Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
hinaus?«
    »Falls Ihr einwilligt, eine Aussage zu machen, werde ich dafür sorgen, dass mehrere Leute anwesend sind – nicht nur Sir Isaac. Vor diesen Männern werdet Ihr sagen, Sir Isaac Newton habe die Münzen verfälscht und das Gold, das er aus der Schatzkammer Ihrer Majestät abgeschöpft hat, genommen und -«
    »In die eigene Tasche gesteckt?«
    »Nein.«
    »Zu Prostituierten getragen?«
    »Nein.«
    »Versoffen?«
    »Nein. Für seine alchimistischen Experimente im Tower verwendet.«
    »Ach ja, natürlich. Ich Dummkopf!«, sagte Jack und schlug sich so heftig an die Stirn, dass seine Fußketten klirrten. »Das wäre eine viel glaubhaftere Anschuldigung.«
    »Bolingbroke bekam Wind davon«, fuhr White in einem merkwürdig geleierten Tonfall fort, der Jack daran erinnern sollte, dass das die erfundene Geschichte war, die er sich merken sollte, »und begann völlig ordnungsgemäß, Vorbereitungen für eine Münzprobe zu treffen. Als der schuldige Newton davon erfuhr, geriet er in Panik und wandte sich an Euch, Jack, und überredete Euch und Eure Bande -«
    »Bande. Bande. Warum heißt es immer ›Bande‹? Nennt sie nicht so. Es klingt so – ich weiß nicht – so kriminell . Sie sind meine Familie und meine Freunde.«
    »Überredete Euch und Eure Partner, in den Tower einzubrechen, die Pyx zu öffnen, die minderwertigen Guineen, die Newtons Schuld bewiesen hätten, herauszunehmen und durch fehlerfreie zu ersetzen. Um das möglich zu machen, führte Newton mich und andere auf einen Metzgergang zum Shive Tor. Ihr habt Euren Auftrag erfüllt, aber irgendeine Kleinigkeit ging schief – hier könnt Ihr Euch etwas Plausibles ausdenken -, und die Leute kamen dahinter; nun versucht Newton, Justizmord an Euch und Eurer … Euren Partnern zu verüben, um seine Spuren zu verwischen.«
    »Es würde für eine lebhafte halbe Stunde sorgen, in Gegenwart meines Verfolgers und einer Reihe erstaunter hoher Tiere eine solche Räuberpistole zu erzählen«, gab Jack zu. »In den kommenden Wochen werde ich um Euren Vorschlag kreisen, als wäre er eine mitten in meiner Wohnung aufgestellte Statue, werde ihn aus verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlichem Licht betrachten und auf Mängel abklopfen.«
    »Sagtet Ihr Wochen ?«, fragte der belustigte/verblüffte White. »Da -«
    »Ich habe reichlich Zeit, darüber nachzudenken«, erwiderte Jack bestimmt. »Und ich werde es viel ernsthafter tun, wenn Ihr mich wissen lasst, was ich außer ein paar Minuten Unterhaltung davon haben könnte.«
    »Flucht«, sagte Charles White. »Flucht nach Amerika für Euch und Eure … Partner im Fleet-Gefängnis.«
    Darauf fühlte Jack sich schließlich bemüßigt, sich hochzurappeln, und schlurfte, die Kette hinter sich her schleifend, durch den Raum, bis er neben Charles White am Fenster stand. White hatte die meiste Zeit die Straße hinunter und nach rechts geschaut, ein nicht besonders subtiler Versuch, Jacks Aufmerksamkeit auf die Kirche St. Sepulchre und andere grausige Orientierungspunkte und Zwischenstationen entlang der Route der Hinrichtungsprozession zu lenken. Jack dagegen wandte den Blick eher nach links. Mehrere bedeutende Gebäude bildeten zufällig eine gerade Linie in Richtung Südwesten. Am nächsten, nämlich gerade mal in Schussweite, und deshalb im Verhältnis zum Old Bailey fast so günstig wie Newgate lag das Fleet-Gefängnis. Es war ein mächtiges Gemäuer, aus dem Myriaden von Schornsteinen aufragten und das sich entlang des gewaltigen Fäkaliengrabens erstreckte, nach dem es benannt war. Jenseits davon, am anderen Ufer des besagten Grabens und etwas weiter entfernt wucherte Bridewell, wo es von Frauen wimmelte, die in Schwierigkeiten waren. Dann kam die Themse, und in mehreren Meilen Entfernung konnte er schließlich die einzelne Turmspitze sehen, von der er glaubte, dass sie zur Königshalle oder zur Abtei von Westminster gehörte. Sie alle waren fest in eine Masse aus unbedeutenden Londoner Gebäuden eingepackt, die nach dem Feuer entstanden und deshalb aus rußgeschwärzten Ziegelsteinen und Mauer an Mauer ohne jedes Grün dazwischen gebaut worden waren, abgesehen von vereinzelten Sprenkeln dort, wo ein nestbauender Vogel ein bisschen Moos oder Gras irgendwo stibitzt und dann notgedrungen fallen gelassen hatte, um den Angriffen von Raben, den Straßenräubern der Natur, zu entgehen. Das Fleet-Gefängnis war nur deshalb als eigene Institution zu erkennen, weil seine Gebäude inmitten eines offenen Platzes aufragten; es

Weitere Kostenlose Bücher