Princess Band 47
sich hier im hellen Mondlicht nicht auf einen Zweikampf einlassen und blieb daher steif stehen. Charles wußte doch, daß sie für ihn nur Freundschaft empfand. "Laß das, Charles!" sagte sie scharf.
"Okay, okay", lachte er. "Ich wollte doch nur einen harmlosen Kuß. Du bist ziemlich zimperlich geworden."
"Von mir aus kannst du das so nennen."
"Wenn du nicht so hübsch wärst, würde ich dich gar nicht küssen wollen. Du siehst, es liegt einzig und allein an dir."
"Jetzt bin ich an allem schuld! Aber ich will nicht mit dir streiten. Mir ist es ernst, Charles! Ich möchte nichts anderes mit dir als eine Kameradschaft. Ist das klar?"
"Gibt es einen anderen Mann?"
"Nein!" rief Rose heftig. Viel zu heftig, wie sie fand. "Nein, es gibt keinen anderen Mann, Charles. Ich möchte nur für eine Weile allein gelassen werden und zu mir selbst finden. Das hast du ja auch gewollt, als du durch Europa getrampt bist."
"Aber ich bin zu dir zurückgekommen, Rose."
"Was heißt hier zurückgekommen? Wenn du erst in Oxford bist und die vielen hübschen Mädchen dort siehst, wirst du froh sein, nicht an mich gebunden zu sein. Und jetzt laß mich endlich los. Ich muß ins Schloß."
"Okay, aber gib mir noch einen Kuß auf die Wange. Bitte!"
Rose mußte lachen. "Na schön", gab sie nach und küßte ihn zum Abschied auf die Wange, denn sie wollte ihn nicht verletzen. "Gute Nacht, Charles."
"Gute Nacht, Rose. Bis morgen."
8. KAPITEL
Eilig lief Rose die Stufen zum Schloß hinauf. Auf Zehenspitzen ging sie durch die Halle und dann leise die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Sie kam an Philippes Tür vorbei und fragte sich, ob er wohl schon zu Bett gegangen wäre. Hören konnte sie ihn jedenfalls nicht. Vorsichtig machte sie die Tür zu ihrem Zimmer auf und tastete nach dem Lichtschalter. Da merkte sie, daß jemand im Raum war. Sie erschrak und hätte beinahe um Hilfe geschrien.
"Keine Angst, Rose. Ich bin's, Philippe." Er knipste die Nachttischlampe an, die ein sanftes Licht verbreitete. "Ich möchte mit Ihnen sprechen."
"Ist etwas mit Miss Grantchester?" Der Gedanke, daß der alten Dame etwas zugestoßen sein könnte, bestürzte Rose. Hastig machte sie die Tür hinter sich zu und schaute Philippe angstvoll an.
Sein Gesicht war ernst und verschlossen. "Nein, es geht nicht um Tante Celia."
Im ersten Moment war Rose beruhigt, doch als er nicht weitersprach, wuchs erneut ihre Angst. Es mußte sich um etwas sehr Wichtiges handeln, daß er in ihrem Zimmer auf sie gewartet hatte. Sie glaubte, eine gewisse Hilflosigkeit und eine Spur von Ärger in seinem Gesichtsausdruck zu erkennen. "Habe ich etwas falsch gemacht, Philippe?"
Er lachte auf, und das machte Rose noch nervöser. Worum ging es denn nur?
Philippe ging zum Fenster und starrte hinaus. Rose fragte sich, was es da zu sehen gab, und trat näher. Der Garten war vom Mondlicht Übergossen, und sie konnte ihren Wagen erkennen, der an der Seite geparkt war. Plötzlich wurde ihr klar, daß Philippe sie und Charles beobachtet haben mußte.
Aber warum sollte ihn das stören?
"Ihr Freund war heute abend sehr gefühlsbetont", sagte Philippe endlich.
"Das ist er von Natur aus." Rose hatte nicht die Absicht, ihre Beziehung zu Charles mit Philippe zu diskutieren.
Er reagierte so überraschend, daß sie völlig überrumpelt wurde. Mit einer schnellen Bewegung hatte er sie in seine Arme gerissen und küßte sie voller Leidenschaft. Rose bekam kaum noch Luft. Ihr Herz schlug so laut, daß sie glaubte, Philippe müsse es hören. Noch immer lag sein Mund auf ihren Lippen.
Die Knie wurden ihr weich, als ein nie gekanntes Gefühl von ihr Besitz ergriff und sie zu überwältigen drohte. Je länger seine Zärtlichkeiten andauerten, desto schwächer wurde ihr Widerstand, und sie erkannte, wie gefährlich die Situation geworden war.
Alles, was sie bisher für richtig gehalten hatte, kam ihr auf einmal unwichtig vor. Das darf nicht sein, wehrte sich ihr Verstand. Und doch hatte sie nur einen Wunsch: daß Philippe sie für immer so in seinen Armen halten sollte.
Mit sanfter Intensität streichelte er ihren Hals, ihre Arme, ihren Rücken, und sie sehnte sich immer mehr danach, sich ihm ganz hinzugeben. Wieder meldete sich die Stimme ihres Verstandes, und Rose versuchte mit letzter Willenskraft, gegen die leidenschaftlichen Empfindungen anzukämpfen, die ihren ganzen Körper mit nie gekannter Seligkeit erfüllten.
"Nein!" Sie riß den Kopf zurück. Heftig stieß sie Philippe von sich, und
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