Pringle vermisst eine Leiche
entgeistert.
«Na, und ob!» sagte Eddie,
immer noch grinsend. «Unten am Fluß. Und eins könn’ Se mir glauben, die Frösche
war’n ihr dann piepegal.»
«Da sieht man aber auch mal
wieder, daß se wirklich bekloppt iss», mischte Elsie sich erneut ein. «Da unten
am Fluß isses nämlich ganz naß. Warum tut se’s nich im Bett wie jeder normale
Mensch?»
«Aber hier reinplatzen, wie’s
ihr gefällt, und rummeckern!» knurrte Eddie. «Na, für die ham wir ‘ne
Überraschung, nich, Elsie? Die wird Augen machen.» Die beiden kicherten
hämisch. Mr. Pringle war mit seinen Gedanken schon woanders.
«Eddie», fragte er
unvermittelt, «waren Sie das, der Mrs. Kennys Mütze gefunden hat?» Eddies
Grinsen war plötzlich wie weggewischt, Elsie machte, daß sie zurück in die
Küche kam. «Ich will mich nicht einmischen, ich wollte Ihnen bloß sagen, daß
die Polizei vermutlich davon ausgeht, daß derjenige, der Mrs. Leveret die Mütze
aufgesetzt hat, auch für alles, was vorher mit ihr geschah, verantwortlich
ist.»
«Mrs. Kennys Mütze war auf Mrs.
Leverets Kopf, als man sie fand», sagte Eddie mit Nachdruck.
«Ja, ja, ich weiß, ich hab sie
ja schließlich entdeckt...» sagte Mr. Pringle. «Oder meinen Sie, als man sie
das erste Mal fand — im Fluß?»
Eddies Miene war
undurchdringlich.
«Hören Sie», sagte Mr. Pringle
und wußte, daß das eine Zumutung war, aber vielleicht bekam er auf diese Weise
doch noch etwas heraus, «als ich die Tote im Zelt fand, da war ihre Kleidung
völlig durchnäßt. Das legt den Schluß nahe, daß sie nach ihrer Ermordung in den
Fluß geworfen wurde. Irgend jemand muß sie da wieder rausgefischt und ins Zelt
geschafft haben.»
«Wenn Se so viel wissen,
sollten Se zur Polizei gehn», sagte Eddie höhnisch.
«Ich nehme an, die werden sich
das schon selbst überlegt haben», entgegnete Mr. Pringle bescheiden.
«Genau wie wir hier im Dorf.»
«Ja, natürlich...» Aus Eddie
würde er nichts mehr herausbringen, dachte Mr. Pringle, der steigerte sich
jetzt von Minute zu Minute mehr in eine Riesenwut hinein.
«Dreimal bin ich in diesem
verdammten Caravan gewesen und hab alle ihre Fragen beantwortet — und sie ham
mich gehn lassen», sagte er und streckte angriffslustig den Kopf vor.
«Sie haben denen aber
sicherlich nicht erzählt, daß Sie auf Kurzarbeit sind, oder? Aber keine Angst,
von mir werden sie es nicht erfahren.»
«Das geht die gar nichts an!
Daß ich Mittwoch schon wieder zu Hause war, heißt doch nich, daß ich Mrs.
Leveret getötet hätte. In der Nacht war’n noch eine Menge andre Leute
unterwegs, einschließlich der sauberen Mrs. Kenny.» Eddie erhob sich. «Ich wär
Ihnen dankbar, wenn Se jetzt gehn täten. Sie ham gesagt, Sie wär’n nich wegen
Mrs. Leveret gekomm’... Der Major tät Sie interessiern, ham Se gesagt. Und
jetzt führn Se sich auf wie die Polizei! Von mir hörn Se nix mehr.»
«Ich bitte Sie um
Entschuldigung, Eddie, und auch Sie, Elsie. Ich habe mich nicht sehr
rücksichtsvoll benommen, es tut mir leid. Aber ich fürchte, früher oder später
werden Sie sich ohnehin noch einmal zu diesen Fragen äußern müssen. Die Polizei
wird Sie nicht so ohne weiteres in Ruhe lassen.»
«Soll’n se doch kommen. Ich hab
ein reines Gewissen. Oder denken Se vielleicht, ich wär’s gewesen?» Er baute
sich direkt vor Mr. Pringle auf und blickte ihm in die Augen. Nein, dachte
dieser, Eddie war es nicht. Sich auszumalen, wie man einer Zugereisten mit dem
Hammer eins über den Schädel gab, war eine Sache. Jemanden, der aus Wuffinge
Parva stammte, zu erdrosseln, etwas ganz anderes. Das verstieß gegen den
dörflichen Ehrenkodex.
Obwohl — den Mörder hatte das
nicht abhalten können.
«Na,
haben Sie entdeckt, was Sie suchten, alter Freund?»
«Ja, vielen Dank. Ihre Sammlung
von Büchern über Suffolk läßt ja wirklich keine Wünsche offen.»
«Ted hat sie damals meinetwegen
angeschafft», sagte Felicity. «Als ich zum erstenmal hier herkam, wußte ich ja
so gut wie gar nichts über die Gegend. Ab und zu sehe ich immer noch hinein.
Die ganze Grafschaft ist ja so unglaublich reich an sehr frühen
Kunstdenkmälern.»
Aber die Fresken gehören leider
nicht dazu, dachte Mr. Pringle. Wer außer ihm mochte das noch wissen?
Es klopfte an der Haustür, und
Felicity ging, um zu öffnen. Als sie zurückkam, klang ihre Stimme bedrückt.
«Die Polizei, Ted. Sie wollen
dich noch mal sprechen.»
Selbst wenn man völlig
unschuldig ist, fällt es einem schwer,
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