Prinzessin meines Herzens
von sich stoßen sollen.
Jetzt ließ er die Hände über ihren Rücken zu ihren Hüften hinabgleiten. Er ertastete den Reißverschluss an der Seite ihres Kleides. Lily hielt den Atem an. Durfte sie es geschehen lassen? Konnte sie ihn überhaupt aufhalten?
Wollte sie das?
„Lily“, sagte er leise, während seine Wange an ihrer ruhte. Dann küsste er ihr Kinn und ihren Hals.
Als er danach wieder ihre Lippen küsste, hatte Lily den Kampf gegen sich selbst verloren.
Sobald Lily die Arme um seinen Nacken schlang, wusste Nico, dass er gewonnen hatte. Er würde mit ihr schlafen und müsste sich nicht mehr ständig vorstellen, wie es wohl wäre. Schließlich war sie mittlerweile seine Frau. Sicher würde dann auch dieses verrückte Gefühl nachlassen, einfach davonlaufen zu wollen. Er würde wieder Frieden finden und könnte seinen Pflichten als Kronprinz gerecht werden.
Trotzdem war irgendetwas nicht so, wie es sein sollte. Er dachte nach und kam zu dem Schluss, dass es ein Fehler wäre, ausgerechnet jetzt mit Lily zu schlafen.
Sein Verhältnis zu den Cavellis war gespalten und mit Schmerz behaftet. Es beeinflusste ihn schon emotional, wenn er sich nur in dem Palazzo aufhielt. Und nach diesem vollkommen absurden Abendessen fühlte er sich angreifbarer als sonst. Wenn er jetzt mit seiner Frau schlafen würde, dann nur deshalb, weil er zornig war – auf seinen Vater, auf Gaetano, auf die Fürstin und vor allem auf Lily, weil sie ihm nichts von Danny erzählt hatte.
So durften sie diese Ehe nicht beginnen.
Also zog er den Reißverschluss an ihrem Kleid wieder zu, riss sich von ihren süßen Lippen los und beendete den Kuss. Lily sah ihn verwirrt an und runzelte die Stirn. Noch immer hatte sie die Arme um seinen Nacken geschlungen.
Sanft griff er nach ihren Händen und löste sich aus der Umarmung. „Du solltest jetzt ins Bett gehen, cara.“
Als er sie losließ, schlang sie die Arme um ihren Körper – so wie sie es oft tat, wenn sie verletzt war.
„Ich brauche aber immer noch deine Hilfe, um das hier auszuziehen“, sagte sie leise und berührte mit zittrigen Fingern das Diamantcollier.
„Natürlich.“ Damit nahm er ihr die Kette ab und verließ schnell den Raum.
Lily schüttelte das Kopfkissen auf und drehte sich auf die andere Seite. Seit über zwei Stunden lag sie im Bett und konnte nicht einschlafen. Sie war sich nicht sicher, was demütigender gewesen war: das Abendessen mit dem Fürstenpaar oder die Zärtlichkeiten mit Nico. Unter seinen Küssen hätte sie sich am liebsten selbst die Kleider vom Leib gerissen, doch Nico hatte sich plötzlich einfach zurückgezogen. Es war ihr noch immer völlig unverständlich.
Unverständlich? Nein, er hatte sie nur aus einem Grund geküsst: Sie hatte ihm leidgetan, weil der Fürst und die Fürstin so unhöflich zu ihr gewesen waren. Vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass sie mit dem Rücken vor ihm gestanden hatte. Dadurch hatte er ihr Gesicht nicht sehen können und hatte sich wahrscheinlich an Antonella, seine mediterrane Prinzessin, erinnert gefühlt. Doch beim Küssen war er schnell wieder von der Realität eingeholt worden …
Lily unterdrückte ein Stöhnen. Sie schämte sich furchtbar. Wie sie sich an ihn geklammert hatte! In dem Moment hätte er alles mit ihr machen können, und sie wäre einverstanden gewesen. Genauso wie im Flugzeug. Auch dort hatte sie sich darauf eingelassen, das zu tun, was er wollte – bloß weil er sie geküsst hatte.
Lily drehte sich auf den Rücken und wurde auf das leise Atmen ihres Kindes im Babybettchen neben sich aufmerksam. Sofort wichen ihre Erschöpfung und ihr Ärger einer großen Erleichterung. Danny war ihr Leben. Mit Sicherheit würde sie nicht wegen eines Mannes den Kopf verlieren, der sie nicht so schätzte, wie sie es verdiente.
Ohnehin war es gefährlich, sich mit Nico einzulassen. Als Playboy war er es gewöhnt, dass sich ihm die Frauen an den Hals warfen. Genauso wie mit all den anderen hatte er auch mit ihr gespielt – in gewisser Weise hatte er sie so sogar bestraft. Doch ein weiteres Mal würde sie sich nicht von ihm demütigen lassen.
Als Lily am nächsten Morgen erwachte, war sie allein im Zimmer. Sofort machte sie sich auf die Suche nach Danny. In Nicos weitläufigen Räumen geriet sie mehr und mehr in Panik. Ihr Kind war verschwunden. War es aus dem Bettchen geklettert und irrte irgendwo allein herum? Lily eilte in den Salon und war kurz davor, den gesamten Palast auf den Kopf zu stellen.
Weitere Kostenlose Bücher