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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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gezeugt mit einer französischen Gräfin, als sich Charles während des Interregnums im Exil in Frankreich aufgehalten hatte. Thomas More Anglesey war dann irgendwie veranlasst worden, die in Verlegenheit gebrachte Gräfin zu heiraten und die beiden Jungen großzuziehen. Das hatte er gründlich vermasselt – vielleicht, weil ihn das unaufhörliche Intrigieren gegen John Comstock zu sehr abgelenkt hatte.
    Der jüngere der beiden »Anglesey«- Bastarde, Louis, war ein großer Schwertkämpfer gewesen und hatte während seiner Jahre am Trinity College, Cambridge, Puritaner als Übungsziele verwendet. Er war zur gleichen Zeit dort gewesen wie Daniel, Isaac und diverse andere faszinierende Menschenexemplare, darunter auch der verstorbene Herzog von Monmouth. Später hatte sich Louis für Alchimie interessiert. Daniel gab ihm noch heute die Schuld daran, dass er Isaac dazu verführt hatte, der esoterischen Bruderschaft beizutreten. Doch heute hatten Schuldzuweisungen keinen Sinn mehr – denn der Earl von Upnor war vor einem Vierteljahrhundert bei der Schlacht von Aughrim gefallen, wo er mit seinem Rapier hundert Puritaner, Deutsche, Dänen etc. abgewehrt hatte, bis er in den Rücken geschossen worden war.
    Zu dieser Zeit war sein angeblicher Vater, der Herzog von Gunfleet, längst tot. Die letzten Jahre des Herzogs waren nicht gut gewesen. Nachdem er die Silber-Comstocks ruiniert – John in einen rustikalen Ruhestand und alle anderen bis nach Connecticut getrieben – und ihr Haus am St. James’s Square übernommen hatte, hatte er mit ansehen müssen, wie sein eigenes Vermögen durch schlechte Investitionen, die Spielschulden seiner Söhne (was ihn umso mehr geschmerzt haben musste, als sie in Wirklichkeit gar nicht seine Söhne waren) und vor allem durch die Papistische Verschwörung vernichtet worden war, eine Art politisch-religiöse Tollwut, die London um 1678 heimgesucht hatte. Er hatte die gesamte Familie nach Frankreich verfrachtet und den Londoner Palast an Roger Comstock verkauft, der ihn prompt dem Erdboden gleichgemacht und in Bauland verwandelt hatte. In Frankreich war der Herzog gestorben – Daniel hatte keine Ahnung, wann, aber es musste schon lange her sein – und hatte nur Phillip Graf Sheerness, den älteren der beiden Bastarde, hinterlassen.
    Graf Sheerness. Alle diese Namen – Gunfleet, Upnor und Sheerness – bezogen sich auf Orte rund um die Themsemündung und waren den Angleseys von Charles II. verliehen worden, als Belohnung für Dienste, die sie ihm während der Restauration geleistet hatten. Daniel konnte sich nur weniger Einzelheiten entsinnen. Thomas More Anglesey hatte an einem winzigen Seegefecht vor den Gunfleet Sands teilgenommen und ein Boot voller dickschädeliger puritanischer Seeleute versenkt oder etwas dergleichen, und dann hatte er sich zur Buoy of the Nore verfügt und eine Menge Royalistenschiffe um sich geschart.
    The Nore war eine Sandbank – eigentlich das äußerste Ende eines riesigen Gebiets veränderlicher Sandablagerungen um die Stelle herum, wo die Themse und der Medway zusammentrafen und sich ins Meer ergossen. Dort, ein paar Meilen von Sheerness Fort entfernt, war schon immer eine Boje verankert gewesen, die einlaufende Schiffe warnen und sie dazu zwingen sollte, sich zwischen Backbord und Steuerbord zu entscheiden – Ersteres würde sie, so Gott und die Gezeiten wollten, den Medway hinauf, an den Geschützen von Sheerness Fort und Castle Upnor vorbei schließlich bis Rochester und Chatham führen, Letzteres würde sie auf den Weg themseaufwärts nach London bringen. Angleseys behelfsmäßige Flotte war weder die erste noch die letzte Invasionsstreitmacht gewesen, die jene Boje als Sammelpunkt benutzt hatte. Die Holländer hatten es ein paar Jahre später ebenfalls getan. So war es jedes Mal, wenn ernsthafter Ärger drohte, eine der besonderen Aufgaben, die man Marineschiffen in diesem Teil des Flusses übertrug, zur Boje zu fahren und sie aus dem Wasser zu pusten, damit ausländische Invasoren sie nicht finden konnten.
    Zur Zeit der Rückkehr von Charles II. lag die schändliche holländische Invasionsflotte noch in der Zukunft, und Sheerness und Upnor muteten wie glorreiche Namen an. Doch für jeden Engländer, der während des englisch-holländischen Krieges bei wachen Sinnen gewesen war – und dazu gehörten ganz sicher auch Daniel und Isaac -, waren Worte wie »Buoy of the Nore« und »Sheerness« mit finsteren Machenschaften von Ausländern, grotesker

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