Prinzessinnensöckchen (German Edition)
sich in irgendetwas hineingesteigert hat. Wäre doch möglich, oder?«
Kevin stand auf. »Schon spät, ich hab Frühdienst. Und was deine Vorstellungen angeht: vergiss sie einfach. Eher würde ich noch das Geschirr spülen.«
»Okay, Kompromiss angenommen. Ich sehe den lieben Kollegen ja morgen im Café. Bin mal gespannt, wie er reagiert.«
Kevin machte ein paar theatralische Handbewegungen und ging Richtung Küche. »Aber du trocknest ab, okay?« Carmen seufzte und beugte sich dem männlichen Zwang.
Als sie fertig waren, sagte Kevin: »Übrigens... meiner Mutter hast du gut gefallen. Schau mal die Neue da, das wär doch was für dich. Hat sie wortwörtlich gesagt. Und...«
Bevor er weiterreden konnte, hatte er schon Carmens Mund auf seinem. Dieses Opfer brachte sie gerne, um nicht weiter zuhören zu müssen.
32
Völkert stand an der Tür und grinste. Betrachtete Carmen vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen, wies auf das Schild hinter der Scheibe: »Wegen Erkrankung heute geschlossen«. Und sagte: »Das Alt-Oberwied ist das deutsche Bermuda-Dreieck. Ständig verschwinden Leute. Passen Sie gut auf sich auf, meine Liebe.«
Idiot! Sie ging durch den Hintereingang ins Gebäude, die Backstube war nicht nur menschenleer, sondern auch kuchen- und tortenleer. Aus Kati Pohlands Büro drang die Stimme der Chefin in den Flur, sie telefonierte.
»Geh da bloß nicht rein, Kati ist auf 180 und drüber.« Warnte Clara, die aus dem Gastraum kam und ihre Schürze zusammengefaltet in der Hand hielt. »Komm, Käffchen.«
Sie setzten sich und tranken und Clara berichtete, Starke sei heute nicht zur Arbeit erschienen. »Novum, nicht seine Art. Zu Hause ist er auch nicht. Kati hat angerufen und ist vorbeigefahren, Freunde und Verwandte und so Fehlanzeige, jedenfalls weiß hier keiner was davon. Tja.«
Größtmöglicher Unfall. Ein Café mochte ohne Chef und ohne Lehrling weiterlaufen, ohne den Mann, der die süßen Sachen zauberte, blieb es eine reichlich trostlose Angelegenheit. »Und Ersatz? Gibt es nicht so eine Art Notfalldienst für Konditoren?« Clara verneinte. »Ist mir nicht bekannt. Kati telefoniert schon den ganzen Morgen in der Branche rum, aber wird wohl nix. Das Kuchenzeug könnte sie vielleicht beschaffen, obwohl so kurzfristig nun auch wieder nicht. Nee, heute bleibt halt geschlossen und wie das morgen weitergeht, wissen die Götter.«
Meine Schuld, dachte Carmen. Die dramatische Begegnung musste einen Kurzschluss bei Starke ausgelöst haben. Hals über Kopf verschwinden, alles im Stich lassen... alles? Elke und Hanna würde er so schnell nicht aufgeben. Carmen sprang hoch. »Was für ein Auto fährt er?« »Gar keins«, antwortete Clara, »der alte Kauz ist überzeugter Fußgänger. Noch einen Kaffee?«
Da war Carmen schon draußen auf der Straße und sprintete zu ihrem Wagen. Hoffentlich schaffte sie es noch.
*
Och Mensch! Emily hatte wahrlich nichts gegen Freistunden, aber dass die erste heute ausfiel, passte ihr nicht so. Obwohl... dann hätte Carmen sie nicht zur Schule fahren können. Jetzt hockte sie halt hier rum und ließ sich vom zickigen Geplapper der Tussen und dem blödsinnigen Rumgeturne der Jungs nerven. Vor allem Robert und Chrissie waren nicht gut auf sie zu sprechen. Dabei war das mit dem Film doch auch ihre Schuld gewesen! Überhaupt, so eine Schnapsidee! Wer kam denn auf so was? Lehrer, klaro. Na ja, mal sehen, würde sich vielleicht noch alles finden.
Sie ging aus dem Klassenzimmer, zum Hausmeisterkiosk. Natürlich noch geschlossen, die richten sich nie danach, ob man Hunger hat. Heute war einer dieser gewissen Tage, da rutschte man auf Bananenschalen aus, die gar nicht auf dem Trottoir lagen. Okay, dann halt rüber zum Türkenladen, die machten auch leckere Brötchen.
Sie setzte sich auf die Bank am kleinen Park vor der Schule und aß. Die Sache. Da musste sie jetzt drüber nachdenken. Hingehen wollte sie nicht, blieb ihr aber nichts anderes übrig. Carmen Bescheid sagen? Wäre nur korrekt. Andererseits... ach, sie hatte null Plan.
Als sich der Mann neben sie setzte, wollte sie aufstehen, doch der hielt sie am Arm fest. Nicht grob, tat nicht weh. »Bleib bitte sitzen«, sagte der Konditor ruhig, sie wusste nicht genau, wie der hieß, Stark oder so ähnlich. Ihr wurde ganz anders, die Angst kroch in ihr hoch, jetzt war sie schon in der Nabelgegend angekommen und sie kletterte schnell. Der Konditor wirkte nicht einmal unfreundlich. Autos fuhren vorbei, Passanten auf den Gehwegen, sie
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