Princess Band 47
zulassen, daß du darunter leiden mußt. Raschid wird sich bei dir entschuldigen." Ihre Lippen bebten. Es mußte sie sehr getroffen haben, ihren angebeteten Onkel so zu sehen. "Er wollte dich vor uns demütigen, Felicia. Ich habe es ihm angesehen. Aber statt dessen hat er mich gedemütigt." Sie schluckte ein paar Tränen hinunter. "Ich danke Gott, daß ich seine Verachtung erlebt habe, ich könnte es nicht ertragen, wenn Saud mich so ansähe."
Felicia wandte ein, daß Raschid sie von Anfang an abgelehnt hätte, doch Zahra schien untröstlich.
"Weil er nicht will, daß du Faisal heiratest. Felicia, versprich mir, daß du dich nicht von Raschid vertreiben läßt, bitte! Ich habe dich sehr liebgewonnen, du bist mir wie eine Schwester. Du darfst nich gehen! Raschid wird sich besinnen, Felicia, ich weiß es."
8.
KAPITEL
Am nächsten Tag kam Nadia mit ihrem Mann und ihrem Sohn an. Sie war ein paar Jahre älter als Felicia, die weibliche Ausgabe Faisals. Ihre Ähnlichkeit mit Faisal jedoch berührte Felicia kaum.
Nadias kleiner Sohn Zayad gewann sofort Felicias Herz. Er erzählte ihr unaufhaltsam, was er auf der Fahrt alles gesehen und erlebt hatte, ohne die geringste Scheu zu zeigen. Er bestand darauf, mit ihr in ihr Zimmer zu gehen, wo er alles auf den Kopf stellte, damit ihm auch nichts entging.
Nach einer Weile kam Nadia, um nach ihrem Sohn zu schauen, und ließ sich mit gekreuzten Beinen auf dem Diwan nieder. Obwohl sie westlicher wirkte als ihre Schwester und ihre Mutter, umgab sie doch die Aura der behüteten orientalischen Frau. Sie fuhr Zayad liebevoll durchs Haar. "Hoffentlich hat er Sie nicht zu sehr gestört?"
"Aber nein. Er ist so ein lieber kleiner Kerl", antwortete Felicia. "Sie freuen sich sicher schon auf Zahras Hochzeit, nicht wahr?"
"Nicht so sehr wie damals auf meine", lachte Nadia. "Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, daß es einmal eine Zeit gab, wo ich Achmed nicht heiraten wollte." Und als Felicia sie fragend ansah, fuhr sie fort: "O, ich war eine ausgesprochene Rebellin. Unsere Hochzeit war schon vor dem Tod meines Vaters vereinbart worden, und ich habe Raschid angefleht, mich davon zu befreien. Ich habe sogar gedroht, mich zu Tode zu hungern, wenn er sich weigern sollte."
"Und was ist daraus geworden?" fragte Felicia neugierig.
Nadia lächelte geheimnisvoll. "Raschid hat alles zum Besten gewendet. Sie haben sicher schon von Siyasa gehört. Also, als ich mich weigerte, Achmed zu heiraten, hat Raschid sich gar nicht erst mit mir herumgestritten oder diskutiert. Statt dessen erzählte er mir, daß er Achmed einladen würde, sich unser Haus anzusehen, und bot mir an, mich in seinem Schlafzimmer zu verstecken, von dessen Fenster ich Achmed bei seiner Ankunft heimlich beobachten könnte." Lachend breitete sie die Arme aus. "Und als ich den jungen Mann so nervös aus dem Auto steigen sah, dem Anständigkeit und Güte aus den Augen leuchteten, wußte ich, daß ich nichts zu befürchten hatte. Raschid kannte mich besser als ich mich selbst." Nadias Augen strahlten. "Wissen Sie, Felicia, es gibt in Ihrem und auch in meinem Land Frauen, die sich den Männern hingeben, ohne verheiratet zu sein. Aber es gibt nichts Größeres, nichts Schöneres als das Vergnügen, die Geheimnisse des Körpers mit dem geliebten Mann zu teilen, und zu wissen, daß diese Geheimnisse nur für ihn bestimmt sind."
Die Worte rührten Felicia. Es waren Worte, die sie immer in ihrem Herzen gefühlt hatte. Schweigend sahen die beiden sich an und wußten, daß sie sich verstanden.
Nadia stand auf und drückte Felicias Hand. "Zahra hat mir erzählt, daß Raschid Ihnen unrecht getan hat. Schon um Ihretwillen muß sie ihm die Wahrheit sagen, aber er ist ein stolzer Mann. Es wird ihm nicht leicht fallen, sich zu entschuldigen. Werden Sie daran denken?"
Warum sagte Nadia ihr das? Wollte sie es ihm leichter machen?
"Sie sind Raschids Großmutter sehr ähnlich", seufzte Nadia. "Aber das hat Zahra Ihnen sicher schon gesagt. Meine Mutter hat mir erzählt, Sie und Faisal seien eng befreundet."
"Könnten wir darüber ein andermal sprechen?" warf Felicia schnell ein. "Nach Zahras Namenstag? Ich möchte nicht, daß ihr dieser Tag, auf den sie sich so freut, verdorben wird."
"Natürlich." Lächelnd nahm Nadia ihren Sohn bei der Hand, um mit ihm das Zimmer zu verlassen.
Felicia stellte bald fest, daß die übrigen Familienmitglieder die Oase genauso liebten wie Zahra. Morgens trafen sich die Frauen, um miteinander zu
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