Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Bowling - und er schien alles andere, als begeistert davon zu sein, daß ihn dabei jemand störte.
"Sie sind Walker? Der Kerl, dessen Assistentin dauernd mein Telefon klingeln läßt?"
"So ist es."
"Lassen Sie sich von meiner Sekretärin einen Termin geben!"
"Ich will keine Stunden bei Ihnen nehmen, sondern ihnen ein paar Fragen stellen. Es geht um Walt Brannigan."
"Ich habe der Polizei doch schon alles gesagt!" Er kniff die Augen etwas zusammen, griff nach seinem Bier und wischte sich eine Sekunde später den Schaum aus dem Bart. "Aber Sie sind Privatdetektiv, und ich wüßte wirklich nicht, was ich für Sie tun kann! Sie wollen etwas über Walt Brannigan wissen, aber Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß ich irgendeinem dahergelaufenen Schnüffler Auskünfte über einen Patienten von mir geben werde!"
"Ihre Diagnose war beginnende Paranoia, nicht wahr?"
Stanley legte die Stirn in Falten. "Woher wissen Sie das?"
"Das tut nichts zur Sache. Ich will keine Details aus seiner Krankengeschichte wissen. Ich suche seinen Mörder... Ihm wurde in einer hohen Dosis ein synthetisches Rauschmittel verabreicht. Dann hat man ihn hinter das Steuer seines Wagens gesetzt, damit er sich an der nächsten Kreuzung den Hals bricht. Es hätte wie ein Unfall ausgesehen..."
"Aber Brannigan hatte eine Waffe!" stellte Stanley fest.
"Das hat er Ihnen also erzählt."
"Ich habe es gehört, nachdem er..." Dr. Stanley sprach nicht weiter und zuckte mit den Schultern. Dann faltete er die Hände vor dem kleinen, aber festen Bauch, den er über dem Gürtel mit sich herumtrug. "Ich weiß nicht, wie ich Ihnen da helfen kann!"
"Wann ist Brannigan das erste Mal zu Ihnen gekommen?"
"Vor einem halben Jahr."
"Hatte das vielleicht einen besonderen Anlaß?"
Stanley wandte sich halb herum und murmelte: "Sie glauben doch nicht im Traum, daß ich Ihnen darauf eine Antwort gebe?"
Aber Jo ließ nicht locker. "Brannigan hatte ein traumatisches Erlebnis. Er wurde vor acht Jahren überfallen, sein Begleiter erschossen. Ich nehme an, Sie haben darüber geredet!"
"Wie kommen Sie darauf?"
Jo hatte eine Mappe unter dem Arm, die er jetzt hochhob. "Ich möchte Ihnen etwas zeigen", sagte er. "Ich schlage vor, wir gehen dort drüben zu dem Tisch!"
"Was soll das sein?"
"Bilder, die Walt Brannigan in Ihren Sitzungen angefertigt hat."
"Es stimmt, ich arbeite mit Bildern. Aber ich glaube kaum, daß die für Ihre Hände bestimmt sind!"
Darauf ging Jo nicht ein. "Er hat immer wieder den Überfall dargestellt!"
Sie gingen zum Tisch. Jo breitete Brannigans Bilder aus.
"Ich kenne die Sachen", murmelte Stanley. Die Angelegenheit schien ihn auf einmal doch zu interessieren. "Es muß ein furchtbares Erlebnis gewesen sein. Die Täter hat man nie gefaßt, wie er mir sagte."
"Aber das liegt Jahre zurück, Mister Stanley! Warum ist er vor einem halben Jahr zu Ihnen gekommen? Warum nicht vorher?"
"Das ist nichts Ungewöhnliches. Manche Leute warten jahrelang und schieben ihre Probleme vor sich her oder wollen sie nicht wahrhaben! Ich erlebe das tagtäglich in meiner Praxis!"
"Einer der Täter wird rothaarig portraitiert. Und dieser Klecks dort könnte eine Narbe darstellen. Eine Art Halbkreis..."
"Er erwähnte eine Narbe, ja. Dieses rothaarige Gesicht verfolgte ihn in seinen Träumen."
"War das derjenige von den beiden, der damals geschossen hat?"
"Ja."
"Kurz bevor Brannigan Amok lief, ist er mit zwei Männern gesehen worden. Einer davon war rothaarig."
Dr. Stanley hob die Augenbrauen. "Merkwürdig...", murmelte er
"Hat er über diesen Mann, der ihn damals überfallen hat, noch irgendetwas gesagt?"
"Nein. Aber ich habe in meiner Praxis noch ein paar Bilder, die Brannigan gemalt hat, auf denen er noch deutlicher zu sehen ist. Aber es ist fraglich, ob Sie damit etwas anfangen können."
"Ich möchte sie trotzdem gerne sehen..."
Er seufzte. "Das sind vertrauliche Unterlagen! Wenn ein Polizist mit einem entsprechenden Papier vor meiner Praxistür steht, werde ich sie herausrücken, vorher nicht!"
"Verstehe..."
"In meinem Job muß man vorsichtig sein", fuhr Dr.Stanleys dann fort. "Glauben Sie es kommt noch jemand zu mir, wenn es die Runde macht, daß persönliche Dinge bei mir nicht in guten Händen sind? Dann kann ich dicht machen!"
Jo packte Brannigans Bilder ein und wandte sich dann zum Gehen.
"Tut mir Leid, Sie beim Bowling gestört zu haben!"
Aber Stanley winkte ab. "Vergessen Sie's! Glauben Sie mir, ich bin eine Menge gewöhnt, aber diese Sache
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