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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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eingeweiht und damit zum Guten Herrscher wurden. Stets trugen die auserwählten Männer den Siebenfachen Sonnenkreis, der sie aus dem Toben und Tosen der Naturgewalten unversehrt hervorgehen ließ. Ein weiterer Blick ins Register war jedoch enttäuschend: Der Totgesagte Park wurde nirgends erwähnt. Unruhig ließ Skaia ihren Blick über die benachbarten Bücher schweifen. „Standhaft, duldsam, verschwiegen ― Die Weisheit der Herrscher“, „Das Gute unter der Sonne ― Die Herrscher und ihre Talente“, „Den Robold im Herzen ― Der Weg zum klaren Urteil“, „Ausgewählt und eingeweiht ― Große Denker“. Alle rühmten die Vernunft, mit der solterranische Männer die Geschicke des Landes geleitet hatten. Nur ein schmaleres Bändchen, das sich in dieses Regal offenbar verirrt hatte, verhieß etwas anderes: „Schlafen mit Schafen“. Es stammte aus der Feder von Agrypo, dem Großmeister der Schlafwissenschaft. Soweit Skaia wusste, erklärte er darin, wie man mit Schäfchenzählen so müde wurde, dass man innerhalb kürzester Zeit einschliefe. Neugierig blätterte sie das Buch auf. Doch schon nach ein paar Zeilen Lektüre musste sie gähnen. Bereits die Einleitung war so unglaublich langweilig, dass Skaia nicht am Erfolg des Büchleins zweifelte.
    So kam sie nicht weiter. Sie musste Fräulein Martha fragen.
    „Was? Totgesagter Park? Kenn ich nicht!“, gab die Bibliothekarin kund. „Und die Bücher über die Dunkle Zeit sind natürlich in einer Sonderabteilung, der Alten Bibliothek.“ Sie wies mit einer Hand vage in die Richtung einer Regalreihe, die Skaia nicht abgelaufen war. „Nur zugänglich mit Ausweis!“
    Herrje ― sollte Skaia die unsägliche Ausweisdiskussion mit Fräulein Martha ein zweites Mal führen? Bevor sich Skaia dazu aufraffen konnte, legte Fräulein Martha nach: „Und von Kindern werden diese Werke grundsätzlich ferngehalten. Aus Jugendschutzgründen.“
    „Na, das werden wir ja sehen, ob mein Bruder eine derart dumme Regelung nicht aufheben wird“, gab Skaia zurück. Da gongten die Stundenkugeln von Skaia und Fräulein Martha.
    „Essenszeit“, stellte Fräulein Martha fest, und es klang wie ein Urteilsspruch, der zu Skaias Ungunsten ausfiel. Denn ohne auf irgendeinen Einspruch zu achten, drängte die Bibliothekarin Skaia auf den Gang, schloss die Tür und eilte davon.
    „Zum Zimmer“, schlug einer der Robolde vor.
    „Zum Essen“, ergänzte der andere.
     
    Auf dem größten Tisch war für Skaia aufgetragen worden. Und obwohl ihr der Koch wenig sympathisch war, musste Skaia zugeben, dass er sein Handwerk beherrschte. Nach den langen Bohnenwochen aß sie alles auf, was in den vielen Schüsseln für sie bereitstand. Selbst die kleinsten Krümel des Apfel-Karamelkuchens tupfte sie mit angefeuchtetem Finger vom Teller. So etwas Köstliches hatte auch Aldoro noch nicht zustande gebracht. Wo blieb er eigentlich? War er immer noch bei den Eingeweihten? Was gab es da so ewig zu besprechen? Bestimmt dauerte es auch Aldoro viel zu lange, und er wollte lieber von Skaia hören, was sie erlebt hatte, als sich nur dauernd von den Eingeweihten unterweisen zu lassen. Während Skaia vor sich hingrübelte, verlor sich ihr Blick im glitzernden Plätschern des Springbrunnens. Bis sie erschreckt zusammenfuhr. Es hatte geklopft. Und schon war einer ihrer beiden Robolde eingetreten.
    „Die Gesellschaftszofe“, meldete er. Skaia überlegte noch, ob sie huldvoll sagen sollte „Ich lasse bitten“ oder ob es besser wäre, erst einmal zu fragen, was eine Gesellschaftszofe überhaupt sei, als die Angekündigte bereits hereinstürmte. Sie war einer der wenigen Robolde, denen man weibliche Formen gegeben hatte. Auf dem Kopf trug sie ein weißes, gestärktes Häubchen, und in den Händen hielt sie ein Strickzeug, mit dem sie eifrig klapperte. Möglicherweise war es ein Schal, den sie vor kurzem angefangen hatte. Mit einer angedeuteten Verbeugung sprang sie auf Skaia zu und stellte sich vor. „Gestatten: Lallah Rock, Gesellschaftszofe erster Ordnung, Zofe für morgens und abends sowie Gesellschafterin für die langen Stunden dazwischen. Sehr erfreut, zu Ihren Diensten, haben Sie wohl gespeist, geht es Ihnen gut heute?“
    Wenn sich Skaia je eine Gesellschafterin gewünscht hätte, um ebenso geistlose wie endlose Plaudereien zu führen, wäre Lallah Rock vermutlich die richtige gewesen. Aber Skaia hatte nie daran gedacht, ihr Leben mit einer so aufgedrehten Person zu teilen, noch dazu, wenn es gar keine

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