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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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wir auch mal: ‚Der Schneckenhändler aus Javónien’. War aber nicht gerade ein Renner.“
    Skaia sagte nicht, woher sie kam. Stattdessen fragte sie schnell: „Was ist das eigentlich für ein grässlicher Wald? Wie weit ich auch laufe, ich finde keinen Weg nach draußen.“
    „Es ist der wandernde Wald. Manche sagen auch, der weinende.“ Fragend zog er die Brauen nach oben. „Spricht er mit dir?“
    „Ja, woher ...“
    „Alle paar Jahrzehnte meint er, er habe Pamina wiedergefunden.“
    „Aber ich bin nicht ...“
    „Natürlich bist du nicht Pamina. Das ist ja auch viel zu lange her.“ Ein wehmütiger Ausdruck schlich sich in seine Züge. „Sie war ein hübsches Mädchen. Die blonden, seidigen Haare, ganz wie der Vater, dazu die schwarzen, funkelnden Augen der Mutter. In diesem Wäldchen wurde sie einst von Sarastros Häschern überfallen und ins Sonnenreich entführt.“
    „Entführt? Ich dachte, Pamina hat sich selbst für das Sonnenreich entschieden?“
    „Ach, wer sagt das?“
    Wie dumm. Sie durfte sich nicht verraten. So gab sie vage zur Antwort: „Ich habe es einmal gelesen. Weiß nicht mehr, wo.“
    Der Prinzipal blickte kritisch auf Skaia herunter. Dennoch bestätigte er: „Ja, es ist viel geschrieben worden, wie alles gewesen sein soll. Der eine sagt so, der andere so.“
    „Und was ist die Wahrheit?“
    „Die Wahrheit ist ... Ansichtssache.“
    Mikolo mischte sich ein: „Das kapier’ ich nicht.“
    „Das ist doch ganz einfach“, meinte der Prinzipal. „Ein Beispiel: Zähne! Welche Farbe haben Zähne?“ Er zog die Lippen weit zurück. Zum Vorschein kamen zwei holprige Reihen mit etlichen Lücken. Die meisten Zahnhälse waren lang und dünn. Bis auf ein paar bräunliche Flecken waren die Zähne gelb.
    Mikolo war entweder blind oder höflich, denn er antwortete: „Weiß.“
    „So?“ Der Prinzipal zog fragend die Augenbrauen hoch. Dann nahm er seine rosa Sonnenbrille ab und setzte sie Mikolo auf die Nase. „Und jetzt?“ Wieder bleckte er die Zähne.
    „Oh“, machte Mikolo.
    „Siehst du?“ Der Prinzipal freute sich. Skaia griff sich die Brille und starrte nun auch auf die Zähne des Prinzipals.
    „Rosa“, stellte sie fest und kam sich dabei nun auch sehr höflich vor. Die Zähne hatten zwar eher die Anmutung eines rötlichen Beige, aber sie wusste, was der Prinzipal meinte und gab ihm seine Brille zurück.
    „Mal ist es weiß, mal ist es rosa. Es kommt nur auf die Betrachtungsweise an. Die Zypressen jedenfalls glauben, Pamina sei entführt worden. Und seitdem wandern sie ziellos umher auf der Suche nach Pamina.“
    „Aber was wollen sie dann von mir? Ich habe keine blonden Haare!“, ereiferte sich Skaia.
    „Äußerlichkeiten! Glaubst du, die Bäume sehen dich? Der Wald sieht nicht, hört nicht, riecht nicht. Er kann nur fühlen. Du wirst irgendetwas an dir haben, das ihn an Pamina erinnert. Und deshalb umarmt er dich.“
    „Aber ich will das nicht. Ich will hier raus!“
    Der Prinzipal amüsierte sich über Skaias heranrollende Wut. „Du könntest aber einen kleinen Wald sehr glücklich machen, wenn du bliebest.“
    „Kann ich nun raus aus dem Wald oder nicht?“ Für Skaia war klar: Der Prinzipal musste ihr helfen. Und wenn er nicht wollte, würde sie ihm einfach so lange überall hin folgen, bis ihm der mitmarschierende Wald selbst auf die Nerven ging.
    Da zog der Prinzipal den Degen.
    Mikolo schrie auf.
    Skaia zuckte zurück, aber der Prinzipal wandte sich nur zum nächstbesten Stamm.
    „Warum bist du verärgert?“, prangte es ihm harzig von dort entgegen.
    Darunter ritzte der Prinzipal Buchstaben in die Rinde. Wie sehr er sich dabei anstrengen musste, erkannte Skaia an seiner Zungenspitze, die sich zwischen die Lippen schob. Was er schrieb, versetzte Skaia in Rage: „PAMINA“.
    „Ich bin es nicht, verdammt!“
    „Jetzt sei doch nicht so ungeduldig“, blaffte der Prinzipal zurück und setzte den Degen noch mal an. Mit kräftigen Schnitten strich er „PAMINA“ durch. Die frischen Kerben füllten sich mit Harz. Waren rasch zur Gänze bedeckt und liefen über.
    Skaias Wut verrauchte nur langsam. „Wäre es nicht besser gewesen, wir hätten gleich ein Kreuz neben den Namen gemacht? Pamina lebt längst nicht mehr.“
    „Warum sollen wir ihm die Hoffnung rauben?“
    „Weil er dann niemanden mehr festhalten würde“, dachte sich Skaia, sprach es aber nicht aus. Das Harz rann an der Rinde entlang zu Boden. Bildete einen kleinen See, in dem ganz langsam eine

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