Privileg Venusgeist
zu schreiten, hatte ich mich getäuscht. Ich hatte es auch nicht ernsthaft angenommen, immerhin aber darauf gehofft. Es hätte möglich sein können!
»Unterstützen Sie meine Forderung mit Ihrem Kodator«, sprach er mich an. »Alle Festungssektoren, die ich betrete, dürfen von keinerlei Schutzschirmen überspannt sein. Das würde die Befehlsgebung zu meinem Großgerät stören. Sie wollen die Macht doch nicht allein haben, HC-9! Es wäre ungerecht.«
Diesmal war ich nicht überrascht, als er die Lippen zu einem »Lachen« verzog.
Ich lächelte ebenfalls.
9.
Die beiden Bodengleiter hielten an. Wir befanden uns in einer Halle, die wie hundert andere aussah; allerdings mit dem Unterschied, daß es hier eine Nebenschaltstation des Venusgehirns gab. Die technischen Anlagen hatten früher zur Einspeisung von Sonderbefehlen gedient.
Sicherlich hatte es sich um keine grundlegenden Anweisungen gehandelt, sondern ausschließlich um solche der Schiffsausrüstung und -Wartung.
Hinter uns lagen zahlreiche Werften, Hangars und Depots, die alle einen guterhaltenen Eindruck gemacht hatten. Das positronische Monstrum schien über die Jahrzehntausende hinweg tadellos funktioniert und die ihm anvertraute Festung vorbildlich in Ordnung gehalten zu haben.
Hannibal und Kenji Nishimura waren deprimiert. Nach dem von Maerec-Taarl verlangten Abschalten der Energieglocke hatte man uns auch noch die beiden Schutzschirmprojektoren abverlangt. Der Soghmoler war entsetzt zurückgewichen, als er die Bedeutung der kugelförmigen Geräte erkannt hatte.
Unsere Kampfanzüge hatten wir in der ersten Bunkerschleuse zurücklassen müssen. Man hatte uns gut temperierte und atembare Luft zugesichert.
Beim Abstreifen meines Panzers hatte der Großroboter meine letzte Einsatzwaffe entdeckt. Damit hatten wir nicht gerechnet!
Meine metallene Ärmelmanschette enthielt eine winzige, kaum hervorstehende Schneide. Das an ihr haftende Nervengift hätte zehn Soghmoler ins Jenseits befördern können. Mit welcher Methode die Überprüfungsgeräte diese Notwehrwaffe erkannt hatten, war mir rätselhaft.
Maerec-Taarl hatte seinen künstlichen Finger verloren! Als das Glied samt dem darin eingebauten Preßluftnadler von einem marsianischen Roboter entfernt wurde, hatte ich stoßartig gelacht.
Der fremde Kommandant und ich hatten uns als ertappte Sünder gegenüberstanden. Keiner hatte in dem Augenblick gewußt, was er sagen sollte.
Hannibal hatte seine aufgestörten Gefühle in handfeste Verwünschungen gekleidet. Maerec-Taarl waren einige Laute über die Lippen gekommen, die sich wie ein verlegenes Gelächter angehört hatten.
Anschließend waren die entlarvten Helden dieser Mission auf zwei getrennte Prallfeldgleiter gebeten worden, zwischen denen der Robotkommandeur zusätzlich eine mobile Energiewand aufgebaut hatte. So waren wir schließlich im Nebenschaltbunker angekommen.
Ich fragte mich, ob das positronische Monstrum genug Gefühl besaß, um sich amüsieren zu können. Jeder von uns hatte nicht nur den Gegner sondern auch den Beherrscher der Venus übertölpeln wollen.
Uns ging es um die Existenz und Freiheit der Menschheit; der Soghmoler dachte naturgemäß an seine Aufgabe. Wahrscheinlich würde er sich ohne eine Erfolgsmeldung nicht nach Hause getrauen.
Hannibal und Nishimura zermarterten sich die Gehirne nach einem Ausweg. Ich bildete keine Ausnahme. Wenn ich zu der leuchtenden Energiewand zwischen dem Soghmoler und mir hinüberblickte, gab ich den Gedanken, ihn anzuspringen,
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