Princess Band 47
der Fahrt gequält hatten, bedrückten sie nun nicht mehr so stark. Sie ließ sich von ihrer Mutter verwöhnen und genoß die liebevolle Fürsorge, mit der man sie umgab. Allerdings mußte sie tausend Fragen beantworten.
Rose erzählte viel von Chandelle und Haus Therese, ein bißchen weniger vom Schloß und Miss Grantchester, noch weniger von Philippe und kein Wort von seinem Heiratsantrag.
Den wollte sie so schnell wie möglich vergessen.
Es tat Rose gut, während der nächsten Tage gemütlich zu Hause herumzusitzen und sich verwöhnen zu lassen. Aber dann hatte sie davon genug und überlegte sich, was sie anfangen sollte. Für die Universität war es bereits zu spät. Das Semester hatte schon begonnen. Da halfen ihr auch ihre guten Abiturnoten nichts. Außerdem verspürte sie noch keine rechte Lust zu studieren.
Jobs aber waren nicht leicht zu finden, vor allem, da sie weder stenografieren noch Schreibmaschine schreiben konnte. Jeden Morgen las sie sorgsam die Stellenangebote in den Zeitungen und entdeckte eines Tages zwei Anzeigen, die für sie in Frage kommen konnten. Sie bewarb sich, aber es stellte sich heraus, daß beide Jobs langweilig und schlecht bezahlt waren.
Rose sagte sich, daß sie Zeit genug habe, etwas Passendes zu finden, und daß kein Grund vorläge, so niedergeschlagen zu sein. Die Erinnerung an die glückliche Zeit in Chandelle drängte sich ihr auf, und sie stellte sich Miss Grantchester vor, wie sie im Park spazieren ging, von Gigi, dem Hund, begleitet. Jetzt, Ende September, müßte die Weinlese bereits in vollem Gang sein.
Ach, wie hatte sie sich auf diese Zeit gefreut! Philippe war bestimmt den ganzen Tag über draußen.
Philippe! Warum mußte sie nur immer wieder an ihn denken? Es hatte doch überhaupt keinen Sinn! Sie hatte sich damit abzufinden, daß Chandelle für sie nicht mehr existierte. Die schöne Zeit, die sie dort verbracht hatte, war vorüber.
Rose versuchte sich damit zu trösten, daß es besser wäre, überhaupt geliebt zu haben, auch wenn es weh tat, als niemals dieses wunderbare Gefühl erlebt zu haben. Sie durfte sich der Zukunft nicht verschließen, dafür war sie viel zu jung. Aber irgendwie wußte sie, daß sie Philippe du Caine nie mehr vergessen würde.
Rose bog in die Straße ein, in der sie wohnte. Ein Wagen stand vor der Haustür. Sie starrte das dunkelblaue Cabriolet an und traute ihren Augen nicht. Philippes Auto! Verwirrt parkte sie ihren Mini und stieg zögernd aus. Ihr Herz klopfte heftig, als sie ins Haus trat.
"Bist du es, Rose? Komm und sieh, wer da ist", rief ihre Mutter. Wie in Trance ging Rose ins Wohnzimmer. Philippe, der mit ihrer Mutter Tee getrunken hatte, stellte seine Tasse ab und erhob sich.
"Rose", war alles, was er sagte.
Mit zwei Schritten war er bei ihr und nahm ihre Hände. Der warme Druck seiner Finger ließ heiße Schauer über ihren Rücken rieseln. Sie sah sein sonnengebräuntes Gesicht, die kleine Narbe auf seiner Nase und' seine dunklen Augen, die sie so gut kannte, und die sie zu durchbohren schienen.
"Hallo, Philippe", sagte sie leise.
"Wir haben uns prächtig unterhalten", unterbrach sie die fröhliche Stimme ihrer Mutter. "Ist das nicht eine wundervolle Überraschung, Liebes?"
"Ja, wirklich." Roses Gedanken überschlugen sich. Was wollte Philippe hier? Warum war er gekommen?
"Setz dich und trink eine Tasse Tee", forderte ihre Mutter sie auf. Rose war froh darüber. Philippe ließ endlich ihre Hände los, und sie setzte sich. Es war höchste Zeit, denn ihre Knie begannen zu zittern.
Mrs. Robinson hob die Teekanne. Doch dann zögerte sie.
"Ich sollte besser frischen Tee kochen." Sie stand auf und war schon an der Tür, ehe Rose sie zurückhalten konnte. "Du hast bestimmt viel mit Monsieur du Caine zu reden. Ich bin gleich wieder da." Diskret schloß Mrs. Robinson die Tür hinter sich.
Rose saß hilflos da und fragte sich, was Philippe wohl ihrer Mutter erzählt haben mochte. Fragend schaute sie Philippe an.
"Sind Sie überrascht, mich hier zu sehen, Rose?"
Sie nickte. "Ich glaubte, wir hätten uns alles gesagt, was zu sagen war, und nahm an, Sie wüßten, warum ich abgereist bin."
"O nein, meine liebe Rose. Wir haben noch sehr viel miteinander zu besprechen. Doch im Moment möchte ich nicht näher darauf eingehen." Er lehnte sich entspannt in die Polster zurück. Rose ärgerte sich darüber. Wie konnte er so gelassen sein, während sie die unerwartete Begegnung völlig aus der Fassung
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