Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
gewisser Spellings ums Leben gekommen ist. Und zwar so ähnlich, wie es meiner Mitarbeiterin und mir heute beinahe passiert wäre! Spellings hatte leider weniger Glück als wir!"
Camdon blickte zur Schrottpresse. Das Geräusch von zusammenknickendem Blech war zu hören. Camdons Gesicht entspannte sich ein wenig. Er fragte nicht, wer Spellings war. Das schien er zu wissen. Stattdessen sagte er: "Ich dachte, es war ein Unfall."
"Unfall mit Fahrerflucht", korrigierte Jo. "Oder Mord. Das ist die Frage..."
"Vorletzten Donnerstag, sagen Sie?" flüsterte Camdon. Er schien sich nicht mehr besonders wohl in seiner Haut zu fühlen.
"Ich werde Ihnen auf die Sprünge helfen. Er hat sich den Chrysler genommen und wahrscheinlich auch Ihre Nummernschilder benutzt..."
"Ja", nickte Camdon. "Aber davon wußte ich nichts. Das müssen Sie mir glauben! Und ich wußte auch nicht, was er heute vorhatte!"
Jo war es gleichgültig, ob Camdon in diesem Punkt die Wahrheit sagte.
*
"Ethan McBride", murmelte Jo. "Dieser Name steht auf der Liste, die Jerry Edwards mir gegeben hat."
"Daß heißt, daß er auch dabei war, als diese Gang dich auseinandernehmen wollte!" schloß April.
"Ja."
McBride wohnte in einem Reihenhaus am Rande von Houston. Als Jo und April zum vierten Mal klingelten, holte Jo schließlich ein kleines Stück Draht aus dem Zigarettenetui, und bohrte damit im Schloß der Haustür herum. April blickte sich derweil nach allen Seiten um.
"Besser, wir lassen uns dabei nicht erwischen!" meinte sie. "Unser Ansehen bei der hiesigen Polizei ist ohnehin schon weit unter dem Nullpunkt!"
Die Tür ging auf und sie gingen hinein. Stimmen drangen an ihre Ohren. Es waren seltsam verzerrte, sehr hohe Stimmen. Sie gehörten zu den Trickfilmfiguren, die sich auf dem Schirm eines nicht mehr ganz neuen Fernsehers hin und her jagten.
April schaltete den Apparat ab.
Die Einrichtung war schlicht. In der Wohnküche stand kalter Kaffee in der Maschine, daneben eine Zeitung von heute morgen, bei der die Sportseite aufgeschlagen war.
Im Flur hing ein Bild an der Wand. Ein Familienbild. Es zeigte einen Mann in Uniform, eine Frau und einen gut zwölfjährigen Jungen, der einen Football unter dem Arm hatte.
Sie gingen die Treppe hinauf. Im Obergeschoß waren ein Bad und zwei Schlafzimmer. In dem einen stand ein Ehebett, in dem zweiten schlief nur eine Person.
"Dieser Ethan scheint Farbige nicht gerade zu mögen!" kommentierte Jo die grellen Plakate, die an den Wänden hingen, und auf denen vor einer Vermischung der Rassen gewarnt wurde. Im Kleiderschrank fand April neben Uniformteilen des Marine-Corps, mehreren Schußwaffen und einem nachgemachten SS-Dolch mit der Aufschrift 'Blut und Ehre' auch eine weiße Kapuze, wie man sie von den Zusammenkünften des berüchtigten Ku-Klux-Klans kannte.
Aufschlußreich waren dann auch einige Fotoalben, in denen Jo ein wenig blätterte. Die Bilder zeigten mit Kapuzen maskierte Gestalten bei ihren merkwürdigen Zusammenkünften bei nächtliche Fackelzügen und brennenden Feuerkreuzen.
"Er scheint in einer hiesigen Gruppe des Klans engagiert zu sein", stellte April fest, die ihrem Boß über die Schulter blickte. Jo nickte. Überraschen konnte das kaum. Aber dann fanden sie noch etwas anderes.
Es war ein Album, das sich von den anderen schon durch die Farbe unterschied. Alle anderen Alben waren schwarz. Dieses war rot und es enthielt ausschließlich Aufnahmen von Frauen.
Von einer Frau.
Claire Levine.
*
McBride hatte seine Schicht im Staatsgefängnis von Houston hinter sich gebracht und war hundemüde, als er den grauen Kombi auf der Garageneinfahrt vor seinem Haus parkte.
McBride stieg aus, knallte die Tür zu und kramte dann umständlich in der Hosentasche nach seinem Haustür-Schlüssel. Innerlich verfluchte er das verschwitzte Uniform-Hemd, das ihn am Leib klebte. Die Klima- Anlage des Kombis war kaputt, was an einem heißen Tag wie diesem ziemlich unangenehm werden konnte.
McBride öffnete die Haustür und trat ein. Beim Gehen schnallte er sich den Revolvergurt ab und riß sich die ersten drei Hemdknöpfe auf. Er keuchte, als in die Wohnküche kam und die Waffe samt Gurt auf den Tisch knallte.
Als er dann Geräusch im Obergeschoß hörte, griff seine Rechte instinktiv zum Dienstrevolver.
Mit der Waffe in der Hand ging er zur Treppe.
"Junge!" rief er. "Bist du da oben?"
Aber es meldete sich niemand. Er ging die Treppe hinauf, die Waffe immer noch im Anschlag. Vielleicht hatte er sich
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