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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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abstützen, als etwas Unfassbares geschah: Dunkelheit fiel über das ganze Land. Nichts war mehr zu sehen. Weder Aldoro, noch das Seil, noch das Fenster noch sonst irgendetwas. Auf einen Schlag war alles weg. Nur noch Schwarz ringsum. Aber Skaia spürte Aldoros Hand, die ganz fest ihre Finger um Skaias Gelenke krallte. Und mit einem Mal war sie auch wieder sichtbar. So wie alles andere.
    Was ging da vor sich? Spielten Skaias Augen ihr einen Streich?
    „Was war das?“, keuchte Aldoro, als er vom Fensterbrett ins Zimmer sprang. In seinem Gesicht stand absolute Ratlosigkeit. „Das war ja wie im Keller, wenn das Licht ausfällt.“ Aldoros Stimme zitterte ein bisschen. „Gar keine Sonne mehr.“
    „Ja“, sagte Skaia verwirrt. Aber jetzt war ihr Bruder da. Und so wollte sie sich auch von einer plötzlichen Dunkelheit nicht mehr erschrecken lassen als nötig. Selbst wenn es so etwas noch nie gegeben hatte.
    Draußen sank die Sonne dem westlichen Horizont entgegen und verstrahlte ein wärmendes Orangerot. Erleuchtete alles, was eben von Finsternis verschluckt gewesen war, hell und freundlich. Ein Lichtstreifen fiel auf Aldoro, als er sich auf das Himmelbett setzte und sich an eine der Eckstangen lehnte. Skaia zog die Beine an und kuschelte sich so nah an ihn, wie es nur ging.
    „Ich muss die Eingeweihten fragen. Sie werden wissen, was das eben war ... Oder?“ Aldoro klang alles andere als überzeugt. „Weißt du ...“, Aldoro suchte nach den richtigen Worten, „... es ist vieles so seltsam. Die groß angekündigte Feuer- und Wasserprobe zum Beispiel ― sie ist ein Schwindel! Es heißt immer, der Sonnenkreis beschütze den Auserwählten. Alles Quatsch!“
    „Wie?“ Skaia richtete sich auf. Dass damit etwas nicht stimmte, wusste sie ja.
    „Diese Feuersäule und auch das Wasser, es ist alles nur, wie soll ich sagen, so eine Art ... Kulisse. Ich stand da, und plötzlich war um mich herum eine riesige Glasröhre, und dahinter tobten die Flammen und dann das Wasser. Mir wurde nicht einmal warm. Ich habe mich ziemlich erschrocken. Die Eingeweihten hatten es mir zuvor nicht erklärt. Nur, dass ich mir keine Gedanken machen sollte und dass alles ganz ungefährlich sei, sofern ich ihren Weisungen folge. Wenn ich etwas frage, geben sie nur nebulöse Antworten. Und es ist keinen Deut besser geworden seit meiner Amtseinführung. Dabei hatten sie gesagt, dass mein Verständnis wachsen werde, wenn ich den Siebenfachen Sonnenkreis in Händen halte.“
    Skaia lachte bitter. Was war eigentlich nicht Betrug hier in der Burg? Wenn die mächtige Probe nichts als Theater war, brauchte es natürlich nicht der echte Sonnenkreis zu sein, den Aldoro hochhielt. Funktionierte das Herrschaftssystem in Solterra auch ohne ihn? Die Eingeweihten schienen davon überzeugt. Aldoro jedoch brauchten sie als Kasperle, das vor den Bewohnern Solterras den Guten Herrscher spielte.
    „Und wenn du sagst, du fühlst dich gar nicht berufen zum Guten Herrscher? Wenn du einfach kündigst und mit mir wieder nach Hause gehst? Oder wenn wir heimlich abhauen?“
    „Dafür ist es zu spät. Seit der furiosen Feuer- und Wasserprobe glauben alle, dass ich der Richtige sein muss. Ein anderer hätte doch nie überlebt. Außerdem habe ich noch den Siebenfachen Sonnenkreis. Mit der Zeit wird er mich weiser machen und mir sagen, wann es richtig ist, dem Rat der Zwölf zu folgen und wann nicht.“
    Er hatte also nicht verstanden, was sie ihm bei seiner Probe zugeflüstert hatte. Es fiel Skaia nicht leicht, Aldoro die Hoffnung zu rauben. Aber was blieb ihr übrig? Er musste endlich erfahren, dass auch das Allerheiligste den weisen Männern nicht heilig war. So erzählte sie, was sie belauscht und beobachtet hatte. Vom gefälschten Sonnenkreis und vom plötzlichen Verschwinden Yahos bei ihrem Verhör. Aldoro war schockiert. Woran konnte er sich noch halten? Und Skaia erzählte immer weiter, endlich auch von der geheimnisvollen Katze, von ihren Erlebnissen und Entdeckungen im Totgesagten Park, von Simpel und Gimpel, die sie ständig verfolgten und von ihrem vergeblichen Versuch, zu ihm vorzudringen.
    „Ja, wir sollen keinen Kontakt haben“, bestätigte Aldoro matt. „Das behindere meine Entwicklung, sagen sie. Stünde dem ‚Goldenen Zeitalter’, das mit meiner Herrschaft anbrechen könne, im Wege.“
    „Ich glaube, es steht hauptsächlich ihrer Allmacht im Weg!“ Der Satz klang bissig, auch wenn Skaias Miene eher resigniert wirkte. „Ich habe den Eindruck, sie

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