Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
er anschließend runterspringen kann.«
Die beiden Schwestern lachten und er hörte, wie sie den Patienten für die Narkose präparierten. »Herr Mullner, Sie schlafen gleich schön und wenn Sie wieder aufwachen, ist alles vorbei. Sie sind in den besten Händen bei Dr. Eltringham. Versprochen.«
»Ja, sofern sein Herz das mitmacht«, kommentierte die eine Schwester leise. Sie spielte auf Morris an, aber das interessierte ihn herzlich wenig.
»Gibt´s was Neues von dieser Kralle? Dein Mann arbeitet doch in der Pathologie, oder?«
»Ja. Scheinen alle ratlos zu sein. Der Kerl sah aus, als wären seine Innereien durch einen Schleudergang gewirbelt worden. Nichts war mehr an seinem Platz. Die Polizei hat so etwas auch noch nie gesehen. Sie gehen wohl von einem wahnsinnigen Killer aus, der sich da draußen rumtreibt.«
»Interessant ist die Tatsache, dass der Typ erst gekillt wurde und dann auf den Tower geklettert ist. Muss ja ein verdammt starker Killer gewesen sein. Selten so einen Blödsinn gehört.«
Wieder hörte Morris schallendes Gelächter. »So meine Damen, dann lassen sie uns mal loslegen«, unterbrach er das Getratsche und ließ sich das Skalpell reichen.
Der Mann musste seit einiger Zeit an höllischen Schmerzen gelitten haben, denn als Morris den Mann öffnete, sah er das ganze Ausmaß einer fortgeschrittenen Bauchfellentzündung vor sich, die durch die Perforation des Blinddarms verursacht worden war. Morris entfernte den Herd, saugte den Eiter ab und spülte den Bauchraum aus. Er war gerade dabei, die Drainage zu legen und den Patienten wieder zuzunähen, als eine Kollegin hereinkam und ihm bei den letzten Schritten zur Hand ging. »Ihre Frau versucht Sie seit einer Stunde zu erreichen, Morris. Es scheint dringend zu sein. Gehen Sie nur, ich mach hier fertig.«
Da die halbe Belegschaft von Christines Selbstmordversuch wusste, waren alle sofort in Alarmbereitschaft, wenn sie mehrmals hintereinander anrief. Er überließ der Ärztin seinen Patienten, schälte sich aus der OP-Kleidung und verließ den OP-Trakt.
Christine ging schon nach dem ersten Klingeln an ihr Handy. Sie war völlig aufgelöst und er konnte nur bruchstückhaft verstehen, was ihr Problem war. Sie hatte Jenna seit dem Tag, als er sie zu Hause abgesetzt hatte, versucht zu erreichen und das ohne Erfolg. Sie hatte ihn tatsächlich wegen ihrer Sorge um Jenna aus einer OP herausgeholt? Er konnte es nicht fassen. »Beruhige dich, Christine. Es wird schon nichts sein.«
»Sie hätte sich längst gemeldet.«
»Ich fahre nachher bei ihr vorbei, wenn es dir hilft.«
»Ich weiß, dass etwas passiert ist, Mo.«
Als er aufgelegt hatte, überkam ihn auch ein seltsames Gefühl, doch er wurde durch ein junges Mädchen abgelenkt, das mit einer diabetischen Ketoazidose eingeliefert wurde und kaum noch bei Bewusstsein war.
Spät in der Nacht verließ er die Klinik und wollte nur noch eines: Leia sehen. Seine Sinne schmerzten und verzehrten sich nach ihrem Körper, ihrem Geruch, ihren Händen auf seiner Haut. Dieses Mal würde er es nicht zulassen, dass jemand oder etwas ihren Akt störte. Er brannte vor ungebändigter, ungezügelter Leidenschaft.
Geschützt von der Dunkelheit stand er in ihrem Loft und rief leise ihren Namen. Sie war wach. Die Bettdecke wurde zurückgeschlagen und dann hörte er sie auf leisen Sohlen zur Treppe tapsen. Mit einem Schritt trat er aus dem Schatten in einen Lichtstreifen, der wie eine Schneise durch den Raum ging und beobachtete, wie sie vorsichtig die Treppen herunterkam. Zitternd vor Kälte und einer Gänsehaut, die ihren ganzen Körper überzog, blieb sie vor ihm stehen. Sofort umschloss er sie mit seinen Armen, um sie zu wärmen und sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust. Dabei atmete sie erleichtert aus, als würde eine schwere Last von ihren Schultern genommen. »Du bist da.«
Er zog sie auf das Sofa und küsste sie leidenschaftlich, während er seine Hände unter ihr dünnes Hemd schob und ihren Rücken streichelte.
»Ich will jetzt endlich wissen, wer du bist.«
Was war sie nur für ein neugieriges kleines Ding.
»Wo kann ich dich finden? Ich möchte bei dir sein.«
»Aber du bist doch gerade bei mir.«
»Ich meine außerhalb meiner Träume.«
Er küsste sie wieder. Ihre Lippen waren herrlich weich und er konnte spüren, wie sie sich in seinen Armen entspannte. Warum dachte sie nur, dass sie schlief? Sie war so wach wie er. Natürlich würde sie das später vergessen und alles nur als erotischen
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