Pringle vermisst eine Leiche
Möglichkeit zu geben, seine
Fähigkeiten mit ehrlicher Arbeit unter Beweis zu stellen.»
Mr. Pringle hörte es mit
Skepsis.
«Und die Leute vom
Denkmalschutz? Hatten die keine Bedenken, daß ausgerechnet ein ehemaliger
Strafgefangener — und zwar ein wegen Kunstfälschung verurteilter — dazu
ausersehen war, die frühesten christlichen Fresken zu restaurieren, die je in
einer englischen Kirche entdeckt worden sind?»
«Das habe ich denen natürlich
nicht auf die Nase gebunden», Terson klang keineswegs schuldbewußt, er schien
die Frage für ziemlich einfältig zu halten. «Das Komitee hat mir bei meinen
Entscheidungen weitgehend freie Hand gelassen. Ich teilte ihnen nur kurz mit,
daß die zuständigen kirchlichen Stellen mit meiner Wahl der Restauratoren
einverstanden seien, da haben sie nicht weiter nachgefragt.»
Mr. Pringle merkte, wie er
zornig wurde. «Das ganze Unternehmen war doch von Anfang an auf Täuschung
angelegt. Der schwache Punkt war nur, daß diese Täuschung früher oder später
auf fliegen mußte. Ich zum Beispiel entdeckte auf einem der Wandgemälde einen
Fehler, der mich stutzig machte. Sie können von Glück sagen daß ich der einzige
war, dem etwas auffiel. Jetzt im nachhinein wird mir auch klar, warum Ihre
sauberen Freunde es so eilig hatten, hier zu verschwinden.» Der Pfarrer
versuchte wortreich, sich zu rechtfertigen.
«Ich konnte nicht verhindern,
was da passierte, glauben Sie mir. Nachdem Robert die ersten Farbreste
freigelegt hatte, begann er, diese, wie er es nannte, zu ‹ergänzen›. Er
benutzte mittelalterliche Meßbücher als Vorbilder — er ist ja ein
ausgezeichneter Kopist — und schuf so neue, wunderbare Gemälde. Ich wurde über
sein Tun erst von ihm informiert, als er das erste Bild schon fertig hatte.
Wenn ich ihm da verboten hätte weiterzumachen, so wären doch alle mißtrauisch
geworden.»
Mr. Pringle verstand zwar, daß
der Pfarrer in einem Dilemma gesteckt hatte, aber er konnte sein Verhalten
trotzdem nicht billigen. «Mit der Autorität der Kirche im Rücken hätten Sie dem
Ganzen doch ein Ende machen können — und machen müssen! Der Major hätte Sie
dabei unterstützt.»
«Sie wissen ja gar nicht, wovon
Sie sprechen», erregte sich Terson. «Robert und Peter sahen eine Möglichkeit,
an das große Geld zu kommen. Robert ermunterte und unterstützte Mrs. Kennys
Pläne bezüglich des Festes. Die beiden hatten seit längerem eine Affäre. Sie
war töricht genug anzunehmen, daß das, was zwischen ihnen geschah, Liebe sei.
Robert hat sich im Laufe der Jahre einige Bildung angeeignet, und es macht ihm
offenbar besonderen Spaß, Frauen mit intellektuellem Anspruch für sich zu
erobern. Er deutete ihr gegenüber wohl an, daß er sehr alte Meisterwerke
wiederentdeckt habe, und erzählte ihr von angeblichen Kontakten zu
Kunstexperten, die bestätigen würden, daß die Gemälde authentisch seien. Und
natürlich wird er ihr in glühenden Farben geschildert haben, wie all dies die
Bedeutung Wuffinges steigern werde. Robert und Peter haben sich die ganze Sache
in allen Einzelheiten ausgedacht, ich war nur ein Werkzeug in ihren Händen und
mußte mitspielen, ich wüßte nicht, was ich sonst hätte tun sollen.»
«Sie hätten die Wahrheit an den
Tag bringen müssen.»
«Und öffentlich mitteilen, was
sich unter der Kirche hier befindet?»
«Ja», sagte Mr. Pringle
zögernd, «auch das.» Ihm war klar, daß dies sehr viel Mut erfordert hätte. «Sie
hätten auf den Major hören sollen», sagte er seufzend.
«Aber wenn ich das Fest
gestoppt hätte, wie er es wollte, dann hätte ich das dem Komitee gegenüber
begründen müssen, verstehen Sie doch. Zu diesem Zeitpunkt waren alle
Vorbereitungen schon weit vorangetrieben... es hätte einen Riesenskandal
gegeben.» Mr. Pringle klopfte sich ein wenig ungeduldig den Staub von der
Kleidung. «Was war eigentlich mit denen?» fragte er und deutete auf die beiden
Gemälde auf der rechten Seite, die nach Auskunft der Restauratoren nicht mehr
hatten wiederhergestellt werden können.
«Peter machte ohne mein Wissen
Infrarotaufnahmen. Dadurch wußten wir, was auf ihnen dargestellt war.»
«Hatten Sie den beiden von dem Gewölbe
erzählt?»
«Nein, das war verrückterweise
der Major selber. Er war an dem Abend, als er hier auftauchte und ihnen
Vorhaltungen machte, so betrunken, daß ihm wohl eine Andeutung herausgerutscht
ist. Als ich aus London zurückkam, überfielen mich Robert und Peter mit Fragen.
Ich wich ihnen aus und tat,
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