Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
irgendeiner Weise von den anderen derartigen Orten, auf die Ihr uns aufmerksam gemacht habt?«, wollte Threader wissen.
    »Ohne Zweifel. Durch die Nähe zur Brücke ist die Stadt von dort aus bequem zu erreichen, und deshalb betreibt Mr. Knockmealdown dort auch eine bestimmte Art von Handel, nämlich mit Gegenständen, die so klein sind, dass sie zu Fuß über die Brücke getragen werden können und dennoch wertvoll genug sind, dass der Aufwand sich lohnt. Schmuggel in großen Mengen dagegen wird, wie wir gesehen haben, weiter flussabwärts betrieben.«
    »Von da aus hat man sicher einen hübschen Blick auf die Brücke«, bemerkte Mr. Kikin, der sich zu einer käferartigen Hockposition aufgesetzt hatte, sodass er den Kopf vor und zurück drehen konnte.
    »Und umgekehrt«, sagte Daniel. »Der Ort heißt Tatler-Lock, was so viel heißt wie Wachzaun. In den nächsten Tagen werden wir mehr darüber erfahren!«
    »Ist die Erkundungsfahrt jetzt zu Ende?«, fragte Mr. Orney. »Wir geraten nämlich gleich in die Turbulenzen der Brücke, was an diesem regnerischen Tag unser Boot zum Kentern bringen könnte.«
    »Oder zumindest unsere Mägen«, sagte Threader.
    »Schaffen wir’s bis zum Chapel Pier?«, fragte Daniel und deutete in nördlicher Richtung über die Strömung hinweg auf eine Mole, die man mitten im Strom auf dem größten der neunzehn Pfeilerköpfe der Brücke gebaut hatte. »Ich muss dem Club nämlich unweit von hier etwas zeigen, das von großem Interesse sein dürfte.«
    »Ich stimme dafür, den Versuch zu wagen«, sagte Mr. Threader, »aber unter der Bedingung, dass Dr. Waterhouse hinfort von solcherlei Unheil verkündenden, vagen, orakelhaften Andeutungen ablässt und uns geradeheraus sagt, was er meint.«
    »Hört! Hört!«, sagte Orney, und nachdem er ein Nicken von Kikin aufgefangen hatte, wies er die Ruderer an, nach Norden abzudrehen und den Fluss zu durchqueren, wobei sie in Kauf nahmen, dass die Strömung sie von der Brücke wegtrieb. Woraufhin sie den stumpfen Bug der Prudence in die Strömung drehen und sich zum Chapel Pier vorwärtskämpfen mussten. Ihre erste Wendung vollführten sie unmittelbar vor dem Tatler-Lock, das Daniel mit einem verzückten Blick bedachte, als besäße er einen ganzen Sack geklauter Uhren, die er gerne dort verwahrt hätte.
    »Nächster Tagesordnungspunkt«, hob Mr. Threader an, »Dr. Waterhouse eine Erklärung über den Grund unseres Hierseins entlocken; diese sollte auch Aufschluss darüber geben, warum die in den vergangenen Monaten so sorgsam und eifersüchtig gehütete Kasse unseres Clubs plötzlich in eine so missliche Lage gebracht wird.«
    »Unser neuestes Mitglied – das heute leider nicht bei uns sein kann und sein Bedauern übermitteln lässt – wird in Kürze zu ihrer Füllung beitragen«, versicherte Daniel ihm.
    »Ein Glück – falls es stimmt -, denn unser anderes abwesendes Mitglied ist im Rückstand.«
    »Mr. Arlanc hat uns stattdessen eine Fülle von Auskünften geliefert«, erwiderte Daniel.
    »Warum ist er dann nicht hier, um uns noch mehr zu bereichern?«
    »Er weiß gar nicht, wie nützlich er uns gewesen ist. Und in dieser Unwissenheit will ich ihn lassen.«
    »So wie uns Übrige auch, könnte man meinen«, gab Mr. Orney zurück und erntete damit ein seltenes Kopfnicken von Mr. Threader. Mr. Kikin dagegen hatte sich wieder auf den ewig-leidenden Russen verlegt, der seine Pfeife rauchte und nichts sagte.
    »John Doe gab zu, nicht verrückt zu sein«, sagte Daniel – denn wo es nichts zu zeigen gab, hatte er seinen Mitpassagieren bereits den ersten Teil der Geschichte von seinem und Isaacs Überfall auf Bedlam erzählt. »Er meinte aber, es gäbe nichts, womit wir ihn dazu bewegen könnten, sein Wissen preiszugeben.«
    »Eine durchaus vertraute Zwickmühle«, murmelte Kikin um seinen Pfeifenstiel herum. »Vor Jack hat er noch mehr Angst als vor Euch. Ich kenne da ein paar Foltermethoden -«
    »Sir!«, schnaubte Mr. Threader, »wir sind hier in England!«
    »Hier bestechen wir die Leute«, sagte Daniel. »Die Verhandlungen waren langwierig, die Geschichte weitschweifig. Es reicht wohl, wenn ich sage, dass John Doe laut dem Kirchenregister des Pfarrbezirks tot ist und auf dem Friedhof von Bethlem gerade ein Grab für ihn ausgehoben wird.«
    »Wie habt Ihr ihn getötet?«, fragte Kikin höflich.
    »Das Loch wird mit einem Leichnam aus dem Keller der Royal Society gestopft, dessen Fehlen dort nie auffallen wird. Ein Mann, der Ähnlichkeiten mit John

Weitere Kostenlose Bücher