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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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wie schwierig es sein sollte, an ihn heranzukommen, sie musste es schaffen. Es war ihr nur noch nicht klar, wie.
     
    Vorerst hieß es aber erst einmal Zähne zusammenbeißen unter der Kamm-Attacke von Lallah. Das Kämmen schien Skaia fast länger zu dauern als das kurze Frühstück, das ihr vergönnt war, bevor die neuen Erzieher nacheinander antraten.
    „Erste Stunde: Maschinenkunde!“ Der Mann, der dies fröhlich ausrief, grinste übers ganze Gesicht. Dass es dadurch noch breiter wirkte, als es sowieso schon war, schien ihm nicht bewusst zu sein. Aber vielleicht war es ihm auch egal. Nichts konnte die gute Laune des Erziehers namens Grund trüben. Nicht einmal die Tatsache, dass Skaia für sein Fach wenig Enthusiasmus aufbrachte. Unverdrossen erklärte er ihr bis ins kleinste Detail, wie ein Wackelmotor funktionierte, „den wir“, wie er betonte, „mit Recht als das Nonplusultra in der solterranischen Technik bezeichnen dürfen!“ Dann stellte er in Aussicht, dass Skaia der besseren Anschaulichkeit wegen in der nächsten Stunde selber „einen kleinen Wackler“ bauen dürfte. So sei schon eine ganze Reihe späterer Erfinder aus seinem Unterricht hervorgegangen. Nicht von ungefähr gebe es unter Erfindern das geflügelte Wort „Egal was ich tat, ich tat es nicht ohne Grund“.
    Ihm folgte sein Kollege Merks. „Regel Nummer eins: Stets aufmerken in Regelkunde. Dann wirst du nie in Schwierigkeiten geraten.“
    Das Fach war für Skaia neu. Hätte sie es früher schon gehabt, wäre ihr möglicherweise die ganze Aufregung der Gefangennahme erspart geblieben, sinnierte sie.
    Merks sah sie streng an. „Nicht nachdenken, aufpassen!“ Weil sich Skaia auch gleich zusammennahm und gedankenlos mitschrieb, was Merks alles verkündete, war ihr am Ende der Stunde seltsam unklar, was sie nun alles gelernt hatte. Aber immerhin: Sechs Seiten voller Regeln, die ihr Merks diktiert hatte, zeugten davon, dass es eine Menge sein musste.
    Ohne Pause folgte Ordnungskunde. In dem Buch, das Skaia dazu hatte, war sie mit der Klasse gerade beim Kapitel „Verfertigen von Listen“ angekommen. Thäter, ihr neuer Erzieher, rümpfte die Nase und murmelte „Na, dann haben wir aber noch viel vor uns“. Er fragte Skaia ab, was sie über einfache und doppelte Listen, Kreuz- und Paarlisten, verschachtelte und verquere Listen, rückläufige Listen und Listen in Listen wusste. Da Skaia nicht alles über deren Aufbau, Erscheinungsformen, Erstellungsproblematiken, Funktionsweisen und Nutzanwendungen parat hatte, schloss er die Stunde mit der Erkenntnis: „Na, da haben wir ja noch viel zu lernen!“.
    Kreaturenkunde war immer Skaias Lieblingsfach gewesen. Nicht nur, weil sie es faszinierend fand, mit welchen Tricks sich Tiere und Pflanzen durchs Leben schlugen, sondern auch deshalb, weil bisher alle Erzieher, bei denen sie Kreaturenkunde genossen hatte, selbst wie die absonderlichsten Kreaturen ausgesehen hatten. Warum das so war, konnte sich Skaia nicht erklären. Aber Hauptsache, man hatte seinen Spaß dabei. So gesehen war sie neugierig auf den Erzieher Klüglich. Umso mehr enttäuschte sie sein Äußeres. Er war durchschnittlich groß, weder besonders dick noch dünn, hatte mittelbraune Haare, war also schlicht das, was man unscheinbar nannte. Mit tonloser Stimme betete er den Lehrstoff herunter, der sich in dieser Stunde zur Gänze um Wasserwesen drehte. Er zeigte Abbildungen von Kofferfischen, die in der Tat die öde braune Farbe alter Lederkoffer, aber auch zwei Hörner an ihrer Stirn hatten. Wer so hässlich war, musste wahrscheinlich immer wieder die Koffer packen, weil ihn niemand neben sich haben wollte.
    „Dann die Wimperlinge. Sie gehören zur Gruppe der Aufgusstierchen“, erläuterte Klüglich und deutete auf einige recht blasse Wesen, was Skaia zum Widerspruch reizte: „Aber sind das nicht Blumen?“ Die Wimperlinge waren immerhin mit Stängeln am Boden festgewachsen und hatten so etwas wie Blütenköpfe. Die Reaktion, die Skaia mit dieser Frage bei Klüglich auslöste, war verblüffend. Schlagartig leuchtete sein Gesicht krebsrot, als ob es gleich zerspringen würde. Gepresst verneinte Klüglich Skaias Frage und schob eine knappe Erklärung über Zellmund, Fortbewegung und Verdauung der Wimperlinge nach. Der Farbeffekt in Klüglichs Gesicht war äußerst interessant, auch wenn er rasch nachließ. Schon sprach der Erzieher wieder monoton über rosafarbene Staatsquallen, deren Tentakel in trompetenförmigen Trichtern endeten

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