Princess Band 47
Charles hatte recht gehabt. Fast wäre sie dem Zauber des Schlosses und seiner Bewohner erlegen. Aber dann hatte doch ihr gesunder Menschenverstand gesiegt, obwohl sie Philippe liebte und er ihr ein Leben in Luxus bieten konnte. Gott sei Dank, daß sie rechtzeitig zur Besinnung gekommen war. Mit einem tiefen Seufzer stand Rose auf und ging zu Bett.
Sie konnte nicht einschlafen. Immer deutlicher wurde ihr bewußt, daß es nur einen Weg gab: Sie mußte Chandelle verlassen und nach England zurückfahren. Am besten gleich morgen. Erst wenn sie von hier fort war, konnte sie ihren Frieden wiederfinden. Der Entschluß fiel ihr unendlich schwer, denn hier gab es so viel, was sie traurigen Herzens zurücklassen würde.
Was sollte sie Miss Grantchester sagen? Welchen Grund konnte sie für ihre Abreise angeben? Hatte Philippe mit ihr über seinen Heiratsantrag gesprochen? Je länger Rose über die letzte Frage nachdachte, desto unwahrscheinlicher kam es ihr vor.
Immer, wenn seine Großtante das Thema Heirat angeschnitten hatte, war er ausgewichen.
Also würde auch sie nichts von seinem Besuch in ihrem Zimmer und seinem Heiratsantrag erwähnen. Sie entschloß sich, Miss Grantchester zu sagen, daß ihre Mutter sie in einem Brief aufgefordert hätte, sofort nach Hause zu kommen. Und das war nicht einmal völlig aus der Luft gegriffen, denn wenn ihre Mutter wüßte, was sich hier abgespielt hatte, würde sie Rose auf der Stelle zurückrufen.
Der Gedanke an ihre Mutter und ihr Zuhause wirkte beruhigend auf Rose, und endlich schlief sie ein.
Charles war begeistert, als er erfuhr, daß Rose mit ihm nach England zurückfahren würde.
"Frage mich bitte nicht nach dem Grund", bat Rose. "Ich habe einfach das Gefühl, daß mein Entschluß richtig ist."
"Okay. Ich packe sofort meinen Rucksack."
Rose hatte ihren Koffer schon gepackt. Sie war froh, daß sie Philippe beim Frühstück nicht begegnet war. Es wäre peinlich für beide gewesen, hätten sie sich nach dem Geschehen der letzten Nacht noch einmal sehen müssen.
Miss Grantchester hatte sich mit Roses Ausrede zufriedengegeben, aber mehrmals betont, wie traurig sie sei, daß Rose abreisen müsse.
"Aber Sie kommen doch wieder?" hatte sie gefragt.
"Ich fürchte nein - zumindest nicht in der nächsten Zeit."
"Sie werden mir stets willkommen sein, Kind. Aber ich verstehe, daß Sie nicht anders handeln können. Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert. Bitte, schreiben Sie mir gleich, wenn Sie daheim sind. Ich werde mir Sorgen machen, bis ich weiß, daß Sie sicher angekommen sind."
"Ich fahre ganz vorsichtig, Miss Grantchester. Charles kommt mit und wird mich am Steuer ablösen."
"Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr Sie mir fehlen werden, Rose. Und auch Philippe. Haben Sie schon mit ihm gesprochen?"
"Nein, aber ich bin überzeugt, daß er meinen Entschluß verstehen wird."
Nach einem bewegenden Abschied hatte Rose das Schloß verlassen und war zum Haus Therese gefahren. Kerry ließ sich nicht anmerken, ob Roses plötzlicher Entschluß sie überrascht hatte. Sie hatte am Morgen Jacques zum Zug begleitet, der ihn zu seiner Einheit zurückbringen würde, und hoffte, daß sie ihm bald nachfolgen konnte. Mit einer herzlichen Umarmung verabschiedete sie sich von Rose.
"Dein Besuch hat mir unendlich viel bedeutet, Rose. Bis du kamst, erschien mir al es wie eine schreckliche Katastrophe, und jetzt ist mein Leben so schön geworden. Ich kann dir gar nicht genug danken. Und nur deinetwegen hat Philippe sich für uns eingesetzt. Ohne seine Fürsprache hätten Jacques' Eltern nicht so schnell eingewilligt."
"Unsinn. Sie haben nur begriffen, was für eine nette Schwiegertochter sie bekommen."
"Du bist ein Schatz, Rose! Besuch uns bald wieder. Du bist uns jederzeit willkommen und kannst bleiben, so lange du willst." Kerry winkte dem Mini nach, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte.
Die Fahrt verging ziemlich schnell . Rose und Charles wechselten sich am Steuer ab. Als sie die Fähre in Dover verließen, lief Rose zum nächsten Telefon und rief ihre Eltern an, damit sie auf ihre Ankunft vorbereitet waren. Sie setzte Charles vor dem Haus seiner Eltern ab und fuhr dann heim.
Gestern hatte sie Chandelle verlassen, und heute abend war sie schon zu Hause.
Mit großer Freude nahmen ihre Eltern sie in Empfang. Ihre Mutter hatte ein gutes Essen vorbereitet, und Rose fühlte sich endlich wieder wohl und aß mit großem Appetit.
Die traurigen Gedanken, die Rose während
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