Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)
Person, sondern nur ein Robold war. Nur half ihr das jetzt nichts.
„Das gehört zum Hofzeremoniell“, musste sie sich von Lallah aufklären lassen. „Sie wissen doch, die Regeln in der Burg. Ich habe für Sie etwas organisiert. Wenn Sie sich einmal einsam fühlen ...“
Skaia schöpfte Hoffnung. Sollte das bedeuten, dass Lallah sie auch wieder alleine ließ?
Wie auf Kommando sprang erneut die Tür auf, und der Robold meldete: „Der Umarm-O-Mat.“
„Ist das nicht ein wunderbares Gerät?“, freute sich Lallah, als ein ganzer Trupp Robolde eine mindestens zwei Meter hohe Maschine hereinschleifte. Erst rumpelten sie so ungeschickt gegen den Brunnen, dass Skaia Angst hatte, er würde zu Bruch gehen. Dann aber rissen sie die Maschine gerade noch rechtzeitig herum. Nur die Schwanzflosse eines Fisches wurde abgeschlagen und flog in hohem Bogen durchs Zimmer. Mit reichlich Gelenkgeklapper wuchteten die Robolde das Ding ins Schlafzimmer und stellten es direkt gegenüber dem Bett ab.
Skaia wurde wütend. Glaubte hier eigentlich jeder, über sie bestimmen zu können? „Ich will das nicht in meinem Zimmer!“, schrie sie die Robolde an.
Die schienen sich aber nicht angesprochen zu fühlen. Ohne auf Skaia zu achten, verließen sie die Räume. Ein paar von ihnen schwankten nach der heftigen Anstrengung.
Lallah gab ein mechanisches „Hahaha“ von sich und warf ihre Arme in die Luft, dass das Strickzeug in ihrer Linken nur so klapperte. „Sie werden ihn lieben. Er ist so kuschelig gepolstert.“ Sie klopfte dem Koloss auf die weit ausladenden Greifer. Die Staubkörner, die vom plüschigen Stoffbezug aufstiegen, stoben durch die Sonnenstrahlen.
Skaia hatte schon von diesen Umarm-O-Maten gehört. Aber diese Geräte wurden immer nur jenen Waisenkindern zugeteilt, die nicht einmal mehr Geschwister oder andere nahe Verwandte hatten.
„Wenn Sie sich auf dieses Podest vor die Greifarme stellen“, erklärte Lallah und mischte ihrer Stimme immer mehr Begeisterungsklang bei, „nimmt er Sie in den Arm.“
Skaia hatte wahrlich keine Lust, sich das vorzustellen, geschweige denn, es auszuprobieren. Warum sollte sie auch? Sie konnte jederzeit ihren Bruder umarmen!
„Alle Menschen, die keinen anderen Menschen mehr haben, lieben den Umarm-O-Maten“, sagte Lallah und klimperte mit ihren metallenen Augendeckeln.
Lallah war eine Plage! Sie plapperte ohne Unterlass über das wunderbare Wetter, über die fröhlichen Farben der Vorhänge oder über das hervorragende hydraulische System, das die Springbrunnen zum Plätschern brachte. Sie klapperte mit ihren Stricknadeln und wollte von Skaia wissen, welche Wolle sie für die nächsten Söckchen wählen sollte. Und sie machte ein Riesentamtam um das Entkleiden Skaias vor dem Zubettgehen. Sie sprang so aufgedreht um Skaia herum, als ob es darum ginge, sie von einer mindestens dreizehnteiligen Abendgarderobe zu befreien, ihr vorsichtig ein Diadem aus dem Haar zu zupfen und eine mehrere Meter lange Schleppe faltenfrei aufzurollen. Dabei trug Skaia nur ein einfaches Hemd und eine ganz banale Hose über der Unterwäsche. Auch den Schlafanzug hätte Skaia alleine viel schneller anziehen können. Der Tag endete mit Lallah, und der nächste begann mit ihr.
Als die Stundenkugel gongte und Skaia die Augen aufschlug, stand die Roboldine schon bereit. Sie flötete irgendetwas von einem großartigen neuen Morgen, an dem es wieder viel zu lernen gebe. Sie folgte Skaia ins Bad und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf, als sie den Pyjama vom Boden aufklaubte, den Skaia absichtlich hatte fallen lassen. Während Skaia unter der Dusche stand, rauschte davor Lallahs Gerede. Dann musste sich Skaia umständlich abtrocknen lassen und etliche Vorschläge zur „Garderobe des heutigen Tages“ anhören. Schon aus Trotz ging sie auf keinen davon ein, sondern zog einfach das gleiche an wie am Vortag. Schließlich kam das Schlimmste: Lallah ließ ihre Brust aufklappen und zog etwas Silbernes hervor. Wie ein Messer blitzte es auf. Lallah stürzte sich damit auf Skaias Haare. Ein Kamm! Dafür hatte Lallah sogar das Strickzeug zur Seite gelegt. Skaias Fluchtversuch war zum Scheitern verurteilt. Mit stählernem Griff hielt Lallah sie fest, und Skaia merkte bald, dass es keinen Sinn hatte, sich zu widersetzen.
„Wir wollen doch ein schönes Burgfräulein sein, wenn heute die neuen Erzieher kommen“, säuselte Lallah und zog den Kamm so entschlossen durch Skaias Haare, dass die Prozedur zur Kopfmassage
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