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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Stümperei von Engländern, schwerer Demütigung und erwiesener Verwundbarkeit Englands durch von See her kommende Invasoren konnotiert.
    Wenn also Isaacs Verweis auf den Grafen Sheerness die Tinte war, so waren alle diese historischen Ereignisse die Seite, welche die Tinte bedeckte.
    Falls sie so weiterfuhren, würden sie in ein paar Stunden die Buoy of the Nore zu Gesicht bekommen.
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, entfuhr es Daniel.
    »Wenn ich anstelle von Sternen Gesichter beobachten und über das Denken anstatt die Schwerkraft philosophieren würde, könnte ich eine Abhandlung darüber schreiben, was ich in den letzten dreißig Sekunden über dein Gesicht habe hinwegziehen sehen«, sagte Isaac.
    »Ich frage mich, ob es arrogant von mir ist zu glauben, dass die Waterhouses nicht weniger tief in die Weltläufte verstrickt sind als die Angleseys oder die Comstocks. Denn während ich gerade daran denke, dass alle dahingegangen und meine Verbindungen zu ihnen durchtrennt sind -«
    »Findest du dich auf einem Boot wieder, das nach Sheerness fährt«, schloss Isaac.
    »Dann erzähl mir die Geschichte«, sagte Daniel, »denn ich habe mich über die Angleseys nicht auf dem Laufenden gehalten.«
    »Sie führen mittlerweile einen französischen Namen und französische Titel, die sie von der Mutter von Louis und Phillip geerbt haben, und sie wohnen in Versailles, außer wenn sie sich am Exilhof zu St.-Germain aufhalten, um dem Prätendenten ihre Reverenz zu erweisen. Nur Phillip hat lange genug gelebt, um die Linie fortzuführen – seine Frau hat ihm zwei Söhne geboren, ehe sie ihn 1700 vergiftet hat. Die Söhne sind Mitte zwanzig; keiner ist je in England gewesen oder spricht ein Wort Englisch. Aber der ältere der zwei ist in bestimmten Gebieten um Sheerness nach wie vor Gutsherr.«
    »Und es ist undenkbar, dass er etwas anderes als ein Jakobit ist.«
    »Sein Grundbesitz liegt überaus günstig für Schmuggler – oder für Agenten Frankreichs. Insbesondere ist er Herr einer ganz bestimmten einsamen Burg, die mit Blick auf die offene See in der Nähe der Insel Grain liegt und die man vom Kontinent aus direkt erreichen kann, ohne von Zollbeamten Ihrer Majestät gestört zu werden.«
    »Hat der Russe alle diese Informationen geliefert? Denn ich bin nicht geneigt, ihm zu trauen.«
    »Die Geschichte vom Aufgehen der Angleseys in Frankreich ist wohlbekannt. Die Einzelheiten hinsichtlich Shive Tor kommen von dem Moskowiter.«
    »Eben noch hast du konstatiert, Jack der Falschmünzer sei ein Agent Ludwigs XIV.«, sagte Daniel, »und werde großzügig unterstützt. Willst du damit sagen, dieses Ding, das du Shive Tor nennst -«
    »Ist Jack zur Verfügung gestellt worden«, schloss Isaac. »Es ist das Hauptquartier seines kriminellen Reiches, seine Schatzkammer, sein Schlupfloch, sein Kanal nach Frankreich.«
    Eine sehr praktische Erklärung, sagte sich Daniel, für die Tatsache, dass ein Schurke so viele Jahre lang imstande war, dir zu entgehen. Aber er wusste, Isaac würde ihn über Bord werfen, wenn er das laut sagte.
    »Du glaubst, dass es dort ist, nicht wahr?«
    Isaac starrte ihn lange Zeit an, ohne auch nur zu blinzeln.
    Das machte Daniel nach kurzer Zeit nervös, und er fuhr, als müsste er das Schweigen mit Worten füllen, fort: »Es wäre plausibel, wenn das Gold – das Salomonische Gold – von einem Schiff käme, wie du vermutest – wo könnte man es besser löschen und unterbringen als an irgendeinem entlegenen und obskuren Wachturm, in einer Gegend, wo es kaum Verteidigungsanlagen und Zollhäuser Ihrer Majestät gibt?«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du das den anderen nicht verrietest. Wir müssen äußerste Vorsicht walten lassen, bis das Gold sicher im Tower von London liegt.«
    »Und was dann?
    »Verzeihung?«
    »Angenommen, du findest König Salomons Gold in Shive Tor, bringst es nach Hause in dein Laboratorium und extrahierst das Philosophische Quecksilber daraus – das ist es dann, nicht wahr?«
    »Das ist dann was?«
    »Es ist das Ende der Welt oder sonst etwas, es ist die Apokalypse, du hast das Rätsel gelöst, Gottes Gegenwart auf Erden, das Geheimnis ewigen Lebens gefunden – eigentlich ist dieses ganze Gespräch in gewissem Sinne müßig – nichts davon spielt eine Rolle, oder?«
    »Das weiß man nicht«, sagte Isaac im besänftigenden Ton eines Menschen, der versucht, einen Wahnsinnigen zu beruhigen. »Meine Berechnungen aus dem Buch Offenbarung lassen darauf schließen, dass das Ende der Welt

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