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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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auf denkbar sanfteste Weise drohend, eine Hand hob und »So hört doch endlich auf!« murmelte.
    Peers Reaktion war extrem: Ein Satz zurück beförderte ihn außer Ohrfeigen-Reichweite, er kam auf Fingerknöcheln und Fußballen zu stehen, gab aufgeregte Kreischlaute von sich (soweit ein Angehöriger des Oberhauses dazu in der Lage war) und sprang dann, die Arme hochwerfend, in die Luft. Er packte abermals den Balken, wodurch sich ein Schauer von Staub löste, der herabrieselte, seine weiße Perücke grau bestäubte und ihn zum Niesen brachte – was höchst unglücklich war, da er zuvor Tabak geschnupft hatte. Ein rötlich brauner Schleimklumpen schoss ihm aus der Nase und blieb an seinem Kinn kleben.
    Im Kit-Cat Clubb war es so still geworden wie in einem Kloster. Es waren vielleicht drei Dutzend Männer anwesend. Im Großen und Ganzen waren sie geneigt, fast alles lustig zu finden. Kaum einmal verstrich eine Minute, ohne dass ein Sturm dröhnenden Gelächters von dem einen oder anderen Tisch sämtliche Gespräche im Club übertönte. Doch Peers Darbietung hatte etwas dermaßen Eigenartiges, dass sie alle verstummt waren. Daniel, der sich eingebildet hatte, das Gedränge und der Lärm würden ihm und Dappa eine gewisse Ungestörtheit verschaffen, kam sich nun noch exponierter und ausspionierter vor als je zuvor.
    Der Marquis von Ravenscar stolzierte auf Dappa zu. Hinter ihm ließ sich Peer von der Decke fallen und machte sich mit einem Taschentüchlein aus belgischer Gros-point-Spitze zu schaffen. Nachdem Roger ein paar Schritte zurückgelegt hatte, folgte Peer in geduckter Haltung in seinem Kielwasser.
    »Dr.Waterhouse, Mr. Dappa«, sagte Roger mit ungeheurem Aplomb. »Es ist schön, euch beide wiederzusehen.«
    »Gleichfalls et cetera«, antwortete Daniel kurz angebunden, da Dappa vorübergehend der Sprechfähigkeit beraubt worden war.
    Überall im Club wurden zögernd Gespräche wiederaufgenommen.
    »Ich bitte Euch, es nicht übelzunehmen, wenn ich davon absehe, Euch Läuse aus dem Haar zu pflücken, wie es Lord Wragby aufmerksamerweise bei mir getan hat.«
    »Es ist gar nicht mein Haar, Roger.«
    »Darf ich Euch, Dappa, und Euch, Daniel, Lord Walter Raleigh Waterhouse Weem, Viscount Wragby und Rector of Scanque, Abgeordneter des Parlaments und Fellow der Royal Society, vorstellen beziehungsweise wiedervorstellen?«
    »Hallo, Onkel Daniel!«, sagte Peer, der sich jäh aufrichtete. »Sehr gescheit von jemandem, ihn in einen Anzug zu stecken! War das Euer Gedanke?«
    Dappa starrte Daniel von der Seite an. »Ich habe zu erwähnen vergessen, dass Peer mein Halbgroßneffe ersten Grades oder etwas dergleichen ist«, erklärte ihm Daniel hinter vorgehaltener Hand.
    »Wem gelten Eure Wörter, Onkel?«, erkundigte sich Peer und schaute an Dappas Kopf vorbei ins Leere. Dann fuhr er mit einem Achselzucken fort: »Meint Ihr, meine Demonstration hat gewirkt? Ich habe ungeheure Forschungen betrieben , um es richtig hinzubekommen.«
    »Ich habe keine Ahnung, Wally«, erwiderte Daniel und blickte dann zu Dappa hinüber, der noch immer in der Haltung des verblüfften Seitenblicks erstarrt war. »Dappa, habt Ihr dem, was Ihr soeben beobachtet habt, entnommen, dass Lord Wragby hier zum Affenstamm von Lord Ravenscar gehört, dass er die Rolle des Unterwürfigen spielt und Lord Ravenscars Dominanz vollständig anerkennt?«
    »Wem gelten Eure Wörter?«, fragte Peer zum zweiten Mal.
    »Wem gelten Eure Worte!«, korrigierte ihn Dappa.
    Ein paar Augenblicke Schweigen vonseiten Peers, die Roger und Daniel ungemein genossen. Peer hob eine Hand, deutete mit dem Zeigefinger auf Dappa, als hielte er ihn mit einer Pistole in Schach, und wandte sich mit offenem Mund Daniel zu.
    »Was Ihr nicht gewusst habt, mein guter Neffe«, sagte Daniel, »ist, dass Dappa in sehr jungen Jahren als eine Art Maskottchen auf ein Piratenschiff verschleppt wurde. Und diese Piraten, eine polyglotte Schar, amüsierten sich damit, dass sie Dappa beibrachten, fünfundzwanzig verschiedene Sprachen fließend zu sprechen.«
    »Fünfundzwanzig verschiedene Sprachen!«, rief Peer aus.
    »Ja. Darunter auch besseres Englisch als das Eure, wie Ihr soeben gesehen habt.«
    »Aber... aber in Wirklichkeit versteht er keine davon«, sagte Peer.
    »So wenig wie ein Papagei, wenn er eine Bitte um einen Zwieback krächzt«, bestätigte Daniel und gab dann selbst ein Krächzen von sich, als Dappa ihn unter dem Tisch gegen das Schienbein trat.
    »Was für ein bemerkenswertes

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