Princess Band 47
und freundlich wie ihre Schwester. Raschid als Feind zu haben genügte ihr vollauf.
Es dämmerte bereits, als sie die Oase erreichten, und Felicia sah nicht viel mehr als eine Reihe kleiner Palmenhaine und eine Wasserstelle, in der sich der Mond spiegelte.
Das Haus mit seinen weißen Steinen und den schmalen, maurischen Fenstern bot nach außen ein einfaches, nüchternes Bild. Doch als sie ausstiegen und Ali sie in die große Halle führte, blieb Felicia überrascht stehen. Hohe Malachitsäulen stützten eine reich bemalte Decke, irgendwo plätscherte Wasser. Unwillkürlich wurde Felicia vom Zauber des Orients, den dieser Raum ausstrahlte, eingefangen.
Zahra lachte, als sie Felicias Augen sah. "Ich wußte, daß es dir gefallen würde."
Ali und die anderen Diener brachten das Gepäck herein. Selina versprach, sich sofort um Kaffee zu kümmern und verschwand.
Am anderen Ende der Halle öffnete sich eine Doppeltür, in der Raschid, in einer weiten, weißen Dishdasha, erschien. "Zahra wird Sie zu den Frauengemächern führen, Miss Gordon. Sie liegen alle zum Innenhof hin. Zur Zeit meines Großvaters durften die Frauen des Harems das Haus nie verlassen. Für meine Großmutter hat er einen Garten innerhalb der Mauern dieses Hauses anlegen lassen, Sie sagte immer, er erinnere sie an England."
"Im Harem gibt es sogar ein Marmorbad, das groß genug ist, um darin schwimmen zu können", sagte Zahra leise und lachte, als Felicia verlegen wurde. Dann entdeckte sie etwas und rief aus: "Sieh nur, Onkel Raschid, Felicias Augen haben dieselbe Farbe wie die Säulen."
"Grün wie Malachit", stimmte Raschid ihr zu und strich mit einer Hand langsam über die kühle Säule. "Ich glaube kaum, daß Miss Gordon es gern hört, daß man ihre Augen mit der kühlen Härte des Malachits vergleicht, hm?"
Ali brachte noch mehr Koffer und stellte sie neben Felicias Gepäck. Der oberste Koffer fiel zu Boden und sprang auf. Felicia, die Raschid beobachtete, sah, wie sein Gesicht sich plötzlich verhärtete. Grimmige Verachtung erschien auf seinen Zügen, mit langen Schritten ging er auf den Koffer zu. Felicia erstarrte, als sie sah, wie er sich bückte und mit zwei Fingern Zahras orangeroten Haremsanzug hochhob.
Mit einem kurzen Seitenblick wurde Felicia gewahr, wie Zahra sie mit flehenden Augen ansah, und sofort reagierte sie. "Das ist meiner", sagte sie mit zuckersüßer Stimme und griff nach dem Anzug. Dabei entfaltete sich die Pluderhose in ihrer vollen Pracht. Als sie den Ausdruck ungläubiger Empörung auf Raschids Gesicht sah, hätte sie am liebsten laut gelacht. "Den habe ich neulich im Souk gekauft. Ich dachte, zu Hause in England könnte sowas vielleicht in Mode kommen." Sie wußte selbst nicht, welcher Teufel sie ritt. "Ich hoffe, daß der Anzug Faisal gefällt. Einkaufen gehen kann man damit natürlich nicht, aber für einen gemütlichen Abend zu Hause..." Sie warf Raschid einen kurzen, vielsagenden Blick zu. Sie wußte, daß sie mit dem Feuer spielte.
Mit seinen kühlen grauen Augen musterte Raschid sie unverfroren, ohne sich um Zahras entsetztes Gesicht zu kümmern. "Ich hätte nicht gedacht, daß Sie für diese Farbe schwärmen, Miss Gordon... bei dem Haar."
"Finden Sie nicht, daß sie mir steht?" erwiderte Felicia lächelnd.
Darauf gab er ihr keine Antwort, sondern gab Ali einen Wink, die Kleider wieder in den Koffer zu packen. Felicia folgte Zahra in die Frauengemächer.
Ihr Schlafzimmer war ganz anders als das in der Villa. Das einzige moderne Möbelstück war das große Doppelbett. Der Holzfußboden war mit weichen, sehr wertvollen Perserteppichen bedeckt. Unter den Bogenfenstern stand eine niedrige, mit Kissen bedeckte Couch. Wie in jedem arabischen Haus war das Geräusch plätschernden Wassers zu hören.
In einem kleinen Nebenraum befanden sich die Schränke, in die Felicia ihre Kleider hängte, den Haremsanzug jedoch legte sie gefaltet auf ein kleines Tischchen.
Als Zahra hereinkam und ihn sah, zog sie eine Grimasse. "Ich habe Raschid noch nie so wütend gesehen. Oh, Felicia, es tut mir so leid... wie er dich angeschaut hat!"
"Ach, das ist doch nicht schlimm", wehrte Felicia unbekümmert ab.
"Nicht schlimm?" rief Zahra aus. "Das sagst du, obwohl Raschid dich so behandelt hat... dich als Faisals zukünftige Frau?"
Felicia glaubte, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, Zahra die Wahrheit zu sagen, doch Zahra kam ihr zuvor: "Ich werde Raschid sagen, wie sehr er sich irrt, Felicia. Ich kann nicht
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