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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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will. Einst war er der Befehlshaber jener Bastion, die ihr gesehen habt, die auch Schattenturm genannt wird. Lange Zeit konnte er sie gegen alle Angriffe aus der Düsterzone verteidigen, doch stand er gegen die Horden der Finsternis und deren schrecklichen Anführer auf verlorenem Posten. Dieser Anführer aus den Tiefen der Düsterzone trug den Namen Odam.«
    Sie machte eine Pause und ließ ihre Worte auf ihre Zuhörer wirken. Mythor nickte ihr auffordernd zu, fortzufahren. Er ahnte den tragischen Verlauf ihrer Geschichte. Hrobon und seine Männer saßen da wie selbst zu Stein erstarrt.
    »Dieser Odam war von einem Dämon besessen«, sprach sie weiter. »Es kam zum unausweichlichen Kampf zwischen Bodan und Odam, in dem der Anführer der Horden schließlich unterlag. Doch Bodan, der Sieger, hatte einen hohen Preis zu zahlen, denn unbarmherzig griff der Dämon des Erschlagenen nun nach seiner Seele. Bodan blieb keine andere Wahl, als sich selbst zum Anführer der schrecklichen Horden und damit zum Herrscher dieses Teiles der Düsterzone zu machen. Er nahm den Namen des Besiegten an – Odam. Fortan lebt er im Kampf gegen den Dämon, den er zwar beherrschen, aber niemals aus sich austreiben konnte. Der Dämon nagt an ihm, selbst in diesem Augenblick, und er wird immer stärker, so dass der Tag abzusehen ist, an welchem Odam wieder Odam – der grauenvolle Odam – sein wird, ein willenloses Werkzeug der Dunklen Mächte. Es sei denn…« Shezad zog des Prinzen Hand auf ihren Schoß und schenkte ihm ein Lächeln. »Es sei denn, jemand ist bei ihm, der ihm den nötigen Halt, den Glauben an das Gute in die ihm innewohnende Kraft zurückgibt. Dies, Freunde, wird meine Aufgabe sein, und ich werde sie mit Freuden erfüllen, denn die Macht der Liebe ist stärker als alle Magie und alles Dämonenwerk. Ich bin zuversichtlich, Odam auf den rechten Weg zurückführen zu können. Er wird keine Gefahr für Logghard darstellen. Gemeinsam werden wir es schaffen, das Böse abzuwehren.«
    Eine Weile herrschte betretenes Schweigen im Raum. Niemand wagte es, durch unangebrachte Äußerungen die Bedeutsamkeit dieser Eröffnung herabzuwürdigen. Mythor konnte nicht anders – er musste den Mut und die innere Stärke der Prinzessin bewundern. Und obwohl stille Zweifel an ihm nagten, war er geneigt, ihr zu glauben. Sie war stark, auf ihre Weise stärker als alle Frauen, die er gekannt hatte.
    Wieder war es dann Hrobon, der das Schweigen brach. Und seine Worte machten Mythor auf erschreckende Weise klar, was ihn immer noch quälte.
    »Dann war des Shallad Entscheidung, dich, Prinzessin, dem Herrscher der Düsterzone zum Weib zu geben, doch von Weisheit getragen. Er…«
    »Schweig!« fuhr Shezad auf. Sie ließ Odams Hand los und richtete sich kerzengerade auf. Alle Sanftmut wich aus den Blicken, die sie dem Heymal zuwarf. »Was muss noch geschehen, um dich erkennen zu lassen, dass Hadamur nichts als ein gewöhnlicher, niederträchtiger Lump ist? Er wusste nichts über Odam, nichts von dem, wie es um ihn steht! Er war bereit, mich den Dunklen Mächten zu opfern. Mein Schicksal war ihm einerlei. Sollten die Dämonen mein Herz verzehren! Ihm ging es einzig darum, vor Odams Heerscharen sicher zu sein! Er dachte nicht einmal an Logghard! Sein einziges Interesse an der Ewigen Stadt besteht darin, dass die Kräfte des Lichtes siegen mögen, damit er durch ihren Sieg vor den Mächten der Finsternis geschützt ist, was ihn nicht daran hindert, vorsorglich den Pakt mit ihnen zu suchen!«
    Hrobon starrte sie an, fast bleich im Gesicht und mit zitternden Händen. Dann sprang er auf und verließ eiligen Schrittes den Raum. Seine Krieger folgten ihm. Mythor wollte ihn zurückhalten, doch Sadagar legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Lass ihn«, flüsterte der Steinmann. »Er muss mit sich allein sein.«
    Mythor nickte schwach. Seine und Odams Blicke trafen sich, und da war nichts als Offenheit in den Augen des Prinzen. Mythor fiel es nicht leicht, alles das umzuwerfen, was er sich in Gedanken über Odam zurechtgelegt hatte. In dieser Hinsicht erging es ihm wie Hrobon. Doch etwas an diesem großen, ausgemergelten und doch von solch ungeheurer Kraft erfüllten Mann, der noch immer schwieg, schlug ihn in seinen Bann. Und plötzlich war das Drängen in ihm, aufzustehen und dem Prinzen die Hand zu reichen.
    Odam erhob sich und ergriff sie. Und nun hörte Mythor zum erstenmal seine Stimme. Sie war von Trauer und Wehmut erfüllt – und doch bestimmt.
    »Es ist

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