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Prinzentod

Prinzentod

Titel: Prinzentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Druck in meinem Kopf nach. Jetzt dreh mal nicht durch, ermahne ich mich. Das mit der Entführung ist doch totaler Blödsinn. Wenn das wahr wäre, hätte Brigitte schon längst Lösegeldforderungen. Und dass Kai einfach abgehauen ist, glaube ich nicht, auch wenn Bernadette und Violetta das zu denken scheinen. So ist er nicht. Ich weiß es. Du kennst ihn gerade mal drei Wochen, wispert ein Stimmchen in mir. Du hast keine Ahnung, was wirklich in ihm vorgeht. Ich denke daran, was Bernadette über Violettas Freundin erzählt hat. Ob das stimmt? Oder hat sie es einfach nur gesagt, weil sie Kai hasst? Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Kai mir so ins Gesicht gelogen hat, das passt einfach nicht zu ihm. Und doch bleibt da ein kleiner Zweifel. Denn habe ich nicht auch genau das Gleiche gedacht, damals im Eiscafé? Dass ich nicht die Erste war? Entschlossen, die Grübelei für einen Moment abzustellen, drehe ich den Hahn von warm auf eiskalt, und als ich eine Viertelstunde später vor meinem Kleiderschrank stehe, um mir Klamotten für den Tag herauszusuchen, fühle ich mich zwar noch völlig zerschlagen, aber dennoch ein kleines bisschen besser. Ich schlüpfe in meine Jeans und überlege, welches Shirt heute dazu passen könnte. »Alles wird gut« würde mir gefallen, auch wenn diese schreckliche Moderatorin vom ZDF diesen Spruch total ruiniert hat. Ich suche meine T-Shirts durch. Da, natürlich ganz unten, da ist es, aber was macht denn ein ros a Shirt in meinem Schrank ? Ich hasse Rosa. Rosa ist keine Farbe, sondern eine Zumutung . Ich ziehe es aus dem Stapel, der Stapel kippt um und das To p fällt auf den Boden. Ein eng geschnittenes quietschrosa Girlie-Shirt. Bernadette kann es nicht gehören, dafür ist es z u winzig, sie würde gar nicht hineinpassen . Ich starre auf das Top, das ein merkwürdiges Tier zeigt, un d dann auf den Spruch darunter. Ich muss zweimal lesen, bi s ich es wirklich kapiere : »Das Böse hat ein neues Gewand«, steht da in dicken rote n Lettern geschrieben . Ich schlucke einmal. Dann noch einmal . Wie kommt dieses rosa Shirt in mein Zimmer ? Und was soll das bedeuten: »Das Böse hat ein neues Gewand« ? Wer ist hier böse ? Ich ?

10. Blog
    Man kann natürlich debattieren, ob das, was getan wurde, böse ist. Aber um das Böse zu bekämpfen, muss man manchmal zu unkonventionellen Mitteln greifen. Schließlich wird sogar vor Gericht ein Unterschied zwischen Vorsatz und Notwehr gemacht. Und wehren muss man sich doch, wenn man dadurch Liebe retten kann, oder? Welches Recht haben Schädlinge, sich einfach einzunisten und Schaden anzurichten? Wenn Rosen Mehltau haben oder Blattläuse, dann ändert das nichts an der Natur der Rosen. Aber bei Gefühlen ist das ganz anders. Dann muss alles getan werden, um die Liebe zu schützen oder nicht? Fragt Z

11. Kapitel
    D er Unterricht nimmt kein Ende und meine ganze Klasse kommt mir heute kindisch vor, dabei verstehe ich mich mit den meisten sonst ganz gut. Katharina und Gina, die sich neben mir Briefchen schreiben, Valentin und Victor hinter mir, die versuchen, Tabea mit Kügelchen zu bombardieren, was andauernd schiefgeht, weshalb die Dinger in meinen Haaren landen. Patrick und Kevin in der ersten Reihe, die sich mit roten Gesichtern andauernd melden und »ich, ich« brüllen. Mir kommt es so vor, als wäre ich die Einzige unter ihnen, die begriffen hat, dass das Leben kein Spiel ist. »Hilf mir. . . hasst dich . . .«, tönt es wieder und wieder durch meinen Kopf. Und ich verstehe nicht, dass Kais Verschwinden niemanden zu kümmern scheint außer seiner Frau. Die Pausenklingel erlöst uns endlich und ich kann nach Hause fahren. Tabea hält mich noch kurz auf, aber ich winke nur ab. »Tut mir leid, ich habe es ziemlich eilig.« »Seit du bei dieser reichen Ziege wohnst, hast du nie mehr Zeit!« Tabea verzieht ihren Mund und dreht sich abrupt um. »Ich mach’s wieder gut«, rufe ich ihr hinterher und wünsche, ich könnte ihr alles erzählen. Doch Tabea ist schon fast draußen. Sie zuckt nur genervt mit den Schultern. Ich renne zu meinem Fahrrad, aber kaum bin ich am Ständer angelangt, bleibe ich angeekelt stehen. Mein Fahrrad sieht aus, als hätte es jemand mit Scheiße eingeschmiert. So eine Schweinerei! Ausgerechnet jetzt! Diese miesen Streiche hier an der Petrarca-Schule werden auch immer blöder. Na prima, auch mein Bremskabel ist durchgeschnitten und die Reifen sind beide platt. Victor und Valentin kommen vorbei, sehen, was los ist, grin sen

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