Prinzessin meines Herzens
hatte der Prinz aus ihren Träumen sie geliebt. Das war in der Realität leider nicht so.
Als Nico nun ins Zimmer kam, tat Lilys Herz trotzdem einen Sprung. Wie an ihrem ersten Abend in Montebianco trug er die Galauniform der Marine mit Schärpe und Orden. Auf den Säbel hatte er diesmal verzichtet. Als er sie sah, blieb er stehen.
„Sei bellissima, Principessa.“
Lily verschränkte die zittrigen Hände. Heute hatte sie ein paar der wichtigsten Benimmregeln gelernt. Trotzdem war sie nervös, wenn sie an den bevorstehenden Abend dachte. „Wahrscheinlich war das ein Kompliment“, erwiderte sie, „und ich sollte mich bedanken.“
Er lächelte, als wäre nichts zwischen ihnen vorgefallen. „Das hieß: Du bist wunderschön.“
Lily schluckte und senkte den Blick. Sie konnte Nico nicht ansehen und so tun, als wäre alles in Ordnung.
„Bist du bereit für heute Abend?“
Lily hob den Kopf. „Ja. Ich werde meine Pflicht tun, Nico.“
An dem Funkeln in seinen Augen erkannte sie, dass er den bitteren Unterton in ihrer Stimme bemerkt hatte. Ob er sich deswegen schuldig fühlte oder verärgert war, ging daraus allerdings nicht hervor.
Nico hielt ihr seinen Arm hin, und sie gingen zum wartenden Hubschrauber. Langsam begann Lily zu verstehen, dass sie ihn eigentlich kaum kannte – trotz allem, was zwischen ihnen gewesen sein mochte.
Er hatte sie wegen Danny geheiratet. Würde er sich genauso schnell wieder scheiden lassen, wenn die fürstliche Pflicht es verlangte?
10. KAPITEL
Lily war noch nie in einem Hubschrauber geflogen. Allerdings hatte sie das Gefühl, dass auch dieser Flug irgendwie nicht zählte. Mit dem polierten Holz und den Polstermöbeln glich die Inneneinrichtung der eines Luxusjets.
Während des Fluges zur Hauptstadt von Monteverde erzählte Nico ihr, dass die drei Fürstentümer einmal ein einziges Land gewesen waren. Vor mehr als tausend Jahren hatten dann drei verfeindete Brüder nach dem Tod ihres Vaters das Land unter sich aufgeteilt. Nun wurden Montebianco, Monteverde und Monterosso von ihren Nachfahren regiert – wobei die Verwandtschaft inzwischen sehr entfernt war.
Montebianco und Monterosso verbanden seit mehr als einhundert Jahren gute diplomatische Beziehungen. Monteverde stand außen vor: Das Fürstentum wurde von einem Tyrannen beherrscht, der nur beschränkte Nachrichtenfreiheit gewährte, das Internet kontrollierte und die Menschen nicht frei reisen ließ – Fürst Paolo. Der Fürst von Monterosso weigerte sich, mit ihm zu verhandeln. Montebianco nahm die Vermittlerrolle ein. Nico erklärte, dass gute Beziehungen eben gut für alle wären.
„Dass du mich geheiratet hast, hat alles ruiniert, stimmt’s?“, fragte Lily, als er seine Rede über die Regionalpolitik beendet hatte.
„Es hat Paolo nicht gefallen“, erwiderte er mit unbewegter Miene.
Lily überlegte, ob Nico seine Entscheidung bereute. Doch gerade jetzt wollte sie ihn nicht danach fragen.
Am vergangenen Abend hatte sie behauptet, ihr Leben wäre besser verlaufen, wenn er sie nicht zur Ehe gezwungen hätte. Eigentlich war sie sich da gar nicht sicher. Ja, sie hätte ihre Unabhängigkeit bewahrt. Aber sie hätte sich nicht so eingehend um Danny kümmern können wie in den letzten Tagen. Sie genoss es, viel Zeit mit ihm verbringen zu können. Ohne Nico müsste Danny einen Hort besuchen. Lily dagegen wäre den ganzen Tag bei der Arbeit und würde sich fragen, ob das Leben jemals leichter wurde. Nico hatte ihr die Unabhängigkeit genommen, aber zugleich hatte er ihr ein kostbares Geschenk gemacht. Wenn er sich jetzt von ihr lossagte, wüsste sie nicht, wie sie das tatsächlich aufnehmen würde.
Sie sah aus dem Fenster und beobachtete, wie es dunkel wurde und die Lichter der Hauptstadt Monteverdes am Horizont erschienen. Als sie kurz darauf Fürst Paolos Festung am Meer erreichten, stieg Nico zuerst aus. Er reichte Lily die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.
Ein uniformierter Mann kam auf sie zu und verneigte sich tief. „Herzlich willkommen, Eure Hoheiten.“
Lily biss die Zähne zusammen und folgte Nico und dem Diener. Sie musste diesen Abend irgendwie hinter sich bringen, damit sie bald zum Palast zurückkehren und Danny wieder in die Arme schließen konnte.
Würde sie auch heute Nacht ihre Schlafzimmertür abschließen? Oder sollte sie Nico ermutigen, zu ihr zu kommen? Sie war immer noch böse auf ihn. Doch vielleicht brachte es sie weiter, wenn sie dort anknüpften – an dem Punkt, an
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