Privileg Venusgeist
die Lippen aufeinander und hielt die Luft an. Wie würde die Maschine unter dem einfallenden Befehlsstrom des Superkodators reagieren?
Hannibals und Maykofts Handbewegungen bemerkte ich nur aus den Augenwinkeln. Sie schlossen die Druckhelme der Kampfanzüge, die wir beim Erreichen der Orbitbahn angelegt hatten.
Auf Hannibals Brust hing der ballförmige Individual-Schirmprojektor; ein indirektes Geschenk des mechanischen Venuskommandeurs.
Eine grünlich flimmernde Energieflut floß an seinem Körper entlang und hüllte ihn ein.
»Ich werde keine Gehorsamsverweigerung dulden«, erklärte der Kleine.
Mit diesen Worten unterstützte er mein Verlangen nach den Regeln der robotischen Logik. Von nun an hatte das Gerät nicht nur den Kleinen und mich als quotientenberechtigte Befehlshaber mit über fünfzig Neu-Orbton zu schützen, sondern darüber hinaus das seiner Obhut überlassene Schiff, das er auf keinen Fall gefährden konnte. Hannibals schußbereite Strahlwaffe war aber eine ernsthafte Bedrohung!
Maykoft entsicherte ebenfalls. Mir stockte fast der Atem, als ich das glasige Flimmern in dem Abstrahltrichter seiner Hochenergiewaffe bemerkte. Dieses Bündelungs-Energiefeld mußte der Zentraleroboter längst angemessen haben.
»Fahrt aufnehmen, verschwinden! Das schaffen wir gerade noch«, rief mir Allison beschwörend zu.
Der Hauptroboter rührte sich nicht, nur die Kontrollen flammten immer heftiger. Ich war überzeugt, daß unser »Chef« inzwischen tätig geworden war. Nach den immer noch gültigen Vorschriften des Kommandierenden Marsadmirals Saghon hatte er das näher kommende Raumschiff per Hyperfunk anzurufen und den Berechtigungskode zu verlangen.
Das war ein weiterer Punkt meines Planes! Das Schiff der Soghmoler hatte an den letzten Weltraumschlachten zwischen der marsianischen und denebischen Flotte nicht teilgenommen.
Es hatte im Gegensatz zu den letzten, für die Systemverteidigung eingesetzten Kampfverbänden bereits lange Zeit zuvor auf dem Planeten Soghmol gestanden. Dort hatte es einem Außensektor-Kommandeur als Flaggschiff gedient, oder es hätte sich niemals einer der seinerzeit streng geheimen Großkodatoren an Bord befinden können.
Das bedeutete in logischer Konsequenz, daß die Bordpositronik des KASHAT-Kreuzers die letzten Kodeschlüssel der Heimatflotte nicht mehr gespeichert hatte. Admiral Saghon war ein äußerst vorsichtiger Mann gewesen. Er hatte sich zweifellos gehütet, weitentfernten Untergebenen, die ohnehin auf verlorenem Posten standen, die wichtigen Kladdenschlüssel durchzugeben.
Unsere »1418« hatte aber bis zum bitteren Ende als Saghons Kurierschiff gedient. Wenn es noch irgendwo die geheimen Daten gab, dann in den unergründlichen Speichern unseres Bootes.
»Nehmen Sie doch Fahrt auf!« beschwor mich Allison. »Wenn Sie schon vorher wider jede Vernunft handelten, hören Sie wenigstens jetzt auf mich. Wir müssen verschwinden!«
»Allison – wenn das meine Absicht wäre, hätte ich es schon vor zweieinhalb Stunden getan«, antwortete ich endlich. »Ich habe auf den Schweren Kreuzer gewartet; nicht unten auf der Oberfläche, sondern hier im freien Raum, wo seine Geschütze wesentlich besser eingesetzt werden können. Und nun, Framus, sehen Sie auf die Bildschirme – jetzt ist er wirklich gekommen!«
»Anne, rufen Sie einen Arzt«, wandte sich Allison erstaunlich gelassen an Dr. Burner. Sie musterte mich nachdenklich. Die Bildschirme mit dem immer größer werdenden Abbild der drohenden Vernichtung beachtete sie nicht.
»Ich denke nicht daran. Mir
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