschickt hätte, um Raschid ein wenig zu ärgern! Ich erinnere mich, daß unser Vater erzählte, wie sehr Raschid, als er noch klein war, das Porträt seiner Großmutter bewunderte. Ich glaube, er hat eine Schwäche für dich, Felicia, wenn er es auch nicht zugibt."
Eine Schwäche für sie! Wenn Zahra wüßte, wie er über sie dachte! Daß Faisal sie nach Kuwait geschickt hatte, um Raschid zu ärgern, erschien Felicia gar nicht so unwahrscheinlich. Schließlich wußte sie, daß die beiden Männer sich nicht allzu gut verstanden. Den Gedanken jedoch, daß Faisal ihre Verlobung nur aus diesem Grund bekanntgegeben haben könnte, fand sie abscheulich. Faisal schien also doch nicht nur der liebenswerte junge Mann zu sein, als den sie ihn kennengelernt hatte.
Auch an diesem Abend aß Raschid nicht mit ihnen, und Felicia atmete erleichtert auf. Nach dem Dinner entschuldigte sie sich und ging in ihr Zimmer. Sie öffnete die Fenster, um die kühle Abendluft hereinzulassen. Der Duft der Blumen stieg zu ihr empor, und sie beschloß, noch ein wenig in den Garten zu gehen.
Im Garten angekommen ließ Felicia sich von dem Plätschern des Brunnens anziehen. Wie schön doch diese Innenhöfe waren! Mit der Hand fuhr sie durch das Wasser und beobachtete, wie die Fische schnell zur Seite schwammen. Es war Vollmond, fast so hell wie am Tag.
"Wünschen Sie sich, jemand würde den Zauber unserer Nächte mit Ihnen teilen, Miss Gordon?"
Felicia
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