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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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vorausgesehen. Er schlägt vor, dass wir seine Methode übernehmen, uns als kriminelle Elemente verkleidet in das Haus zu begeben.«
    Diese Vorstellung erzeugte unter den Mitgliedern des Clubs eisiges Schweigen. Bevor die anderen wieder zur Besinnung kommen und Daniel über Bord werfen konnten, fuhr er fort: »Glücklicherweise haben wir bereits eine Übereinkunft mit Mr. Partry getroffen, der sich in solchen Häusern so wohlfühlt wie Mr. Orney in der Kirche. Er hat sich bereit erklärt, bei der Auktion für uns aufzutreten.«
    »Das ist ja noch schlimmer!«, rief Kikin. »Partry verdient seinen Lebensunterhalt mit der Verfolgung und Festsetzung von Dieben!«
    »Nein, nein, nein. Ihr versteht es immer noch nicht«, sagte Mr.Threader, dem Kikins Langsamkeit allmählich auf die Nerven ging. »Die Sache mit den Diebesfängern ist ja gerade die, dass sie selbst Kriminelle sind – wie könnten sie sonst irgendetwas zuwege bringen?«
    »Ihr werdet also einem Dieb verschiedene Kostbarkeiten aushändigen und darauf vertrauen, dass er sie zum gigantischsten Diebesmarkt des Christentums bringt, wo er sie in einer Auktion an einen anderen Dieb verkauft -?«
    »Er ist ein sehr angesehener Dieb«, entgegnete Mr. Threader. »Ich verstehe Euch wirklich nicht, Sir – Ihr wart doch derjenige, der ihn angeworben hat.«
    Darauf konnte Kikin nur die Augen verdrehen, so wie alle Ausländer, wenn sie mit der angelsächsischen Logik zusammenprallen. Er seufzte und rutschte an sein Ende der Planke.
    »Die Überwachung beginnt heute«, verkündete Daniel und tätschelte einen hölzernen Kasten auf seinem Schoß. »Wir werden uns in unserem Hauptquartier auf der London Bridge mit Partry treffen.«
    »Das ist ein weiterer Punkt – wie ich sehe, habt Ihr Euch selbst dazu ermächtigt, im Namen des Clubs eine Liegenschaft anzumieten!«, sagte Threader.
    Jetzt war es an Daniel, die Augen zu verdrehen. »Mr. Partry und Mr. Hoxton haben in unserem Namen eine Hure und zwanzig Millionen Wanzen aus einem Zimmer über einer Schänke ausquartiert. Wenn das eine Liegenschaft anmieten bedeutet, dann ist die Prudence die Spanische Armada.«
    »Für die Summe, die Ihr ausgegeben habt, hätten wir die Spanische Armada bekommen können «, gab Orney zurück, »aber ich nahm an, die gute alte Prudence wäre weniger dazu angetan, Schüsse vom Tower auf sich zu ziehen.«
     
     
    Die Männer, die den Tag unter Regenschirmen und Wetterdächern auf und am Chapel Pier verbrachten, nahmen die Reize und Tugenden der Prudence nicht wahr, und manche wagten sich sogar in den Regen hinaus und versuchten, sie fortzuwinken. Die meisten von ihnen waren Fährleute, die sich ausmalten, dass die sperrige Barkasse den halben Pier blockieren und für unbestimmte Zeit ein Geschäftshindernis darstellen würde. Sie hatten ausreichend Gelegenheit, dem mit Worten und Gesten Ausdruck zu verleihen, denn Mr. Orneys behäbige Ruderer mussten gegen die Strömung ankämpfen und näherten sich mit weniger als Schrittgeschwindigkeit dem dickeren Ende der Pier. Doch nach einer Weile gesellte sich zu diesen unfreundlichen Zeitgenossen ein Mann, der, größer als die übrigen, am Rand der Pier auf und ab spazierte und mit jedem Fährmann, auf den er stieß, ein Gespräch anfing. Das dauerte meistens nicht lang und endete immer auf dieselbe Weise: Der lärmende Fährmann wandte sich ab und zog sich in den Schutz der Brücke zurück. Als die Prudence so nah gekommen war, dass Orney die Leine werfen konnte, war dieser wuchtige Mann als Letzter auf dem Pier übriggeblieben. Wild fuchtelnd fing er die Leine auf, wand sie dreimal um einen Poller und holte die Prudence , indem er sich zurücklehnte, unaufhaltsam heran, bis sie längsseits an den Pier anschlug.
    »Achtet auf den Spalt«, riet Saturn den Passagieren. Das taten sie und überquerten ihn ohne irgendwelche Zwischenfälle. Orney schickte die Prudence zurück nach Rotherhithe. Saturn führte die Gruppe über die steinige Fläche des Piers zu einer ungleichmäßigen Treppe, die entweder gerade planlos repariert wurde oder nie ganz fertiggestellt worden war. Sie stiegen sie in der gebeugten Haltung und mit den gespreizten Armen hinauf, die man bei Betrunkenen auf vereistem Boden beobachten konnte. Auf diese Weise gelangten sie in die Oberwelt der Brücke: eine normale Londoner Geschäftsstraße, die wie von ungefähr auf Steinpfeilern in die Luft geschoben worden war. Zu ihrer Linken wurde sie überwölbt, die Brücke gewissermaßen

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