Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Karmakorrektur und magische Lebensberatung durch und bietet außerdem Kurse an, in denen Frauen ihre Hexenkräfte entdecken und für gut 500 Euro ein Diplom erwerben können, um damit selbst als magische Beraterinnen tätig zu werden.“
„Und ich habe leichtsinnigerweise immer gedacht, das Mittelalter läge schon eine Weile zurück“, murmelte Berringer.
„Es scheint ein Comeback zu haben.“
„Allerdings.“
„Jedenfalls ließ die Abraxella an ihrem Ex-Arbeitgeber kein gutes Haar, obwohl bereits eine Verleumdungsklage gegen sie läuft. Sie meinte, selbstverständlich würden ab und zu Aufzeichnungen eingesetzt, wenn mal gerade ein Astro-Berater ausfällt oder nicht genug Personal da ist. Die Sendungen werden im Voraus produziert, als Lückenfüller, die man bei Bedarf einsetzen kann. Man muss nur alle aktuellen Bezüge vermeiden.“
„Und die Anrufer?“, fragte Berringer.
„Sind bei den Aufzeichnungen in Wirklichkeit Mitarbeiter des Senders oder deren Freunde und Bekannte. Wer kann schon nachprüfen, ob eine Frau Meier oder Müller aus Niederheide wirklich Probleme mit ihrem Ehemann hat und deswegen beim Sender anruft.“
Gauner!, dachte Berringer. Und genau genommen sogar ein vollendeter Betrug. Kein Wunder, dass der Sender so etwas vehement abstritt. Schließlich hatten die Anrufer, die in der Warteschleife gehalten und denen dabei fleißig Gebühren abgebucht wurden, nicht einmal die vage Chance, das zu bekommen, wonach sie sich sehnten: spirituellen Beistand nämlich.
Für manchen ist das vielleicht auch besser so, dachte Berringer. Denn wer keine dieser „Beratungen“ bekommt, steht hinterher auch nicht ohne Job und Lebenspartner da, nur weil er irgendeinem Wink der Sterne oder der Karten gefolgt ist.
„Das konnte also auch bei Krassow so gewesen sein“, schloss Berringer.
„Richtig. Aber der Sender würde das um keinen Preis zugeben. Wahrscheinlich nicht mal, wenn denen klar wäre, dass sie damit einen Kriminellen decken.“
„Na ja, dann würden sich alle in der JVA wiedersehen und könnten mithilfe ihrer Karten das psychologische Personal etwas entlasten, wenn es darum geht, Prognosen über die Gefahr der Rückfälligkeit bei Inhaftierten zu stellen.“ Vanessa konnte darüber offenbar nicht mal schmunzeln, denn sie beschwerte sich:
„Kann ich nun weiteressen? Mein Döner fällt schon auseinander.“
„Was ist mit Artur König?“
„Ich bin noch nicht dazu gekommen, mich um den zu kümmern. Und da wir am Abend ja in der Kaiser-Friedrich-Halle was vorhaben, wird das heute auch nichts mehr.“
„Hör mal, es ist wichtig, dass ich …“
„Tschüss, Berry“, unterbrach sie ihn und beendete das Gespräch.
Er seufzte, doch statt sie noch einmal anzurufen, wählte er die Nummer von Eckart Krassow, um ihn nach dessen Schuhgröße zu fragen. Aber er bekam lediglich Kontakt zu seinem Anrufbeantworter, anschließend zu einer Mailbox. Krassow war offenbar mal wieder unterwegs und seine Tochter nicht mehr im Büro.
Berringer verbrachte zwei Minuten mit dem Versuch, sich an die Füße des Event-Managers zu erinnern. Aber erstens hatte er nicht besonders auf sie geachtet, und zweitens ließ sich so etwas einfach sehr schlecht abschätzen.
Zumindest war Berringer der Meinung, dass Krassow keine zierlichen einundvierziger Füße hatte.
Er sah auf die Uhr. Nach Düsseldorf zurückzufahren lohnte nicht. Aber vielleicht konnte er sich noch den falschen Michael Jackson vornehmen.
Arno Schwekendiek, der falsche Michael Jackson, lebte in einem Mietshaus im Stadtteil Grenzlandstadion.
Das Haus war dreistöckig, grau und etwas heruntergekommen, obwohl es nicht besonders alt war. Berringer stellte seinen Opel am Straßenrand ab. Schwekendieks Name stand an der Tür, und Berringer betätigte die entsprechende Klingel. Ohne Ergebnis.
Da aus dem abgekippten Fenster, von dem er annahm, dass es zu Schwekendieks Wohnung gehörte, Musik dröhnte, vermutete Berringer, dass man ihn wohl einfach nicht hörte. Also klingelte er bei einem der anderen Namen.
Ein Summen ertönte, und Berringer drückte die Haustür auf. Er nahm – wie immer -
mehrere Stufen auf einmal. Auf dem zweiten Absatz stand ein Mann im Unterhemd, schätzungsweise Mitte sechzig und einen Kopf größer als Berringer.
„Haben Sie geklingelt? Was wollen Se denn? Ich kauf nix.“
„Tut mir leid, war ein Versehen“, entschuldigte sich Berringer.
„Wer sind Sie denn?“
Berringer gab ihm keine Antwort, sondern eilte weiter in
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