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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nicht übersehen, dachte er. Trotzdem wäre das beinahe passiert, denn sie wurde von drei riesigen Truhen verdeckt, die aufeinanderstanden.
    Gerade wollte er den Bahnhof wieder verlassen, im Glauben, sie wäre nicht angekommen, doch da entdeckte er einen weiten grünen Rock hinter dem Gepäck.
    Der Bahnsteig war fast verlassen. Ein Träger suchte einen robusten Karren, der unter Victorias gigantischen Truhen nicht zusammenbrechen würde. Aber mittlerweile fürchtete sie, der Mann hätte sie vergessen. Hoffentlich nicht, betete sie, denn sie war zu müde, um irgend etwas anderes zu unternehmen, als kraftlos an ihrem Gepäck zu lehnen. Sie fühlte sich elend. Hätte sie bloß diese grünen, unreifen Äpfel nicht gegessen! Aber sie war so hungrig gewesen. Wenn sie sich nun übergeben mußte... Bei jeder Bewegung wurde ihr noch schlechter, und so stand sie völlig reglos da, um sich nicht zu blamieren. Eine Dame erbrach nicht in der Öffentlichkeit.
    »Victoria Helmit?«
    Als sie ihren Namen hörte, drehte sie sich um, dann wich sie erschrocken zurück. Der Mann, der sie angesprochen hatte, nahm ihr den Atem. Er sah sehr gefährlich aus - bis er lächelte. Dann wirkte er überaus attraktiv. Sein Haar schimmerte ebenso mitternachtsschwarz wie seine Augen und umrahmte bronzebraune, markante Gesichtszüge. Seine Kleidung war völlig zerknittert, und er brauchte dringend eine Rasur. Wer um Himmels willen mochte das sein? Nach einer Weile wiederholte er ihren Namen, und sie nickte.
    Aufmerksam musterte er sie. Ein hübsches Ding mit diesen großen grünen Augen... Ein paar Nadeln lösten sich aus den dichten, zerzausten, kupferroten Locken, und das grünweiß karierte Band, das die Haare im Nacken zusammengehalten hatte, hing am Rücken hinab.
    »Ich heiße Hunter«, stellte er sich vor, »und ich bin mit Lucas Ross befreundet. Jetzt werde ich Sie ins Hotel bringen. Ist das alles Ihr Gepäck?«
    Mit angstvollen Augen schaute sie ihn an und konnte nicht antworten. Ihre Kehle fühlte sich so trocken an wie Pergament. Bittere Galle stieg in ihr auf. Jeden Augenblick würde sie erbrechen, und sie holte mehrmals tief Atem, um das Unvermeidliche vielleicht doch noch zu verhindern.
    Hunter verstand nicht, was mit ihr los war. Sicher, die meisten Frauen wurden in seiner Gegenwart ein bißchen nervös, vielleicht wegen seiner enormen Körpergröße und seiner finsteren Miene. Aber Victorias Reaktion erschien ihm etwas übertrieben. Sie starrte ihn an, als hätte er sich soeben in ein grausiges Ungeheuer verwandelt. Zum Teufel, so schrecklich sah er nun auch wieder nicht aus, oder? Mühsam zwang er sich zur Geduld und wiederholte mit möglichst sanfter Stimme: »Ich heiße Hunter.«
    »Oh - ich...«, würgte sie hervor, und er hätte am liebsten auf ihre Schulter geschlagen und ihr geholfen, diesen seltsamen Zustand zu überwinden. Aber er hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück. Wenn er sie anrührte, würde sie wahrscheinlich in Ohnmacht fallen oder gellend schreien.
    »Ja?« fragte er, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und hoffte, diese Geste würde beruhigend wirken.
    Sie schaute nach links, dann nach rechts. Offensichtlich suchte sie einen Fluchtweg.
    »Am besten setze ich Sie in eine Droschke, und ich fahre mit einer anderen zum Hotel«, schlug Hunter vor. »Wären Sie mit diesem Arrangement einverstanden?« Heftig schüttelte sie den Kopf, und als sie wieder nach Luft schnappte, verlor er die Geduld. »Hören Sie, Lady, ich tue Lucas nur einen Gefallen. Wenn Sie nicht...«
    Plötzlich packte sie ihn am Arm, und das verblüffte ihn
    dermaßen, daß er vergaß, was er sagen wollte. Ein paar Sekunden später ergab ihr bizarres Benehmen einen Sinn, aber da war es zu spät. »Mir ist schlecht«, hauchte sie und übergab sich. Direkt über seinen Lieblingsstiefeln.
    Nachdem Hunter seine Stiefel ausgezogen und in den Hotelflur gestellt hatte, klopfte er an Lucas’ Tür, die von Taylor geöffnet wurde. Beim Anblick ihrer Freundin brach Victoria in Tränen aus.
    Lucas knöpfte gerade sein Hemd zu und beobachtete, wie sich die beiden in die Arme sanken.
    »Was ist denn passiert, Victoria? Warum bist du so aufgelöst?« Vorwurfsvoll starrte Taylor den Mann an, den sie für die beklagenswerte Verfassung der jungen Frau verantwortlich machte.
    Hunter starrte zurück, und sie merkte, daß er kein Schuhwerk trug.
    »Warum hast du keine Stiefel an?« erkundigte sich Lucas, als sein Gefährte ins Zimmer kam.
    »Nicht so wichtig«,

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