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Prinzentod

Prinzentod

Titel: Prinzentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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zucke zusammen, doch ehe ich mir Gedanken mache n kann, was das bedeutet, ist Brigitte schon im Flur . »Kai ist verschwunden! « Ich spüre, wie mein Herz einmal aussetzt. Wie ferngesteuer t stehe ich auf . Brigitte sieht aus, als ob sie die ganze Nacht nicht geschlafe n hätte. »Bernadette!«, faucht sie ihre Tochter an, die noc h ganz verdattert in der Tür steht. »Hast du mir nicht zugehört ? Kai ist verschwunden. « »Mama beruhige dich! Komm doch erst einmal herein.« Bernadette wirft mir einen verunsicherten Blick zu, dann legt si e einen Arm um ihre Mutter und zieht sie sanft in unsere Küche .
    Brigitte schüttelt ihre Tochter ab. »Warum sollte ich mich beruhigen? Er hat sich seit gestern Nachmittag nicht mehr gemeldet. Das ist nicht seine Art. Er meldet sich ständig und falls er über Nacht wegbleibt, gibt er immer Bescheid.« Der Kaffee kommt mir sauer wieder hoch. »Wie, Kai ist verschwunden?«, stottere ich, als wäre ich schwer von Begriff. Brigitte schaut mich an. »Du weißt auch nicht, wo er ist?« Ich schüttele mechanisch den Kopf. Warum fragt sie mich das? Wieso sollte ich ausgerechnet wissen, wo Kai ist? »Wir«, ich räuspere mich, »äh – ihr solltet die Polizei rufen!« Brigitte betrachtet mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Für einen Moment sieht sie fast wütend aus. Ich spüre, wie ich rot werde, aber ich rede weiter. »Wenn er einen Unfall hatte...« »Dann wäre ich längst benachrichtigt worden! Er hat doch alle Ausweise bei sich!« Bernadette reicht ihrer Mutter ein Glas Wasser. »Mama, jetzt setz dich erst mal hin. Wir finden schon raus, wo er ist. Mach dir keine Sorgen, ja?« Brigitte schüttelt den Kopf. »Manchmal bist du einfach derart naiv. Kai ist verschwunden!« »Mama, ich sag es ja nicht gern, aber könnte es sein, dass dich dieser Schürzenjäger vielleicht verlassen hat?« Brigitte dreht sich ruckartig um und schlägt Bernadette mit der flachen Hand ins Gesicht. »Ich verbiete dir, so über ihn zu reden! Er ist mein Mann!« Bernadette steht wie versteinert, hält sich ihre Wange und starrt ihre Mutter an. »Du hast noch nie einen von uns geschlagen! Noch nie!«, stammelt sie. Brigitte geht einen Schritt auf sie zu. »Tut mir leid.« Es klingt fast wie ein Schluchzen. »Aber ich bin wirklich außer mir vor Sorge.«
    »Dann sollten wir die Polizei anrufen!«, wiederhole ich . »Die warten bei einem Erwachsenen sowieso erst mal achtundvierzig Stunden ab, bevor sie aktiv werden. Es sei denn , es gibt einen Verdacht auf eine Gewalttat!«, sagt Bernadette , die immer noch ihre Wange massiert . Brigitte und ich starren sie sprachlos an . »Das weiß doch jeder. Oder schaut ihr kein Fernsehen? « »Wir reden hier von Kai und nicht von irgendwem!« Brigitt e setzt sich auf einen der Stühle. »Dieses verdammte Geld.« Si e vergräbt ihr Gesicht in ihre Hände. »Ich habe solche Angst , dass er entführt worden ist. « »Gibt es denn Hinweise darauf? Hat sich jemand gemeldet?« , frage ich hastig. Könnte Kai das gemeint haben, als er mic h anrief? Wenn doch Papa hier wäre! Was soll ich jetzt tun ? Soll ich ihnen Kais Anruf vorspielen oder mache ich dami t alles nur noch schlimmer? Wie kann ich erklären, dass Ka i bei mir anruft, nicht aber bei seiner Frau ? Nein, das bringe ich nicht fertig, nie im Leben . »Wenn du glaubst, dass es eine Entführung ist, musst du di e Polizei benachrichtigen«, beharre ich stattdessen. »Das müssen die verstehen – da müssen die etwas tun. « »Aber meistens drohen die Entführer doch . . .«, Brigitte hol t tief Luft, »das Opfer zu töten, wenn man die Polizei einschaltet. « Bernadette setzt sich ebenfalls. »Mama, bitte, hör doch au f mit diesen Horrorszenarien. Kai ist vielleicht nur auf und davon, feiger Hund, der er ist. « Plötzlich klappt eine Tür, unsere Wohnungstür, und als ic h mich umschaue, steht Violetta im Flur. Sie trägt trotz de s Hochsommers einen dunklen Rollkragenpulli und dunkellil a Stiefel . Jetzt tritt sie näher. »Hab ich das richtig verstanden«, frag t sie. »Kai ist weg? Dann sollten wir eine Flasche Sekt aufmachen und feiern, meint ihr nicht?« »Warum hasst ihr eigentlich euren Stiefvater so?«, rutscht es mir raus. Violetta bedenkt mich mit einem kurzen, abfälligen Blick, dann wendet sie sich ihrer Mutter zu. »Hättest du dir mal lieber Schiller zu Herzen genommen: Drum prüfe, wer sich ewig bindet . . . Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang und so.« »Du hast ja wohl einen Vogel«, entfährt es

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