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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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rückständigen Orten anerkannte Gelehrte sind, als hochgeschätzte Kostbarkeit gälte; und als Geste der Freundschaft solchen Ländern gegenüber könnten wir ihnen das eine oder andere schicken, wofür wir keine Verwendung mehr haben.«
    »Jetzt verstehe ich, worauf Ihr hinauswollt, Sir«, sagte Henry, und die Röte wich aus seinen Wangen.
    »Besser, eine von Mr. Hookes alten Uhren kann von einem Wissenschaftsbeflissenen in Moskau studiert werden, als dass ein Kesselflicker aus Shadwell die Zahnrädchen zu Schmuck verarbeitet.«
    »Ganz recht, Sir.«
    »Ein Kollege auf dem Festland hat mich gebeten, die Augen nach solchen Stücken offen zu halten. Für die Dutzende von Wagenladungen ist es wahrscheinlich zu spät. Für das, was Hooke vielleicht in anderen Gebäuden verstaut hat, zu denen er den Schlüssel besaß, vielleicht noch nicht.«
    »Sir Christopher Wren war ein alter Freund von Mr. Hooke.«
    »Richtig«, sagte Daniel, »obwohl ich mich frage, woher Ihr das wisst, da Hooke sieben Jahre, bevor Ihr irgendetwas mit der Royal Society zu tun hattet, gestorben ist.«
    Wieder lief Henry rot an. »Das ist allgemein bekannt. Sir Christopher ist ständig hier – erst heute Morgen hat er hereingeschaut – und spricht mit so etwas wie Zuneigung von Hooke.«
    Henrys Gesicht nahm einen ironisch gequälten Ausdruck an, der bewies, dass er die Wahrheit sagte. Gott und die Engel mochten mit unverhohlener, ungetrübter Zuneigung von Hooke sprechen; aber so etwas wie Zuneigung war das Äußerste, was Wren oder sonst ein Sterblicher für Hooke aufbringen konnte.
    »Dann werde ich meine Fragen einfach an Sir Christopher richten.«
    »Er hat mehr als einmal erklärt, dass er sich freuen würde, die Bekanntschaft mit Euch zu erneuern, Sir, wann immer...«
    Während Henry sich entfernte, warf er einen verstohlenen Blick auf die Tür zur Dachkammer in der Nähe des oberen Treppenabsatzes.
    »Wann immer ich wieder bei Sinnen bin. Betrachtet mich als geheilt, Henry. Und falls Euch der Drang packt, etwas wegzuwerfen, so teilt es mir mit, damit ich allfällige Stücke heraussuchen kann, die in Moskau als Wunder durchgingen.«
    Daniel verließ das Haus zu einem Spaziergang: ein höchst unkluger Entschluss.
    Henry Arlanc hatte wissen lassen, dass er, falls Daniel je die Willenskraft aufbrächte, auf eine Stunde oder einen Tag das Haus zu verlassen, für eine Sänfte oder eine Kutsche sorgen könne. Das war nichts weiter als gesunder Menschenverstand. Auf den Straßen von London war es inzwischen erheblich gefährlicher als damals, da Daniel sie zuletzt begangen hatte, und Daniel war sehr viel verletzlicher. Doch an einem solchen Morgen, an dem die Straßen derart mit wohlhabenden Personen bevölkert waren, die ihren Geschäften nachgingen, traf man wahrscheinlich nicht so sehr auf Mörder und Straßenräuber als auf Taschendiebe. Und diese würden bei Daniel nur die allermagerste Ernte einbringen.
    Eine sonderbare Vorstellung war Daniel in den Sinn gekommen: Vielleicht hatte die Höllenmaschine nicht ihm selbst oder Mr. Threader, sondern Henry Arlanc gegolten.
    Nun war Daniel in seinen Jahren der Plackerei für die Royal Society zu einem strengen Richter sonderbarer Vorstellungen geworden. Es gab reichlich Gründe, die hier in Rede stehende umgehend zu verwerfen. Ihre augenfälligste Schwäche bestand schlicht darin, dass Daniel nicht die leiseste Ahnung hatte, warum jemand den Pförtner der Royal Society in die Luft jagen sollte. Außerdem hatte der Nebel, der sich seit der Explosion über Daniels Denken gesenkt hatte, ihn für Hypothesen von extrem finsterer und furchteinflößender Art anfällig gemacht, und dies schien eine davon zu sein.
    Doch der Naturphilosoph in ihm musste zugeben, dass es zumindest theoretisch möglich war. Und solange er es nicht ausgeschlossen hatte, gedachte Daniel, eine gewisse Unabhängigkeit von Arlanc – er wollte es sich nicht angewöhnen, jedes Mal auf den Hugenotten zurückzugreifen, wenn er sich von Crane Court wegrührte – und eine gewisse Privatsphäre zu wahren. Es war weder nötig noch wünschenswert, dass Arlanc über jede seiner Bewegungen in London Bescheid wusste.
    Seine Knie litten noch unter dem zu langen Aufenthalt im Bett, hatten sich jedoch gelockert, bis er das Ende des Crane Court erreichte und sich auf Gnade und Ungnade der Fleet Street anheimgab. Er wandte sich nach rechts, wodurch er sich in die ungefähre Richtung von Charing Cross bewegte, und schob sich vorsichtig

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